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Arca PropertiesDer erste Halt in Luxemburg: Eine temporäre Wohnung als erfolgreiches Geschäftsmodell

Arca Properties / Der erste Halt in Luxemburg: Eine temporäre Wohnung als erfolgreiches Geschäftsmodell
Blick in eine der Wohnungen, die Arca Properties zur kurzzeitigen Vermietung anbietet Foto: Editpress/Julien Garroy

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In Luxemburg eine passende Wohnung zu finden, ist eine Herkulesaufgabe. Für neue Mitarbeiter aus dem Ausland bieten Arbeitnehmer daher oftmals eine temporäre Lösung für den Start an. Daraus hat das junge Unternehmen Arca Properties ein einfaches und erfolgreiches Geschäftsmodell gemacht.

Zu der Vorstellung des Unternehmens empfängt Geschäftsführer Giacomo Trenz den Journalisten nicht in einem Büro, sondern in eines seiner Appartements. Alles ist neu, sauber, glänzend und funktionsfähig: Zwei schöne Schlafzimmer mit Handtüchern und Seife auf dem Bett. Ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer mit modischen Sesseln, großem Fernseher, gemütlichem Balkon und schöner Aussicht auf Luxemburg-Stadt. In der modernen Küche warten ein leicht gefüllter Kühlschrank und eine betriebsbereite Kaffeemaschine.

Die betreffende Wohnung ist eine von derzeit 70, die das junge Unternehmen Arca Properties über seine Webseite zur kurzfristigen Vermietung anbietet. Zusammen mit seinen beiden Geschäftspartnern versucht Trenz, auf dem Wohnungsmarkt eine Lücke zu füllen.

Das Ziel: Aus einem Problem eine Chance machen. „Im weltweiten Kampf um Talente versuchen viele Firmen, neue Arbeitnehmer nach Luxemburg zu bringen“, so Trenz. Doch dann stelle sich hierzulande das Problem mit dem Wohnungsmarkt. „Unser Thema: leerstehenden Wohnraum nutzen, ihn einrichten und dann kurzzeitig vermieten.“

„Wir haben den Bedarf bei den Unternehmen erkannt“, sagt Trenz. „Firmen brauchen Wohnraum für die Mitarbeiter. Eine Wohnung finden, ist bereits schwierig. Wenn die Familie mit dabei ist, ist die Herausforderung noch größer.“ Meist sei eine echte Wohnungssuche erst zeitverzögert möglich. Da brauche es temporäre Lösungen. „Wir haben Arbeiter von Amazon und ArcelorMittal für ein bis zwei Monate logiert. Das gibt ihnen die notwendige Zeit, in Ruhe alles zu regeln und um ihre richtige, langfristige Bleibe zu finden.“

Wohnung und Dienstleistungen

Arca Properties bietet seinen Kunden aber nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch Dienstleistungen. Das geht von Saubermachen und Unterhalt des Appartements über Hilfe beim Finden eines Parkplatzes und eines Fitnessstudios bis hin zu Informationen über Restaurants und ähnliche „Pförtner-Dienstleistungen“. „Wir sind ihr erster Ansprechpartner hier im Lande“, so Giacomo Trenz. „Zusammen mit Partnern wollen wir ihnen eine lokale Erfahrung schaffen. Wir helfen ihnen dabei, sich hier zurechtzufinden.“

Im Angebot hat die Gesellschaft alle Arten von Wohnungen, meist aber solche von einem qualitativ höheren Niveau. „Firmen erwarten Qualität, einen gewissen Standard“, so Trenz. „Die erste Bleibe in Luxemburg soll eine positive Erfahrung hinterlassen.“

Bei der Größe der Wohnungen sei das Angebot derweil sehr flexibel. Es gehe vom kleinen 30-Quadratmeter-Studio bis hin zum 250-Quadratmeter-Penthouse mit Pool, angepasst an die jeweilige Kundschaft. Meist handelt es sich um Appartements – einige Häuser habe man jedoch auch. Die meisten Objekte befinden sich in und um Luxemburg-Stadt. Manche jedoch auch in Esch-Belval.

Die 70 Wohnungen gehören nicht dem Unternehmen. Mit den Besitzern, die sich selber melden können, schließt Arca Properties langfristige Mietverträge ab. „Der Besitzer hat dann keine Arbeit und muss sich um nichts kümmern. Er erhält Sicherheit. Je nach Vertrag bekommt er eine garantierte Miete oder eine Kommission an den von uns generierten Mieten.“ Mit den Besitzern macht Arca meist Verträge über mehrere Jahre und richtet die Wohnungen dann mit ihren eigenen Teams selber ein.

200 Euro Startkapital

Das Geschäft läuft gut. Begonnen hatte man 2019 als S.à r.l. simplifiée mit einem Startkapital von gerade mal 200 Euro und deutlich weniger Wohnungen. „Dann haben wir langsam alles aufgebaut, sind langsam gewachsen. In den ersten anderthalb Jahren haben wir uns keine Gehälter bezahlt.“ Schließlich habe man es so jedoch jedes Jahr geschafft, schwarze Zahlen zu erwirtschaften, so Trenz weiter. Verdienen tut man einerseits mit den Miet-Einkünften und andererseits mit Kommissionen auf anderen Leistungen.

