Regen und Sonnenschein wechseln sich am vergangenen Freitag im Minutentakt ab. Trotz der ungemütlichen Temperaturen sind die Terrassen auf dem Marktplatz kurz vor der Mittagspause gut besucht. Über Politik möchte von den Gästen allerdings fast niemand reden. Eine Ausnahme gibt es dann doch: ein Mann, Mitte 40, der sein ganzes Leben in Echternach verbracht hat. „Wenn ich an die Politik denke, fällt mir nichts Positives ein. Aus diesem Grund möchte ich anonym bleiben“, so der Mann. „Ganz schlimm war das Verkehrschaos während der Spitzenstunden, um ins Zentrum zu kommen. Hier mussten Autofahrer vor allem im vergangenen Sommer viel Geduld mitbringen. Jetzt hat sich die Situation allerdings etwas verbessert“, fügt er hinzu. Die langen Staus hatten sich wegen der Vorbereitungsarbeiten zur geplanten „Voie de délestage“ gebildet.
Das Mammutprojekt rund um die sogenannte „Voie de délestage“ nutzt bereits bestehende Straßen, um den Verkehr flüssiger zu machen, und entschärft zudem weitere Brennpunkte. Erste Bauarbeiten haben im vergangenen November begonnen. Das Großprojekt wird jedoch in mehreren Etappen umgesetzt und soll erst im Jahr 2028 abgeschlossen werden. Erste Bauarbeiten an der Entlastungsstraße am „Bypass Morgenstern“ haben ebenfalls vor Kurzem begonnen. Hier wird die Nationalstraße zur Kreuzung Morgenstern mit der rue des Remparts verbunden. Im Rahmen der zweiten Phase soll der „Bypass Knepper-Kreuzung“ gebaut werden. Beim dritten Abschnitt soll die rue Charly auf zwei Spuren ausgeweitet werden. Zu guter Letzt wird dann die rue du Pont umgestaltet.
Doch nicht nur die Verkehrssituation ist dem gesprächsbereiten Mann ein Dorn im Auge. Er findet das Verschwinden kleiner Geschäfte im Stadtzentrum sehr besorgniserregend. „Ich bin mir nicht sicher, ob ein Outlet die lokale Geschäftswelt retten kann“, so der Mann weiter. Wie viele andere Städte kämpft auch Echternach seit Jahren gegen den wachsenden Leerstand sowie das Verschwinden lokaler Geschäftsleute.
Im Stadtzentrum stehen momentan 50 Geschäftsräume mit einer Gesamtfläche von 7.000 m2 leer. Um dem entgegenzuwirken, gibt es schon seit 2017 Pläne, ein „City-Outlet“ in Echternach anzusiedeln. Jetzt sollen sie konkreter werden. „Wir planen, das Outlet im Frühjahr 2024 eröffnen zu können. Momentan verhandeln wir mit 38 Marken. Diese sollen keine Konkurrenz für die bestehenden Geschäftsleute werden, sondern das Angebot erweitern“, erklärte Bürgermeister Yves Wengler (CSV) bei einer Infoversammlung vergangenen März. Um welche Marken es sich handelt, kann noch nicht verraten werden, da die Verhandlungen noch laufen. Fest steht aber: Echternach möchte sich als Hauptstadt des Müllerthals marketingtechnisch besser positionieren und deshalb vor allem Outdoor-, Wander- und Sportmarken in die Abteistadt locken.
Mehr Europa
Im Echternacher Zentrum soll jedoch kein herkömmliches Outlet entstehen, sondern ein City-Outlet. Im Gegensatz zu den Factory-Outlet-Centern sind bei einem City-Outlet nicht alle Geschäfte innerhalb eines großen Gebäudekomplexes oder Areals untergebracht. Sie könnten beispielsweise in der Fußgängerzone oder am Marktplatz angesiedelt werden. Konkrete Bauarbeiten wurden bislang noch nicht umgesetzt.
Joseph Weis, der in der Nähe des alten Bahnhofs wohnt, bewertet die geleistete Arbeit der Gemeindevertreter allerdings etwas positiver und spricht das verheerende Hochwasser von 2021 an: „Ich kann nicht verstehen, dass der Park noch immer nicht vollständig aufgeräumt wurde. Außerdem finde ich es haarsträubend, dass wir nach den Fluten nicht mehr mit unseren deutschen Nachbarn zusammengearbeitet haben. Hier wurde die Gelegenheit verpasst, im Sinne Europas zu handeln. Die Sporthalle, aber auch das Schwimmbad hätten dann von beiden Seiten genutzt werden können“, so Weis.
Echternach
Größe: 20,49 km2
Ortschaften: Echternach
Einwohnerzahl: 5.705 (Stand 2022)
Aktueller Bürgermeister: Yves Wengler (CSV)
Zusammensetzung Gemeinderat: Ben Scheuer, Ricardo Marques, Jean-Claude Strasser, Luc Birgen, Marcel Heinen, Christiane Dieschbourg-Becker, Carole Zeimetz, Carole Hartmann, Ricardo Filipe-Pacheco, Christophe Origer
Esoulang d'Maartplaz vum Chantier vun der Petite Marquise, verschandelt gett, an seit gefillten Joeren (!) net an d'Rei kennt, wärt dat alles näischt gin mat Iechternoch. E privaten Geschäftsmann wollt dat virun Joeren kafen an an d'Rei machen, mä dat war verschidden Leit net gutt genuch. Jiddefalls wär dee Schandfleck dann mol gutt fort gewiescht!