Noch bis Ende des Jahres kann im ersten Stock des Trifolions in Echternach die Ausstellung „Esou ginn Helde gebuer: Mittelalterbilder“ besichtigt werden. Sie möchte zeigen, wie die luxemburgischen „Helden“, wie zum Beispiel Johann der Blinde oder speziell in Echternach der heilige Willibrord, im 19. und 20. Jahrhundert von den Menschen gesehen wurden und wie sehr diese Sichtweisen immer noch unsere Wahrnehmung des Mittelalters prägen.
Parallel zur Ausstellung werden zudem einige Workshops und Konferenzen zu diesem Thema angeboten. Diese Woche beleuchtete der junge Historiker Dr. Michel Summer das Leben und die Reisen des heiligen Willibrords, um sich nicht zuletzt die Frage zu stellen, ob der irische Missionar als Angelsachse, Luxemburger oder gar Europäer angesehen werden kann. Zurzeit unterrichtet Summer an der Universität Heidelberg am Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde. Promoviert hat der Mittdreißiger vor einem Jahr am Trinity College in Dublin, und das mit der Dissertation „Beyond Mission. Willibrord as a political actor between early medieval Ireland, Britain and Merovingian Francia (690–739)“.
Präzise Zeitzeugenberichte, die sich mit dem Leben Willibrords befassten, gibt es keine. Zwei originale Quellen, die der Historiker untersucht hat und anschließend in seinem Vortrag thematisierte, wurden erst mehrere Jahre nach Willibrords Tod verfasst. Wichtige Meilensteine aus dem Leben des Mönchs könnten somit abgeändert worden sein bzw. unbedeutenden Ereignissen mehr Gewicht zugesprochen werden.
Doch die Eckdaten aus Willbrords Leben sind bekannt.
Christlicher Glaube
Der Missionar wurde 658 in Northumbria, dem heutigen England, geboren. Von der Insel setzte sich der Mönch dann in die Nordgebiete der heutigen Niederlande (Friesland) ab. Von dort aus führte sein Weg nach Echternach, wo er ein Kloster errichten ließ und 739 starb. Kurz nach dem Tod des englischen Erzbischofs sprangen die ersten Pilger zu seinem Grab im Chor der Echternacher Abtei. Das Datum der ersten Springprozession kann jedoch nicht genau festgelegt werden. Forscher nehmen an, dass sich heidnische Bräuche mit christlichen Dogmen vermischt haben. Die erste schriftliche Überlieferung dieses Brauchs stammt aus dem Jahre 1008.
„Der Name Willibrord ist heute unmittelbar mit der Echternacher Springprozession verbunden. Sein Ruf als Luxemburger Heiliger ist jedoch nur eine von vielen Identitäten, die dem irischen Missionar während seines Lebens zugeschrieben wurde. Er wird als englischer Missionar, aber auch als Apostel der Friesen bezeichnet“, erklärte der Historiker. Bedenken sollte man allerdings, dass es zu Willibrords Lebzeiten keine nationalen Staaten, wie wir sie heute kennen, gab. Das eigentliche Bindeglied zwischen seinen Reisen und seinen Aufenthalten war die christliche Religion. So trat er während seiner Zeit in Echternach gleich zweimal die beschwerliche Reise nach Rom an, um dort den Papst zu treffen. Historische Persönlichkeiten müssen somit immer in den zeitlichen Kontext gesetzt werden, in dem sie gelebt haben, um möglicherweise ihre wahren Absichten hinter jeder Handlung oder Reise zu erahnen.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags durchgehend geöffnet und kostet fünf Euro Eintritt. Studenten und Rentner zahlen lediglich drei Euro.
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