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Studie der BCLDie ungerechten Folgen von Covid-19 für die Finanzen der Luxemburger Haushalte

Studie der BCL / Die ungerechten Folgen von Covid-19 für die Finanzen der Luxemburger Haushalte
Die Luxemburger Zentralbank hat gemessen, wie sich die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Krise auf Wohlstand, Einkommen, Sparquote und Konsum der Haushalte ausgewirkt haben Foto: AFP/Ramon van Flymen

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Die Covid-19-Krise und ihre Folgen hat jeder zu spüren bekommen. Die Ärmeren jedoch mehr als die Reichen. Wie groß die Unterschiede bei der Entwicklung von Wohlstand und Einkommen sind, zeigen die Resultate einer neuen Studie der Luxemburger Zentralbank.

Deutliche 11 Prozent der Haushalte verbuchten im Jahr der Pandemie eine Verringerung des Wertes ihres Finanzvermögens. Das geht aus einer Untersuchung über die Auswirkungen von Covid-19 auf Arbeit, Einkommen, Verbrauch, Ersparnisse und Finanzvermögen der Luxemburger Haushalte hervor. Dabei hat die Luxemburger Zentralbank (BCL) ebenfalls festgestellt, dass ärmere Haushalte eher von negativen Auswirkungen der Pandemie betroffen waren als Haushalte mit höherem Einkommen oder Vermögen.

Insgesamt war ein großer Anteil der Haushalte von Veränderungen betroffen, so die im „Bulletin 2023/2“ veröffentlichte Analyse. Bei etwa einem Fünftel der Haushalte kam es aufgrund von Covid-19 und Gegenmaßnahmen zu Einkommensveränderungen, während etwa 50 Prozent der Haushalte über erhebliche Veränderungen in ihrem Sparverhalten berichteten. Darüber hinaus meldeten etwa 25 Prozent der Befragten Veränderungen im Wert ihres Finanzvermögens. Ob diese Veränderungen zum Guten oder zum Schlechten waren, war größtenteils abhängig vom Wohlstandsniveau des Haushalts.

So deuten die Ergebnisse darauf hin, dass im Jahr 2020 in etwa 16 Prozent der Haushalte mindestens ein Mitglied seinen Arbeitsplatz freiwillig verlassen hat, entlassen wurde oder verloren hat. Betroffen davon waren bei den 20 Prozent der wohlhabenderen Haushalte neun Prozent, bei den 20 Prozent der einkommensschwachen Haushalte jedoch deutlich höhere 21 Prozent. Ohne die Einführung des Homeoffice und die Ausweitung der Kurzarbeit wären die Auswirkungen wohl noch größer gewesen, so die BCL.

Auch beim Einkommen waren die wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 sehr unterschiedlich. Während die meisten Haushalte während der Pandemie ein stabiles Einkommen hatten (82 Prozent), verbuchten sechs Prozent Zuwächse und zwölf Prozent Verluste. Ärmere Haushalte mussten eher einen Einkommensrückgang hinnehmen (18 Prozent verlieren; sieben Prozent gewinnen). Die durchschnittliche Veränderung für Haushalte am unteren Ende der Einkommensverteilung betrug jedoch nur etwa -1 Prozent des Bruttoeinkommens, präzisiert die BCL.

Bei Wohlhabenden stieg Sparquote deutlich

Die höchsten Veränderungsraten wurden derweil beim Verbrauch und bei der Sparfähigkeit gemessen. So hatte fast die Hälfte der Haushalte (45 Prozent) ihre Konsumgewohnheiten aufgrund von Pandemie und Abriegelungsmaßnahmen geändert. In 27 Prozent der Haushalte gingen die Ausgaben zurück und in 18 Prozent stiegen sie an. Der Anteil der Haushalte, bei denen es Rückgänge gibt, ist dabei etwa gleich hoch bei den wohlhabendsten 20 Prozent wie bei den einkommensschwächsten 20 Prozent der Haushalte (32 und 31 Prozent). Ein deutliches Wachstum bei den Ausgaben verzeichneten derweil 28 Prozent der ärmeren Haushalte, jedoch nur acht Prozent der reicheren.

