Tageblatt: Claire Faber, Sie haben eine schwierige Zeit hinter sich. Nachdem Sie sich von Ihrem Trainingsunfall erholt hatten, folgte die nächste Verletzung. Was ist passiert?
Claire Faber: Ende Oktober, drei Tage nach Abschluss der Straßensaison, habe ich mich im Keller um meine Fahrräder gekümmert. Dummerweise habe ich mir dabei den Kopf gestoßen, was zu meiner, mittlerweile fünften, Gehirnerschütterung führte. Aufgrund meines vorherigen Unfalls, wo ich ein Trauma erlitten hatte, ist der Kopf noch sehr sensibel. Das steckt man dann nicht mehr so einfach weg. Es hat richtig lange gedauert, bis ich darüber hinweg war.
Dadurch wurden Sie also erneut in Ihrer Saisonvorbereitung ausgebremst?
Während der ersten vier Wochen hatte ich große Probleme im Alltag. Ich lag die meiste Zeit mit Kopfschmerzen im abgedunkelten Zimmer. Danach hatte ich Probleme, um bei Dunkelheit Auto zu fahren.
Leiden Sie noch an den Folgen des schweren Unfalls?
Beim Training verspüre ich von Zeit zu Zeit noch Schmerzen im Nackenbereich. Zudem ist die Reparatur eines Zahns noch nicht abgeschlossen. Beim Osteopathen muss ich auch noch in Behandlung. Irgendwie zieht sich alles in die Länge.
Mental ist dies bestimmt nicht so einfach zu verkraften?
Nach dem Unfall hatte ich gar keine mentalen Probleme. Der letzte Unfall hingegen hat in dieser Hinsicht schon an mir geknabbert. Der Kopf ist gewillt, es geht aber nicht, da der Körper streikt, da er überfordert ist. Man ist anfällig für sämtliche Mikroben. Der Neurologe hat mir erklärt, dass das Maß einfach voll ist. Viele haben gedacht, dass der Unfall nicht so schlimm gewesen sein konnte, da ich so schnell zurückgekommen bin. Jetzt, wo ich nach dem Winter erneut bei null anfangen muss, kommt man mit den Füßen auf den Boden.
Beim ersten Lehrgang mit der Mannschaft waren Sie aber dabei?
Der Lehrgang dauerte eine Woche, vom 6. bis 13. Februar. Zusammen mit Nina (Barthels) bin ich noch eine Woche länger geblieben. Ich habe aber noch nicht viele Trainingskilometer absolviert. Zu allem Überfluss hatte ich mich im Januar noch mit Covid angesteckt. Ich bin weit weg von einer idealen Vorbereitung. Die Leistungen zu Beginn der Saison dürften nicht das Gelbe vom Ei sein. Meine Teamkolleginnen haben alle bereits den einen oder anderen Lehrgang in der Sonne hinter sich. Es ist schon schwierig, zu akzeptieren, dass es bei den anderen läuft und bei sich selbst nicht.
Sie konzentrieren sich demnach auf die zweite Saisonhälfte?
Genau. Die Saison dauert bis in den Oktober hinein. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zu versuchen, das Beste aus der gegebenen Situation zu machen.
Das erste Rennen steht vor der Tür. Sind Sie dabei?
Ja. Beim „Samyn des Dames“ geht es darum, wieder auf den Geschmack zu kommen und zu sehen, wo ich im Vergleich zur Konkurrenz stehe. Beim zweiten Lehrgang Ende März versuche ich, vor den Ardennenklassikern, zur gewohnten Form zu finden. Ein weiteres Highlight ist das Festival Elsy Jacobs. Das Bahnfahren ist zurzeit kein Thema, da hierzulande die nötige Struktur fehlt. Für mich als ‚Einzelkämpferin‘ ist es logistisch einfach zu aufwendig.
Welchen Eindruck haben Sie vom Team?
Der Lehrgang war ein großer Pluspunkt für die kommende Saison. Nach dem doch enttäuschenden letzten Jahr, was die Leistungsstärke anbelangt, haben wir definitiv drei Schritte nach vorn getan. Was die Persönlichkeiten anbelangt, passen wir ebenfalls gut zusammen. Ich freue mich auf die ersten Rennen.
Liegt Ihr Fokus denn weiterhin auf dem Radsport oder auf dem Studium?
Das Bachelor-Diplom habe ich mittlerweile in der Tasche. Ich hatte mich für den „Master“ angemeldet. Leider musste ich das Studium wegen der Gehirnerschütterung für ein Semester aussetzen. Es war mir nicht möglich, an einem Bildschirm zu arbeiten. Am 9. März starte ich ins neue Semester.
Wënschen ëm Claire bonne chance fir 2022