Es waren Nachrichten, die einen doch schon ein wenig überraschten, jedoch zeigten, was inzwischen für luxemburgische Sportler und Trainer alles möglich geworden ist. Mit dem gerade einmal 16-jährigen Dorian Grosber hat eines der größten Nachwuchstalente im nationalen Basketball den Sprung in eine der renommiertesten europäischen Ausbildungsakademien geschafft – die des deutschen Spitzenklubs ALBA Berlin. Eine bessere Ausbildungsmöglichkeit hätte er in Europa sicherlich kaum finden können. Auch Trainer Christophe Flammang, in den letzten Jahren Jugendcoach von Grosber bei der Sparta Bartringen, zieht es nach Deutschland. Er wird ab August in der Akademie von Bundesligist Bamberg als hauptberuflicher Jugendcoach arbeiten. Eine Idee, auf die er durch den Wechsel seines Schützlings kam – mit großem Erfolg, wie man sieht. In wenigen Wochen wird er seine neue Stelle beginnen und dort für die U13 und U14 verantwortlich sein.
Auch im Damenbasketball gab es in den letzten Jahren einen neuen Trend. Lisa Jablonowski läutete im Jahr 2016 die zweite Welle von Spielerinnen ein, die den Schritt an ein College in die USA wagten. Zuvor hatten es einige wenige, wie etwa Nadia Mossong, versucht – ohne dass jedoch viele weitere nachzogen. Vier Jahre lang spielte Jablonowski für die University of Virginia und schaffte mit ihrem Team sogar den Einzug ins NCAA-Turnier, wo der US-amerikanische College-Meister ermittelt wird. Inzwischen ist sie als Profispielerin zurück in Europa, wo sie in Italien in den letzten beiden Jahren in der ersten Liga auflief. Den gleichen Weg schlugen in den vergangenen Jahren weitere Nachwuchstalente ein, nicht zuletzt Anne Simon, die sich in ihrer Conference in den letzten Jahren einen Namen gemacht hat und dort sogar zur Spielerin der Saison gewählt wurde.
Auch im nationalen Basketball führt kein Weg mehr daran vorbei, Talente früh ins Ausland zu schicken, etwas, das Herren-Nationaltrainer Ken Diederich, der seit diesem Jahr ebenfalls „Head of Basketball“ des nationalen Verbandes FLBB ist, bereits seit längerem betont. Denn immer noch kann er bei Länderspielen auf nicht einmal eine Handvoll Profis zurückgreifen. Sieht man sich die rezenten Erfolge der FLBB-Herren an, die seit dem Amtsantritt von Diederich in jeder Qualifikationskampagne mindestens einen Sieg holten, dann kann man nur erahnen, was mit noch mehr luxemburgischen Profispielern möglich wäre. Die richtigen Talente zum richtigen Zeitpunkt ins Ausland zu schicken, dürfte eine der großen Herausforderungen sein, die in den nächsten Jahren auf die FLBB zukommen werden. Da bedarf es auch einer konsequenten Jugendarbeit, in Zusammenarbeit mit sämtlichen Vereinen.
Dass sogar die Qualifikation für eine EM-Endrunde kein Fantasieszenario mehr ist, zeigte zuletzt die luxemburgische U17-Nationalmannschaft im Fußball. Auch hier fällt auf, dass rund ein Drittel der Spieler in einer sogenannten Akademie im Ausland ausgebildet werden. Vielleicht denkt man in Luxemburg immer noch zu klein. Doch nicht zuletzt der Fall Dorian Grosber zeigt, dass viel mehr möglich ist – sogar der Weg in die besten Ausbildungszentren Europas.
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