Vorerst wird es in Luxemburg keine Impfpflicht geben. Das teilte der Regierungsrat am vergangenen Freitag (8. Juli) mit. Im großen Ganzen scheinen sich auch die Chamber-Abgeordneten darüber einig zu sein, dass eine Impfpflicht zu diesem Zeitpunkt unverhältnismäßig wäre – und das, obwohl sich das fünfköpfige Expertengremium in seinem Bericht für eine Impfpflicht ab 50 Jahren ausgesprochen hatte. Das Tageblatt hat die Nationale Ethikkommission (CNE) gefragt, ob diese Entscheidung ethisch vertretbar ist.
„Die nationale Ethikkommission findet eine generelle Impfpflicht für alle über 18 Jahre grundsätzlich vertretbar – allerdings nur im Falle, wo das Expertengremium es für sinnvoll hält, eine Impfpflicht einzuführen“, sagt Daniel Becker, der Vizepräsident der Kommission im Gespräch mit dem Tageblatt. „In der Tat ist eine aktive/direkte Impfpflicht für volljährige Personen, die ethisch begründet, demokratisch beschlossen und gesetzlich geregelt ist, in jeder Hinsicht vollkommen gerechtfertigt und muss sich keiner imaginären Hintertüren bedienen“, schließt die CNE-Stellungnahme zur Impfpflicht vom Dezember.
Eine Impfpflicht sei ethisch vertretbar, wenn sie die Gesellschaft als Ganzes betrifft. In diesem Zusammenhang werde immer wieder das fundamentale Recht auf körperliche Unversehrtheit und Integrität hervorgebracht. Die Freiheit des Einzelnen dürfe allerdings nicht der Freiheit des Kollektivs im Weg stehen, sagt Becker. Und weiter: „Wenn wir in eine Situation kommen, in der es so schlimm wird, dass die Einführung einer Impfpflicht entschieden wird, dann sind wir ganz klar der Meinung, dass das gemeinschaftliche Interesse über dem persönlichen Interesse stehen muss.“ In diesem Fall vertrete die Nationale Ethikkommission eine utilitaristische Position. Ziel ist es demnach, dass es „einem Maximum an Menschen so gut wie möglich geht“.
Wer trägt die Verantwortung?
Die CNE sieht es als Aufgabe jedes einzelnen Bürgers, nicht nur für sich selbst, sondern Verantwortung für die gesamte Gesellschaft und seine Mitmenschen zu übernehmen. Somit werde die Impfung zu einer universellen moralischen Verpflichtung. Jeder autonome Mensch stehe vor der moralischen Aufgabe, die gesamtgesellschaftliche Gesundheit zu bewahren und dazu beizutragen, dass so wenig Menschen wie nur möglich sich anstecken und das Virus sich so wenig wie möglich ausbreitet.
Da Menschen, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen, anfälliger für schwere Krankheitsverläufe sind, bestehe eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sie hospitalisiert werden. Damit bestehe wiederum das Risiko, dass diese Menschen unnötigerweise Krankenhausbetten beanspruchen, die anderweitig hätten genutzt werden können – oder, dass deshalb sogar wichtige Eingriffe verschoben werden müssten.
Die Ethikkommission habe jedoch nicht über die Entscheidung der Politik zu urteilen: „Wir geben kein Urteil zu der politischen Entscheidung ab, weil uns das nicht zusteht“, sagt Becker. Ihre Rolle sei es, ethische Richtlinien hervorzuheben, die bei der politischen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollen.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Von einem ethischen Standpunkt aus gesehen müsse man die Einführung einer Corona-Impfpflicht in ihrer gesamtgesellschaftlichen Situation betrachten. Demnach sei eine rein sektorielle Impfpflicht oder eine, die sich nur auf eine bestimmte Altersgruppe bezieht, nicht angebracht. Eine altersbegrenzte Impfpflicht könnte nämlich eine Reihe an unerwünschten Nebenwirkungen mit sich bringen.
Wenn sich nur Menschen ab 50 obligatorisch impfen lassen müssen, „dann wird von diesen Menschen verlangt, dass sie die ganze Verantwortung für die Lage übernehmen“, sagt Becker und weiter: „Das ist aber eine Verantwortung, die jeder Mensch ab 18 Jahren übernehmen müsste.“ Die Einführung der Impfpflicht bringe auch entsprechende Sanktionen bei der Nichteinhaltung mit sich. „Diese Verantwortung und diese Sanktion betreffen dann auch nur einen Teil der Bevölkerung, wobei das Problem aber gesamtgesellschaftlich ist“, so Becker. Wie genau diese Sanktionen aussehen sollten, dazu will sich der Vertreter der Nationalen Ethikkommission nicht äußern. Das falle nicht in deren Kompetenzbereich.
