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Das Buergfest am Fuße des Gehaansbierg katapultiert die Besucher zurück ins Mittelalter

Das Buergfest am Fuße des Gehaansbierg katapultiert die Besucher zurück ins Mittelalter

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Wurst aus der Ardèche, Süßgebäck aus der Provence, Käse aus Holland, iberische Schinken, Schmiedekunst aus Deutschland, Händler aus Böhmen – Luxemburg war scheinbar bereits im Mittelalter ein Zentrum europäischer Kulturen. Dieses Bild vermittelte das Butschebuerger Buergfest in Düdelingen an diesem Wochenende.

Fotos im Artikel: Lucien Montebrusco / Fotogalerie: Julien Garroy

Der Geruch von glimmender Holzkohle liegt über dem Zeltlager auf den Wiesen am Fuße des Gehaansbierg. Nicht nur Ritter samt Begleitung, Händler, Spielleute und Gaukler haben sich für mehrere Tage hier niedergelassen, sondern auch „mittelalterlich“ gewandete Touristen. Stroh bedeckt den Asphalt der Dorfstraße, die von Verkaufsständen gesäumt ist. Händler bieten von Balsamessig, Back- und Fleischwaren, Hemden und Röcken bis hin zu Schmuck und Töpferware eine kunterbunte Vielfalt an. Der Schmiedekünstler erstellt vor den Augen des Kunden das gewünschte Amulett. Um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen schwer bewaffnete Krieger und Kreuzritter, Troubadours, die durch die Gassen schlendern.

Wer am Samstag und Sonntag in mittelalterliche Atmosphäre eintauchen wollte, kam demnach auf seine Kosten, auch wenn einem die eine oder andere, in grobem Leinentuch gehüllte Person mit dem Smartphone in der Hand die Zeitreise abrupt beenden konnte. Den offiziellen Startschuss zum Fest hatte am frühen Samstagnachmittag nach dem feierlichen Umzug der Teilnehmer des Open-Air-Spektakels der Vogt von Butschebuerg, Dan Biancalana, gegeben. Wer sich für Reitkünste und andere ritterliche Gepflogenheiten wie Schwertkämpfe und Turniere interessierte, ließ sich am Rande der Gelegenheitsarena nieder. Wer den Klängen von Zauberer und Musiker, Hexe und Feuerschlucker verfiel, folgte ihnen vor die große Bühne.

Leben wie im Mittelalter wollten an diesem Wochenende auch die Mitglieder der Luxemburger Gruppe „In Praeteritis“. Man versuche sich, dem schrittweise anzunähern, schmunzelt Kim Thommes. Denn ganz ohne Errungenschaften der modernen Zivilisation geht es auch hier nicht. So wenn aus großen Plastikflaschen Öl in den Kessel über den lodernden Holzscheiten gegossen wird. Darin werden später die Panzerotti frittiert. Antik und überzeugend echt sieht da schon die Rüstung aus, die sich Kim gelegentlich überstreift – anlegen lässt, um genauer zu sein. Denn das aus zwei Millimeter dickem Eisen bestehende Gewand wiegt gut 60 Kilogramm.

Das Anziehen mithilfe seiner zwei Knappen schafft Kim schon in zwanzig Minuten. Am Anfang brauchte es gut eine halbe Stunde, bis der Brustharnisch, die Schenkeldecke, die Arm- und Beinschienen, die Panzerhandschuhe und schließlich der Helm saßen. Dazu kommt noch das mehrere Kilogramm schwere Schwert und fertig ist die Rittergestalt, bereit für den beschwerlichen Spaziergang durchs Dorf.

Zum 18. Mal bereits fand das Burgfest statt. Aus einer ehemals bescheidenen Veranstaltung wurde ein regionales Großereignis. Vor allem aus dem deutschsprachigen Raum kamen auch dieses Mal Ritter, Händler, Musiker, Gaukler und andere Wesen, die in der Fantasie der Menschen des 21. Jahrhunderts einen Mittelaltermarkt bevölkerten.

Letztes Jahr zählten die Organisatoren mehr als 20.000 Besucher. Ob diese Bestmarke auch dieses Mal erreicht wurde, konnte bei Redaktionsschluss nicht in Erfahrung gebracht werden. Klar war jedoch, dass die Faszination für das Mittelalter ungebrochen ist. Eine Erklärung für Letzteres hatte Michel Margue, Geschichtsprofessor an der Uni Luxemburg, in einem Gespräch (www.science.lu) anlässlich einer Mittelalter-Fachtagung an der Uni Anfang des Jahres geliefert. Das Mittelalter sei spannend und sogar bedrohlich und brutal, was anziehend auf uns wirke. „Es ist auch eine Zeit, die von Einfachheit geprägt ist. Eine Zeit ohne Internet und soziale Netzwerke, in der Handarbeit auch noch was wert ist. (…) Die Menschen sehnen sich nach Ruhe, Einfachheit und der Nähe der Natur, sie sind auf der Suche nach einem Gegenbild zur heutigen Zeit.“

Sandra
12. September 2019 - 16.24

Es gibt auch heute noch Grausamkeiten in verschiedenen Länderen, und es gibt auch heute noch Menschen die kein warmes Wasser haben u.s.w
Es war auch nicht alles schlimm im Mittelalter, die Menschen waren mehr in der Natur, haben gemeinsam vorm Feuer gesessen....
Heutzutage, sitzen die meisten Menschen nur faul vorm Computer, der Playstation, und wär geht heute noch in die Natur, oder redet miteinander, da fand ich es früher besser ohne Handy, Facebook, Instagram...
Früher hat man sich einfach mehr amüsiert.

Leila
9. September 2019 - 19.05

Ach ja: Ich gehe lieber zum Zahnarzt, als zum Bader und trage lieber eine Brille, als verschwommen zu sehen.

Leila
9. September 2019 - 18.58

Mir ist sehr wohl bewusst, dass es Amnesty international nicht umsonst gibt, dass Sklavenhandel immer noch funktioniert (Leibeigene, um beim Mittelalter zu bleiben). Doch das damalige Amüsement bestand auch auf Grausamkeiten (Scheiterhaufen, Pranger usw. in der Öffentlichkeit).
Ich mag zuhause lieber Lichtschalter, Thermostat und Warmwasser u.v.m.

jeff
9. September 2019 - 11.10

..wollt soen:amüseiert... (net anusei’ert) :-)

jeff
9. September 2019 - 11.08

mengt Dir haut wir et Aaanescht?Eischter mei schlemm,well dei ganz Methoden mei sophistike'ert gin sin.Mais dat war jo net dauernd esou am Mettelalter.Do goufen et och dudd Zeiten grad ewei schlecht Zeiten.Oft war et jo och esou dass alles vum Klima ofhängeg war:wann et ze kaal ode ze naas war,gouf et net vill op den Teller well jo d;Landwirtschaft drenner gelidden huet an keng Reserven do waren.A wann et den Leit schlecht goung,hun se een Sündenbock gesicht an hiere Frust un denen ausgeloss.An natiirlech hat d'Kiirch och e groussen Deel Schold um Misär vun de Leit.Mais anusei'ert ass sech gin wou een nemmen konnt.

Leila
8. September 2019 - 18.34

...ein Zeitalter, wo man gerädert, gevierteilt, geteert und gefedert, verbrannt und was nicht noch alles erleiden musste, nein danke! Ist mir schleierhaft, wie man diese Zeit glorifizieren kann. Dann lieber im Heute leben! Ruhe und Natur gibt's immer noch. Karneval im September für Träume(r)… doch Feste soll man feiern, wie sie fallen