Die luxemburgische und alle anderen europäischen Fußballnationalmannschaften bestreiten derzeit den ersten Teil der Nations League 2022. Sie alle haben nach einer anstrengenden Saison ein Mammutprogramm zum Abschluss zu bewältigen. Die FLF-Auswahl bestreitet in elf Tagen vier Spiele und musste von Luxemburg nach Litauen und zu den Färöer-Inseln reisen und sogar noch einen Zwischenstopp in Norwegen einlegen. Zwischendurch muss dann auch noch mentale und körperliche Spitzenleistung erbracht werden. Einer, der dies besonders zu spüren bekommt, ist Danel Sinani. Der England-Profi bestritt am Dienstagabend gegen die Färöer-Inseln sein 58. offizielles Spiel seit August.
Wer ist denn nun schuld an diesem fast unmenschlichen Programm? Die Topvereine Europas sagen, es sei die europäische Fußballunion UEFA, die zu viele – laut ihnen – unwichtige Länderspiele terminiere. Die kleineren und mittleren Verbände, für die auch die Nations League eine wichtige Rolle spielt, sagen, dass die Großklubs schuld an der Überbelastung seien, weil sie den Geldhahn weiter aufdrehen wollen.
Im Grunde genommen sind aber alle gemeinsam schuld, denn sowohl für die Kleinen als auch für die Großen ist die Kohle entscheidend. Die Vereine, die Verbände und auch die Spieler wollen satte Prämien kassieren. Um diese zu generieren, müssen TV-Verträge abgeschlossen werden. Damit das Angebot groß genug ist, um genügend Geld zu scheffeln, müssen mehr Spiele stattfinden. Ein Teufelskreis.
Vor dem Champions-League-Finale vor zwei Wochen hat die internationale Spielergewerkschaft FIFPro wieder einmal Alarm geschlagen. Für die Liverpool-Stars Sadio Mané und Mohamed Salah war das Endspiel der 70. Saisoneinsatz. Laut FIFPro habe eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr ergeben, dass 88 Prozent der Trainer der Ansicht sind, Profis sollten nicht mehr als 55 Spiele pro Saison absolvieren.
Die Krux an der Sache ist, dass wohl ein Großteil der befragten Spieler und Trainer von der großen Anzahl der Spiele finanziell massiv profitieren. Weil die Vereine und Verbände immer mehr Geld wollen und auch andere Fußballfunktionäre den Hals nicht voll bekamen, wurde u.a. Katar zum WM-Ausrichter 2022. Wegen dieses Endturniers, das im Dezember stattfinden wird, wurde das ganze Programm der europäischen Ligen über den Haufen geworfen und eben auch die Nations League. Ohne Katar müssten Danel Sinani und seine Teamkollegen im Juni keine vier Spiele in elf Tagen bestreiten.
Viele Profispieler sind im Juni ausgepresster als eine Zitrone. Das System ist durch das Geld krank. Eine Heilung ist aber nicht in Sicht, denn zurzeit sieht es eher danach aus, als würde eine noch größere Gewinn-Maximierung angestrebt werden. Und diese kann laut aktuellem Stand der Dinge nicht durch weniger Wettbewerbe erzielt werden.
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