Letztes Jahr belief sich der Umsatz auf 2,3 Millionen Euro. Neben den drei Partnern zählt Arca Properties mittlerweile 15 Mitarbeiter. Die Hälfte davon arbeitet in Luxemburg, die andere aus der Ferne (Portugal und Kanada). Im Schnitt sind 75 bis 80 Prozent der Wohnungen zu jedem Moment vermietet.

Es liegt an der Regierung, dafür zu sorgen, dass der Markt für Investoren attraktiv bleibt. Das entscheidet über das verfügbare Angebot an Wohnungen.

Giacomo Trenz

Der 29-jährige Giacomo Trenz ist halb Kroate und halb Deutscher. Seit 2008 lebt er in Luxemburg. Seine Eltern betreiben das Restaurant Bosso im Grund. Studiert hat er Business Management in Zagreb. Zu seinen beiden Partnern zählen Peter Kim aus Südkorea und Matheus Sequeiros aus Luxemburg. Letzterer war bereits vorher im Immobiliensektor tätig und verfügte über Kontakte. Die beiden kennen sich seit Jahren. Peter Kim hat zuvor bei einem Immobilienfonds in Japan gearbeitet. Auf einer Konferenz für junge Unternehmer in Barcelona, die zum Ziel hatte, Probleme der Gesellschaft zu lösen, haben sie sich kennengelernt.

Giacomo Trenz, einer der drei Gründer von Arca Properties
Giacomo Trenz, einer der drei Gründer von Arca Properties Foto: Editpress/Julien Garroy

Firmen sind froh, auslagern zu können

Für die Zukunft ist er zuversichtlich: In Luxemburg gebe es einige hundert Unternehmen, die jährlich je einige hundert Mitarbeiter nach Luxemburg bringen, hebt er hervor. „Die brauchen alle Wohnungen.“ Mal erhalte der Kunde diesbezüglich eine Summe von seinem Arbeitgeber, mal übernehme der Arbeitgeber direkt die Kosten. „Die Nachfrage nach flexiblem und qualitativ hochwertigem Wohnraum ist demnach hoch, während die Möglichkeiten auf dem Markt begrenzt sind.“

Als Profiteur von einem Luxemburger Immobilienmarkt, der nicht funktioniert, wo das Angebot an Wohnungen seit Jahren deutlich kleiner ist als die Nachfrage, sieht er das Unternehmen jedoch nicht. „Selbst wenn das nicht der Fall wäre, würden unsere Kunden zu uns kommen“, sagt er. „Die Problematik würde es trotzdem geben und der Bedarf nach Lösungen und der Wunsch nach Begleitung von neu ankommenden Menschen auch.“ Für die Firmen zähle die Beschäftigung mit dem Wohnungsmarkt halt nicht zum Kerngeschäft. „Sie sind froh, wenn sie dies auslagern können.“

„Alles ist eine Frage von Angebot und Nachfrage … und eine Frage der Dynamik und der Preise“, so Giacomo Trenz weiter. Hierzulande werde nicht genug und nicht schnell genug gebaut. „Es liegt an der Regierung, dafür zu sorgen, dass der Markt für Investoren attraktiv bleibt. Das entscheidet über das verfügbare Angebot an Wohnungen. Wenn ein Investor kein Geld verdient, dann baut er auch nicht. Doch das hat die Politik nicht genug im Blick.“ Schließlich hätte auch sein Unternehmen eine größere Wahl an Wohnungen, wenn das Angebot von Wohnungen größer wäre.

Expansion ins Ausland geplant

Um die Geschäftsabläufe möglichst effizient zu gestalten, läuft bei Arca alles online. Über die eigene IT-Plattform steht der Betrieb im Kontakt sowohl mit den interessierten Kunden als auch mit den Besitzern von Immobilien, die nach einfachen Lösungen für Einkünfte suchen. „Wir schaffen eine digitale Erfahrung“, so Trenz. „Von heute auf direkt kann man buchen.“

Jetzt, wo die Plattform steht, will Arca ins Ausland expandieren. Im Visier hat man Amsterdam, Paris und Berlin. „Die Problematik ist immer die gleiche“, so der Gründer. „Auch dort gibt es viele Unternehmen, die nach temporären Miet-Objekten suchen, um Mitarbeiter für einige Zeit unterzubringen.“ Teils seien es sogar die gleichen Firmen, mit denen man bereits hierzulande zusammenarbeitet. „Wir folgen unseren Kunden in die Städte, wo sie diesbezüglich noch nach Lösungen suchen.“ Über Partnerschaften will man sich so in internationalen Netzwerken einbringen. Neues Ziel ist es demnach, in drei bis fünf Jahren ein Portfolio von tausend Wohnungen in sechs Städten anbieten zu können.

Bisher habe man alles selber finanziert, so Trenz. Um das Wachstum nun aber beschleunigen zu können, hat man sich erstmals auf die Suche nach Investoren-Geldern gemacht. „Dass das Konzept funktioniert, haben wir ja bereits gezeigt. Jetzt müssen wir es ausbauen und ausweiten, neue internationale Teams aufstellen.“