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PrivatbankenDie Kunden am Bankenplatz Luxemburg werden weniger, aber wohlhabender

Privatbanken / Die Kunden am Bankenplatz Luxemburg werden weniger, aber wohlhabender
In den vergangenen Jahren hat sich die Kundschaft am Luxemburger Bankenplatz merklich verändert. Unter anderem ist der Anteil der Kundengelder aus Luxemburg gewachsen.  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Wie das Abschaffen des Bankgeheimnisses, so hat auch die Corona-Krise den aktiven Finanzinstituten im Private Banking nicht geschadet. Die Luxemburger Privatbanken verwalten heute so viel Geld wie noch niemals zuvor. Jedoch verändert sich die Kundschaft. Der Anteil der Kunden, die weniger als eine Million Euro besitzen, geht weiter zurück.

Zum Ende des Jahres 2020 erreicht das von den Luxemburger Privatbanken verwaltete Vermögen den neuen Rekordwert von 508 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von starken neun Prozent, wie aus einer rezent veröffentlichten Umfrage der Luxemburger Bankenvereinigung ABBL hervorgeht. Das Vermögen, das wohlhabende Privatkunden den Luxemburger Banken anvertraut haben, belief sich 2019 auf „nur“ 466 Milliarden Euro.

Hintergrund dieses Zuwachses ist die positive Entwicklung an den Märkten, schreibt die „Association des banques et banquiers, Luxembourg“ (ABBL). Der S&P sei letztes Jahr beispielsweise um 16 Prozent gestiegen – der MSCI Global Index um 14 Prozent. Zudem habe der Brexit zusätzliche Gelder nach Luxemburg gebracht und die bestehenden Kunden haben den Finanzinstituten mehr Geld anvertraut.

Insgesamt war 2020 das zwölfte Jahr in Folge mit ununterbrochenem Wachstum. 2018 belief sich das Geldvolumen noch auf 395 Milliarden Euro. Seit 2008 (225 Milliarden) hat sich das verwaltete Vermögen mehr als verdoppelt.

Kundschaft hat sich verändert

Jedoch hat sich, mit den Jahren, die Kundschaft der Luxemburger Privatbanken verändert. Der Anteil der Kundschaft, die weniger als eine Million Euro auf ihren Konten hat, ist weiter geschrumpft. Sie stand (2020) nur noch für sieben Prozent der verwalteten Kundengelder. Letztes Jahr waren es noch acht Prozent – 2011 noch stattliche 24 Prozent. Die sehr reichen Kunden (über 20 Millionen Euro angelegt) stehen derweil mittlerweile für mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Kundeneinlagen. 2018 waren es erst 41 Prozent der Gelder.

Angaben zur Zahl der Kunden werden in dem Papier nicht gemacht. Doch klar ist, dass der „belgische Zahnarzt“ mit dem Bankgeheimnis aus Luxemburg abgezogen ist. Ersetzt wurde er durch weniger, doch viel reichere Menschen.

Mit einem Schrumpfen der Zahl der Kunden ist auch die Zahl der Mitarbeiter im Geschäftsbereich Private Banking in Luxemburg rückläufig. Während die Gesamtzahl der Beschäftigten im Bankensektor (26.059 zum Jahresende 2020) stabil geblieben ist, verzeichnete der Privatbankensektor innerhalb eines Jahres einen leichten Rückgang der Zahl der Angestellten (auf 6.097 Personen). Bereits letztes Jahr war ihre Zahl (um 6,8 Prozent) von 6.676 auf 6.224 Personen zurückgegangen. 2016 war mit 6.733 ein Höhepunkt bei der Beschäftigung erreicht worden.

Das Thema „Rentabilität ist nach wie vor ein Problem für das Private Banking, insbesondere für kleinere Finanzinstitute, die unverhältnismäßig stark von den Kosten der Regulierung betroffen sind“, schreibt die ABBL. Die Zahl der Finanzinstitute, die im Bereich Privatbank tätig sind, ist letztes Jahr stabil geblieben. Zwei neue Banken kamen hinzu – zwei sind aus dem Geschäftsbereich ausgestiegen. Im Vorjahr war die Zahl der Privatbanken von 57 im Jahr 2018 auf 54 im Jahr 2019 geschrumpft.