In der Folge der Einkommens- und der Verbrauchsgewohnheiten überrascht es dann nicht, dass die Sparquote vor allem bei den Wohlhabenden zulegte: ein Plus von 42 Prozent. Nur die wenigsten von ihnen konnten weniger Geld zur Seite legen als im Vorjahr (fünf Prozent). Bei den weniger wohlhabenden 20 Prozent der Haushalte war dies anders: 33 Prozent sparten weniger, 22 Prozent mehr.

Covid-19 wirkte sich somit auch auf das von den Haushalten gehaltene Finanzvermögen (einschließlich Bankeinlagen, Aktien und Investmentfonds) aus. Insgesamt meldeten elf Prozent der Haushalte eine Verringerung des Wertes ihres Finanzvermögens, während 14 Prozent der Haushalte Gewinne meldeten.

Stabilität für große Mehrheit der Haushalte

Für die große Mehrheit der Haushalte (75 Prozent) blieb die Situation unverändert. Unterschiede gab es jedoch zwischen den obersten und den untersten 20 Prozent: So hat der Wohlstand der bereits Wohlhabenden bei 19 Prozent von ihnen zugelegt, bei den unteren jedoch nur um 10 Prozent. Derweil haben 16 Prozent der weniger Wohlhabenden an Kapital verloren, doch nur sieben Prozent der reicheren Haushalte.

Als Schlussfolgerung schreibt die Bank, dass sich Covid-19 stark auf Konsum und Ersparnisse der Haushalte ausgewirkt hat. Das Bruttoeinkommen sei hingegen weitgehend stabil geblieben. Jedoch waren Einkommensrückgänge bei reicheren Haushalten weniger häufig als bei ärmeren Haushalten. Dies deutet darauf hin, dass die Pandemie für ärmere Haushalte eine insgesamt größere Belastung darstellte.

Die Daten der Analyse stammen aus einer Zusatzfrage in der „Luxembourg Household Finance and Consumption Survey“ (LU-HFCS), welche Daten über Finanzen und Verbrauch der Haushalte untersucht. Im Jahr 2021 war die Frage eingefügt worden, wie sich die Pandemie auf ihren Arbeitsstatus, ihr Einkommen, ihr Konsumverhalten, ihre Ersparnisse und ihr Finanzvermögen im Jahr 2020 ausgewirkt hat.

Die Wirtschaft in 2020

Mitte März 2020 ergriff die luxemburgische Regierung mehrere Abriegelungsmaßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Diese trugen dazu bei, dass das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2020 um 6,3 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal 2019 schrumpfte. Im gesamten Jahr 2020 sank die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden um vier Prozent, insbesondere im Bereich „Beherbergungs- und Gaststättengewerbe“, wo sie um spürbare 31 Prozent zurückging. Das jährliche Wachstum der Gesamtbeschäftigung ging von 3,3 Prozent im Jahr 2019 auf 1,7 Prozent zurück, das langsamste Wachstum seit den Folgen der Finanzkrise im Jahr 2009. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,5 Prozent im Februar 2020 auf 7 Prozent im Juni 2020.

Die Regierung hat 2020 ein umfassendes Stabilisierungs- und Konjunkturprogramm aufgelegt, das viele unterschiedliche Maßnahmen umfasste. Insgesamt beliefen sich diese Ausgaben auf schätzungsweise 2,6 Prozent des luxemburgischen BIP, wovon ein Prozentpunkt auf Kurzarbeit („chômage partiel“) und 0,4 Prozentpunkte auf Sonderurlaub aus familiären Gründen entfielen, erinnert die BCL im Rahmen der Analyse. Im Jahr 2021 erholte sich die Luxemburger Wirtschaft wieder kräftig.

Verona
24. August 2023 - 11.23

" Dabei hat die Luxemburger Zentralbank (BCL) ebenfalls festgestellt, dass ärmere Haushalte eher von negativen Auswirkungen..." Kommt der Rest des Artikels nächstes Jahr?