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The Rum CartelDer Club der Rumantiker: Die Mitglieder dieses Vereins mögen es arumatisch

The Rum Cartel / Der Club der Rumantiker: Die Mitglieder dieses Vereins mögen es arumatisch
Cyrille Dechmann, Präsident des „Cartel“ Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Ob fruchtig oder würzig, mild oder lebhaft, mit Noten von Schokolade, Vanille, Nugat, Nüssen oder exotischen Früchten: Rum ist eine der vielfältigsten Spirituosen, die es gibt. Zu einem „rumantischen“ Treffen mit dem Präsidenten der ersten luxemburgischen Vereinigung für Rum-Aficionados, „The Rum Cartel“, traf sich Claude Molinaro.

„Wenn jemand Rum nicht mag, dann liegt das daran, dass er noch nicht den gefunden hat, der ihm schmeckt“, sagt Cyrille Dechmann, der Präsident des Düdelinger Vereins „The Rum Cartel“. „Die Spannweite der verschiedenen Aromen ist so breit, dass sich etwas für jeden Geschmack findet.“ Der Mann ist im wahrsten Sinne des Wortes ein großer „Rumantiker“; stundenlang könnte er über den hochprozentigen Alkohol, seine Entstehungsgeschichte, die zahlreichen Aromen, seine Farben und seine Charakteristiken reden, wobei „schwärmen“ Dechmanns Begeisterung für die Spirituose wohl treffender umschreibt.

„Wir werden einige sehr gute Tropfen ausprobieren“, hatte er uns im Vorfeld unseres Gesprächs versprochen. Als Rumliebhaber erwartete ich das Treffen natürlich mit großer Ungeduld. Glaubte ich, nebenbei bemerkt, stets ein bisschen von der Materie zu verstehen, so wurden die Flügel meiner Überheblichkeit dort arg gestutzt. Ich wusste nicht nur „nicht viel“; ich musste mir eingestehen, dass ich mich, auf einer Skala von eins bis zehn, nur auf Stufe zwei befand.

„The Rum Cartel“ ist eine Gruppe, die sich im Mai 2016 bei einer Verkostung in Düdelingen gründete. Seit 2019 besteht sie offiziell als Asbl. „Ein Grund dafür war, dass wir so auch unsere eigenen Flaschen abfüllen dürfen“, sagt Dechmann. Ein paar Mal im Jahr trifft sich die Gemeinschaft zu einer Rumverkostung, vor allem Männer. „Ja, Frauen gib es bei uns sehr wenige, es ist doch leider vor allem eine Männersache“, bedauert der Präsident. „Diejenigen Frauen, die zu Clubtreffen kommen, begleiten ihre Männer.“

Drei Rum-Ausgaben des „Cartel“
Drei Rum-Ausgaben des „Cartel“ Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Ort der Verkostung ist die Terrasse des „Vagabond“ in Düdelingen. Dechmann hat drei Flaschen zu unserem Treffen mitgebracht; das Besondere an diesen ist, dass sie nicht im Handel erhältlich sind. Das „Rum-Cartel“ füllt jedes Jahr seine eigenen ab, die dann ausschließlich an Mitglieder verkauft werden, und jedes Mal nur um die 100 Flaschen. Eingekauft wird ein Fass beim Produzenten, und einige Mitglieder füllen die Spirituose dann in Handarbeit in die Flaschen. Für jeden „Jahrgang“ wird auch eine spezielle Flaschenform ausgesucht. Das Logo, wie auch der Name des Clubs, entstammt einer Idee des Präsidenten: „Das Logo wurde von einem Freund entworfen: Ich wollte, dass das Thema Reisen darauf symbolisiert ist, mit einer Windrose und Fässern. Was den Namen betrifft, nun ja, ich bin Fan einer gewissen Fernsehserie – „Narcos“ –, und mit der Bezeichnung „Cartel“ waren alle einverstanden.“

Nach einer kurzen Einführung über die Rumproduktion ändert das Gespräch bald seinen Charakter, und verwandelt sich in einen praktischen Workshop. Dechmann hat nicht nur Rum mitgebracht, sondern auch spezielle, nach oben hin verengte Degustationsgläser, sogenannte Rum-Tumbler.

Der beste Rum ist der, den man mit Freunden teilt

Cyrille Dechmann, Präsident von „The Rum Cartel“

13 Jahre alter Hochgenuss aus Belize
13 Jahre alter Hochgenuss aus Belize Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Die erste Etappe unserer gemeinsamen Reise führte uns auf die Insel Mauritius: eine zehn Jahre alte bernsteinfarbene Delikatesse, die zehn Jahre im Bourbon-Fass reifte. Diese Fässer aus amerikanischer Weißeiche eigenen sich Spezialisten zufolge wegen ihrer Holz-Eigenschaften bestens für die Lagerung von Spirituosen wie Whisky und Rum. Dechmann füllt ein paar Tropfen in die Gläser, und zeigt, wie man Hochprozentigen richtig trinkt. „Erst mal muss er sein Aroma entfalten.“ Und vor allem: Rum trinkt man nicht auf ex. „Ein wenig in den Mund nehmen, und vorne im Mund mit der Zunge schmecken.“ Hierbei gilt definitiv, wie so oft im Leben: weniger ist mehr. Tja, der Rum lässt einen philosophieren.