Der allergrößte Anteil der Vermögenswerte des Bankenplatzes (85 Prozent) kommt aus Europa: etwa ein Fünftel (21 Prozent) aus Luxemburg, gefolgt von Belgien, Frankreich und Deutschland (17 Prozent) und dem Rest Europas (47 Prozent). Aus der „übrigen Welt“ stammen nur noch 10 Prozent der Gelder.

Deutlich kleiner geworden ist in den letzten Jahren der Anteil der Kundengelder aus Belgien, Frankreich und Deutschland (2011: 25 Prozent). Deutlich angestiegen ist dagegen der Anteil der Kundengelder aus Luxemburg (2011: 18 Prozent). Hintergrund mag die wachsende Zahl der Millionäre im Großherzogtum sein. Laut dem neuesten „World Wealth Report“ von Capgemini zählt Luxemburg aktuell 42.800 Menschen, die mehr als eine Million US-Dollar zum Investieren zur Verfügung haben. Zwei Jahre zuvor soll die Zahl die Millionäre hierzulande erst bei 40.000 gelegen haben. Im Jahr der Pandemie wurde nun jedoch ein Sprung nach oben, um starke 6,5 Prozent, gemessen.

Zuwächse auch im Retail Banking

Gestiegen ist jedoch nicht nur das Vermögen der sehr wohlhabenden Bankkunden. Auch im Bereich des Retail Banking, also bei der Betreuung der „normalen“ Kunden, hat das Geschäftsvolumen zugelegt. Insgesamt 92,4 Milliarden Euro verwaltet dieser Bereich mittlerweile, wie der Bankenverband in derselben Meldung bekannt gab. Im Vorjahr waren es erst 84,5 Milliarden Euro. Der Zuwachs von 9,3 Prozent wurde erreicht, obwohl die Zahl der Kunden um 1,3 Prozent auf 1,211 Millionen gefallen ist.

Die Eigentümer der Mehrheit der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten sind in Luxemburg ansässige Personen (88 Prozent). 8 Prozent kommen aus den Nachbarländern und nur 4 Prozent aus anderen Staaten. Die Zahl der Mitarbeiter ging letztes Jahr leicht, um 1,6 Prozent, auf 7.339 zurück.

Was die Verteilung der Vermögen angeht, so sind vor allem die Gelder auf Girokonten stark gestiegen. „Dies steht in direktem Zusammenhang mit geringeren Ausgaben aufgrund der Gesundheitspandemie“, schreibt der Bankenverband. Die Gelder von Privatpersonen auf Sparkonten stiegen um fünf Prozent, während die Bestände an Termineinlagen (wegen des Niedrigzinsumfelds) um 16 Prozent sank. Die Wertpapierbestände nahmen insgesamt um 8 Prozent zu, was einen Anteil von 16 Prozent des Gesamtvermögens ausmacht.

Derweil hat die Pandemie auch einige Gewohnheiten der Menschen verändert, schreibt die ABBL weiter. So sind letztes Jahr Bargeldabhebungen an Geldautomaten um 25 Prozent zurückgegangen. Die Bargeldabhebungen in den Filialen gingen derweil noch stärker um 51 Prozent zurück. Es sei die Fortsetzung eines Trends, so der Bankenverband. „Physisches Bargeld wurde in der Zeit der Pandemie generell vermieden.“ Im Gegenzug hätten Geldüberweisungen per E-Banking um 6 Prozent zugenommen.

Sepp
25. August 2021 - 13.04

Und das beste ist, 5 andere Mitarbeiter und 5 Kunden haben es mitgekriegt weil Open Space so angesagt ist. Ich habe mein Immobiliendarlehen im Beisein eines Kunden erledigt. Eigentlich müsste die CNPD Open Space verbieten.

Grober J-P.
24. August 2021 - 9.42

"Luxemburg aktuell 42.800 Menschen, die mehr als eine Million US-Dollar" Würde gerne wissn ob das alle Luxemburger sind, H. Müller, können Sie Bescheid geben? Jetzt versteh ich auch warum, bei meinem letzten Besuch am Schalter "meiner" Bank der feine Herr mit Binde hinter dem Schalter mich herablassend gefragt hat was ich denn nun wieder wollte als er gecheckt hatte, dass nicht um Anlagen ging, sondern nur um Probleme am Automaten.