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SchwedenDarf ein verurteilter IS-Terrorist beruflich mit Kindern spielen?

Schweden / Darf ein verurteilter IS-Terrorist beruflich mit Kindern spielen?
 Symbolfoto: Uli Deck/dpa

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In Göteborg arbeitet ein verurteilter IS- und Al-Qaida-Terrorist in einem Freizeitheim für Vor- und Grundschüler. Der Mann hat seine Gefängnisstrafe abgesessen. Seinen Job dürfte er trotzdem bald wieder los sein.

Es ist eine schwierige Frage. Inwieweit sollen Straftäter nach dem Abbüßen ihrer Gefängniszeit eine neue Chance bekommen und wie genau soll die aussehen? Auf die Spitze treibt diese Fragestellung derzeit ein Fall im schwedischen Göteborg. Ein verurteilter IS-Terrorist, der an Kämpfen teilgenommen haben soll, und von Al-Qaida in militärischer und religiöser Hinsicht ausgebildet wurde, hat eine Vertretungsanstellung in einem kommunalen Fritidshem erhalten. Das ist eine Art Hort, ein Freizeitheim für Vor- und Grundschüler, das die Kinder nach der Schule betreut.

Der direkt mit den Kindern arbeitende 45-Jährige hat seine Strafe, acht Monate Gefängnis, zwar abgebüßt. Dennoch sorgt die Aufdeckung dieses Arbeitsverhältnisses durch die Zeitung Sydsvenskan für eine hitzige Debatte in Schweden. Schließlich ist unklar, inwieweit der Mann noch immer in seiner alten Wertehaltung und am Islamischen Staat (IS) hängt. Er hat bislang nicht Stellung genommen.

Nach der Haft hat der Mann ein harmlos klingendes Studium zum Berufs- und Studienberater an der Universität Malmö begonnen. Im Februar 2022 wurde er zusammen mit seinem Bruder auf dem Göteborger Flughafen Landvetter von der schwedischen Geheimpolizei Säpo festgenommen. Laut Säpo und Gerichtsurteil war der gegenwärtige Kinderbetreuer mit seinem Bruder wieder auf dem Weg nach Syrien oder den Irak, um sich dort dem IS anzuschließen.

Politik mischt sich ein

Den Job im Kinderbetreuungshort hat er bekommen, obwohl das polizeiliche Führungszeugnis den Entscheidungsträgern vorlag. Das Problem war, dass das Führungszeugnis für die Arbeit mit Kindern zwar Delikte wie Mord und Sexualstraftaten anzeigt – terroristische Verurteilungen aber nicht.

Die liberale Schulministerin Lotta Edblom kommentiert den Fall gegenüber dem Sender SVT: „Das ist völlig unakzeptabel“. Die Ministerin will nun eine Gesetzesänderung für Führungszeugnisse initiieren, damit so etwas nicht wieder vorkommt. Larisa Muslijovic ist in der Stadt Göteborg verantwortlich für die Anstellung des Ex-Terroristen. „Wir sind bei seiner Beschäftigung unseren Routinen gefolgt, konnten aber nicht sehen, dass er wegen Terrorismus verurteilt war“, sagt sie dem Sender SVT. Sie begrüße eine Gesetzesänderung für polizeiliche Führungszeugnisse, damit so etwas nicht wieder passiert.

Noch ist unklar, ob der Mann seinen Vertretungsjob mit Kindern behalten darf, alles deutete in dieser Woche allerdings darauf hin, dass das Beschäftigungsverhältnis gekündigt wird.