Brauner Rum kann süßlich oder würzig schmecken, mild, scharf, Noten von Schokolade, Vanille, Nugat, Nüssen oder exotischen Früchten führen. Aber auch Orange, Zeder, Tabak, Eiche geschmacklich vertreten sein sowie Pfeffer, Rosinen, Melasse, Butterscotch, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. – Nein, ich habe das alles nicht selbst in dem Moment geschmeckt, sondern recherchiert. Als Amateur kann ich lediglich exotische Früchte und Vanille identifizieren. Letzteres ist übrigens keine Überraschung: Vanillegeschmack findet man sehr häufig im Rum vor, da die amerikanische Weißeiche von Natur aus einen hohen Vanillingehalt besitzt.

Und: Langsamkeit ist Trumpf beim Rumtrinken: Je länger er im Mund verbleibt, desto weniger brennt er in der Speiseröhre. „Man braucht nur die Augen zu schließen, und man sieht sich an einem exotischen Strand, oder nicht?“, fragt der Meister. Das könnte sein, es ist ein warmer Julinachmittag, und mit der Musik, die aus den Boxen auf der Terrasse zu hören ist, gerät man in der Tat ins Träumen.

Das Rum-Cartel-Logo
Das Rum-Cartel-Logo The Rum Cartel

Doch nicht zu lange: Unser Lehrer möchte mit dem Kurs weiterfahren. Nächste Lektion: der sogenannte „Rhum agricole“. Das ist eine Variante des Rums aus sogenannter landwirtschaftlicher Produktion. Er unterscheidet sich von normalem Rum durch seine Herstellung aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft, wohingegen der traditionelle Rum aus Zuckerrohr-Melasse gewonnen wird. Zudem ist er weiß, wie jeder andere Rum auch, der nicht in einem Fass reifte. Weißer Rum wird übrigens vor allem in Cocktails verwendet. Diese hochwertige Rum-Art wird hauptsächlich auf den französischen Antilleninseln Martinique und Guadeloupe produziert. Diesen weißen, sehr fruchtigen Rum – übrigens die erste eigene Abfüllung in Flaschen des „Cartels“ – machte Dechmann allerdings auf der Insel Madeira, in einer kleinen lokalen Familien-Destillerie, ausfindig.

Im Tumbler kommt der Geschmack des Rums am besten zur Entfaltung
Im Tumbler kommt der Geschmack des Rums am besten zur Entfaltung Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Das Beste hat sich „Rumantiker“ Dechmann natürlich für den Schluss der Darbietung aufgehoben: „Geschmackssensation“ klingt pathetisch, doch eine bessere Beschreibung fällt mir nicht ein für die 13 Jahre alte, 66-prozentige Köstlichkeit aus dem mittelamerikanischen Belize. Ja, in der Tat, es gibt für jeden einen Rum, und ich habe meinen nun gefunden, aber leider sind alle Abfüllungen des Clubs in limitierter Auflage, und wie Dechmann beteuert: immer gleich ausverkauft.

Masterklassen zum Verfeinern der Sinne

Schon dies ist ein guter Grund, Mitglied des „Cartels“ zu werden, aber nicht nur. Mehrmals im Jahr trifft sich der Club zu einer „Weiterbildung“, also einer Verköstigung, wo ausländische Experten oder Rumdistillerien ihre Schätze vorstellen. In diesen „Masterklassen“, die etwa alle zwei bis drei Monate stattfinden, können die „Schüler“ ihren Geschmacks- und Geruchssinn verfeinern. „Wir versuchen erstens stets Neues zu präsentieren, Sorten, die man nicht so leicht bei uns in den Geschäften findet, und zweitens, auch eine Mischung aus verschiedenen Rum-Arten anzubieten“. Seine private Sammlung umfasse um die 400 verschiedene Flaschen. „Die habe ich mir seit 20 Jahren aufgebaut“, sagt der 44-Jährige. Und von jedem Rum habe er zwei Flaschen: eine zum Trinken, die andere als Sammelobjekt. „Rum lieben bedeutet nicht, dass man ständig Rum trinkt. Ab und zu nimmt man zu besonderen Gelegenheiten einen Schluck.“

Und was ist denn nun Ihrer Meinung nach der beste Rum, Herr Dechmann?

„Ganz einfach: Der beste Rum ist der, den man mit Freunden teilt. Daher auch das Moto unserer Vereinigung: Rhomium, Amicitia, Communitas, was so viel heißt wie ‘Rum, Freundschaft, Gemeinschaft’.“

Nach zwei Stunden neigt sich unser rumantisches Treffen dem Ende zu: Es bleibt der Geschmack nach mehr.

Mehr Info über das „Rum Cartel“ finden Sie auf www.therumcartel.lu.

Bréimer
29. August 2022 - 16.14

@Sandra

Ech

Sandra
28. August 2022 - 21.31

Wien huet scho Rum net gären.
En ass schliisslech aus Zocker gemaach.