Ungeimpfte, die nicht unter die Impfpflicht fallen, könnten sich außerdem darin bestätigt fühlen, dass für sie tatsächlich keine Notwendigkeit besteht, sich impfen zu lassen.
Bröckelnde Solidarität
Durch eine Altersgrenze ab 50 werde zudem das Prinzip der intergenerationellen Solidarität relativiert. Verschiedene sanitäre Maßnahmen, wie etwa das Tragen einer Maske, seien zurzeit zwar nicht mehr obligatorisch, würden aber immer noch empfohlen. „Diese Vorsichtsmaßnahmen riskieren in den Hintergrund zu rücken, wenn sich eine ganze Bevölkerungssicht unter 50 Jahren nicht obligatorisch impfen lassen muss“, hebt der Vertreter der Nationalen Ethikkommission hervor.
Menschen unter 50 Jahre könnten nachlässig werden, unter der Annahme, dass die älteren Generationen aufgrund der Impfpflicht geschützt sind. Und so würde die Solidarität beziehungsweise die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen allmählich zerbröckeln. An dieser Stelle merkt Becker an, dass Long Covid weiterhin eine Bedrohung darstelle – auch für junge Menschen.
Darüber hinaus riskiere die Altersgrenze – obwohl sie von Experten vorgeschlagen und (medizinisch) begründet wurde – willkürlich rüberzukommen, meint Becker. Jede Altersgrenze wirft nämlich die Frage auf, wieso nicht zwei Jahre früher oder später.
@Blanchet Mit Schwurbler meinen sie die Leute die behauptet haben dass es mit der 3. Spritze nicht getan wäre?
Und bitte zeigen sie mir wo die Leute mit Zwang hier geimpft worden sind oder verstehen sie die Bedeutung vom Wort "Zwang" überhaupt?
Und erklären sie mir was die Impfung geändert hätte da Sie genau mittlerweile wissen dass geimpft oder nicht, man damit die Verbreitung des Virus nicht beeinflusst oder wie kommen die hohe Zahlen trotz +/-80% geimpfte Bevölkerung?
Sie können ruhig glauben was Sie wollen, aber eigener Glaube ändert Tatsachen nicht.
Wir hatten 100 Jahre Pocken-Zwangsimpfung und fast 50 Jahre für Polio, niemand hat sich darüber erregt.
In Frankreich kommt kein Kind in den Kindergarten oder Schule das nicht gegen 11 Krankheiten geimpft ist.
Also, kriegt euch ein, Ihr Schwurbler.
@JJ
Was wäre dann gegessen wenn doch jeder heute weiss dass durch die Impfung keine Verbreitung des Virus verhindert wird?
Und heute sieht man an der Inzidenz das die meisten die noch an Covid erkranken geimpft/geboostert sind.
Schauen wir uns die Zahlen an und man sieht das dieses Jahr schon +/-120 Menschen gestorben sind die geimpft/gebooster waren und von den nicht Geimpften +/-40. >sante.lu
"... eine Bedrohung darstelle – auch für junge Menschen." Wir haben es mit einer Pandemie zu tun. Hätten wir von Anfang an die Impfung bei allen Altersklassen durchgezogen und alle Regeln beachtet,wäre die Sache schon gegessen. Aber,es wird diskutiert und besser gewußt und geschwurbelt.Aber das alles ist dem Virus egal. Es sterben "nur" zwei Menschen pro Tag und die sind auch noch alt.Also.Lasst uns feiern und in die Ferien fahren. Wenn das mal gut geht. Es wird uns wohl gehen wie mit dem Klimawandel. Das Problem wird "ein wenig" gelöst. Und deshalb wird es schlimmer.
Interessant, wie der Begriff "Nebenwirkungen" im Artikel umdefiniert wird...
Letzte Woche wieder 5 Tote durch das Virus, Durchschnittsalter 58!
Alle geimpft?
Egal, was sagt uns das?
@Beobachter
Komplett einverstanden
Ist das Experimentengremium zuverlässig und vertrauenswürdig?Ich glaube nicht daran.
Also von 0 bis 119 muss geimpft werden! Und wie ist es mit dem Post-Vac-Syndrom?Sehr selten, also kein Problem?Warum laufen derzeit alle ohne Schutzmaske herum, ohne Vorsicht, ohne Rücksicht obschon das Virus sehr präsent ist? Verantwortung gegenüber den Mitmenschen kann ich nicht sehen.