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ArcelorMittalDie Lage im ersten Halbjahr 2023 ist nicht mehr so glänzend wie noch vor einem Jahr

ArcelorMittal / Die Lage im ersten Halbjahr 2023 ist nicht mehr so glänzend wie noch vor einem Jahr
Blick in das Werk von ArcelorMittal in Rodange, das letztes Jahr seinen 150. Geburtstag gefeiert hat Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Nach einigen Quartalen, in denen das Geschäft von ArcelorMittal stark geboomt hatte, hat sich das Umfeld wieder normalisiert. Im ersten Halbjahr 2023 hat der Luxemburger Stahlkonzern somit rückläufige Zahlen verbucht.

Nach einem außergewöhnlich guten Jahr 2021, in dem ein Nettogewinn von fast 15 Milliarden Dollar verbucht wurde, und weiteren überdurchschnittlich guten Monaten zu Jahresbeginn 2022 hat sich die Lage auf dem Stahlmarkt seit der zweiten Jahreshälfte 2022 wieder normalisiert. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 2023 war die Lage für den Stahlkonzern ArcelorMittal somit nicht mehr ganz so glänzend wie noch vor einem Jahr.

In den ersten sechs Monaten 2023 lag der erwirtschaftete Umsatz des in Luxemburg beheimateten Stahlherstellers bei 37,1 Milliarden Dollar, wie der Konzern am Donnerstag in einer Pressemeldung mitteilte. Verglichen mit den Zahlen vom Vorjahreszeitraum (43,98 Milliarden Dollar) handelt es sich um eine deutliche Verschlechterung.

Ähnlich verhält es sich beim Nettoergebnis: Erwirtschaftet wurde in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 ein Gewinn von 2,96 Milliarden Dollar. Verglichen mit den Rekordzahlen vom ersten Halbjahr 2022 (8 Milliarden Dollar) ist dies ein deutlicher Rückgang.

Höherer operativer Gewinn pro Tonne

Als „schlecht“ kann man das Ergebnis trotzdem nicht bezeichnen: Zwar liegt das operative Ergebnis pro verschiffte Tonne Stahl deutlich unter dem der letzten Quartale – gleichzeitig liegt es mit 155 Dollar pro Tonne jedoch deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (120 Dollar pro Tonne). Zudem hat sich diese Zahl im zweiten Quartal, verglichen mit dem ersten Quartal 2023, verbessert. Auch gestiegen sind in dem Zeitraum der operative und der Nettogewinn.

Gleichzeitig ist die Netto-Verschuldung des Konzerns mit 4,5 Milliarden Dollar weiterhin auf einem überaus niedrigen Niveau. 2012 stand die Gruppe noch vor einem Schuldenberg von mehr als 20 Milliarden Dollar. Die auf den Schulden zu zahlenden Zinsen sind auf 0,1 Milliarden Dollar geschrumpft.

Die Entwicklung der Profitabilität pro Tonne 
Die Entwicklung der Profitabilität pro Tonne  Screenshot: ArcelorMittal

„Wir haben in der ersten Jahreshälfte ein starkes Finanzergebnis erzielt, das die verbesserten Marktbedingungen und auch die positiven Auswirkungen der jüngsten strategischen Akquisitionen widerspiegeln“, so Geschäftsführer Aditya Mittal zu dem Halbjahresresultat. „Sowohl ArcelorMittal Pecém in Brasilien als auch ArcelorMittal Texas HBI in den Vereinigten Staaten leisten einen wertvollen Beitrag und erwirtschaften ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis. Zudem beginnen Projekte, die unsere Fähigkeit zur Herstellung von Produkten mit höherem Mehrwert in wachstumsstarken Märkten verbessern, sowie Investitionen in unsere kohlenstoffärmeren Lieferketten ihr Potenzial zu zeigen“, so Aditya Mittal.

Für den Rest des Jahres hat der Konzern seine Prognose für den Stahlverbrauch etwas zurückgeschraubt. Unter anderem wegen einer schwächeren Bautätigkeit in Europa wird weltweit (ohne China) nur noch mit einem Nachfrage-Plus von einem bis zwei Prozent gerechnet. Zuvor war es ein Plus von zwei bis drei Prozent, das erwartet wurde. Aditya Mittal gibt sich jedoch weiterhin optimistisch: „Mit Blick auf die Zukunft ist das Unternehmen in einer guten Position und konzentriert sich darauf, in der zweiten Jahreshälfte weitere strategische Fortschritte zu erzielen“, so der Geschäftsführer.

Wieder in ruhigeren Gewässern

Zudem hebt Mittal hervor, dass der Konzern „weitere strategische Fortschritte“ bei seiner Dekarbonisierungsagenda mache. „Erfreulicherweise hat uns die Europäische Kommission jetzt die Finanzierung unserer Transformationsprojekte in Belgien, Spanien und Frankreich genehmigt. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, und wir führen nun Gespräche mit den Regierungen über die Kosten und die Verfügbarkeit der sauberen Energie, die erforderlich ist, um diese Projekte rentabel zu machen.“

Auch hierzulande scheint der Stahlkonzern wieder in ruhigeren Gewässern unterwegs zu sein. Als Folge der Schwierigkeiten 2020 hatte ArcelorMittal damals im Land einen Abbau von 15 Prozent der Arbeitsplätze angekündigt. Der Konzern sprach von nur noch 3.000 Mitarbeitern in Luxemburg. Jedoch soll es letztendlich doch weniger Stellenstreichungen geben als ursprünglich geplant. Zu Beginn des Jahres 2023 beschäftigte das Unternehmen hierzulande 3.540 Mitarbeiter, 80 mehr als im Vorjahr. Damit war die Gruppe siebtwichtigster privater Arbeitgeber des Landes. Noch im Jahr 2011 zählte der Stahlhersteller mehr als 6.000 Mitarbeiter im Lande. Bis 2015 war er der wichtigste private Arbeitgeber.

An der Luxemburger Börse ging der Kurs der Aktie des Stahlherstellers am Donnerstag ganz leicht zurück. Am frühen Nachmittag lag der Wert eines Anteilsscheins etwa 0,5 Prozent tiefer als am Vortag, bei 25,5 Euro. Anfang April 2020 betrug der Wert eines Anteilsscheins lediglich 7,9 Euro.

Der hierzulande beheimatete Konzern gilt als zweitgrößter Stahlhersteller der Welt. Gemessen an der Produktionsmenge wurde er 2020 von der China Baowu Group überholt.

Der Kurs der ArcelorMittal-Aktie an der Luxemburger Börse
Der Kurs der ArcelorMittal-Aktie an der Luxemburger Börse Screenshot: www.bourse.lu

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