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Tour de FranceJungels nach seinem Sieg: „Genugtuung nach frustrierenden Monaten und Jahren“

Tour de France / Jungels nach seinem Sieg: „Genugtuung nach frustrierenden Monaten und Jahren“
Bob Jungels jubelte am Sonntag über seinen ersten Tour-de-France-Etappensieg Foto: Anouk Flesch/Tageblatt

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Bob Jungels hat Geschichte geschrieben! Auf beeindruckende Art und Weise gewann der 29-Jährige am Sonntag die 9. Etappe der Tour de France zwischen Aigle und Châtel – Les Portes du Soleil. Es war die erste Alpen-Etappe der diesjährigen Tour de France.

Erst breitet Bob Jungels die Arme weit aus, dann ballt er mit einem verbissenen Blick die Faust. Im Zielbereich von Châtel – Les Portes du Soleil sind alle Augen auf den jubelnden Luxemburger gerichtet. Völlig erschöpft von den Strapazen geht er nach der Zielankunft zu Boden – ein Lächeln des 29-Jährigen lässt aber nicht lange auf sich warten. Dann schüttelt Jungels ungläubig den Kopf – der Rollinger hat soeben seinen ersten Tour-de-France-Etappensieg bejubeln dürfen.

„Um ehrlich zu sein, bin ich ein wenig überwältigt“, ist die erste Reaktion von Jungels am Sonntag nach seiner Zielankunft. „Das ist eine große Sache, dafür bin ich gekommen und ich weiß, dass es dem Team viel bedeutet. Nach zwei sehr komplizierten Jahren auf diese Weise zu gewinnen … Das ist mein Rennstil.“ Der Ag2r-Citroën-Profi befand sich in der Ausreißergruppe, attackierte dann etwa 60 Kilometer vor dem Ziel am Col de la Croix. Ein ungewöhnlicher Moment, doch passte er eben genau zu Jungels’ Art. 

„Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) beschleunigte an diesem Anstieg, um die Gruppe vielleicht zu verkleinern“, erklärte er seinen Plan. „Ich fühlte mich gut und zog das Tempo weiter an.“ Der Ag2r-Citroën-Profi fand sich alleine wieder, ehe Simon Geschke (Cofidis) am Berg aufschloss. „Ich war glücklich darüber. Ich sagte ihm, dass ich kein Interesse an den Bergpunkten hätte, und hoffte, dass wir zusammen weiterfahren könnten. In der Abfahrt verlor ich ihn aber.“ 

Zweifel an sich selbst

Jungels erarbeitete sich alleine den Vorsprung und fuhr weiter. „Meine Form wurde von Tag zu Tag besser und ich wusste, dass ich es aus der Ferne versuchen musste, denn im letzten Anstieg wäre es gegen die Favoriten fast unmöglich gewesen.“ Nach zwei komplizierten Jahren, mit einer Operation wegen einer Endofibrose im Juni 2021, kann er sich nun glücklich schätzen, wieder absolutes Top-Niveau erreicht zu haben. „Ich bin einfach nur glücklich“, sagte ein sichtlich erleichterter Jungels. „Es ist eine Genugtuung nach einigen frustrierenden Jahren und Monaten.“ Jungels gibt dabei zu verstehen, dass er sich zwischenzeitlich gar unsicher war, ob er es jemals wieder auf sein altes Niveau schaffen würde. „Ich hoffte zu Beginn der Saison, dass ich mein Level wieder erreichen würde. Doch das passierte vorerst nicht. Ich dachte, dass ich nicht mehr zurückkommen würde.“ 

Doch Jungels hat in den vergangenen Monaten wieder Motivation gefunden. „Seit ein paar Wochen fühle ich mich wieder besser. Es war eine Achterbahnfahrt der Emotionen.“ Ähnlich erging es Jungels auch auf den letzten Kilometern. „Im letzten Anstieg hatte ich Vincent Lavenu (Teammanager) und Julien Jurdie (Sportlicher Leiter) im Auto hinter mir. Ich sagte ihnen nur, dass sie mich bezüglich des Abstands zu Thibaut Pinot informieren sollen.“ 

Als er dann die Ziellinie passierte, sorgte Jungels für den nächsten großen Moment in seiner Karriere. „Man glaubt nie wirklich an den Sieg, bis man tatsächlich die Ziellinie überquert“, sagte Jungels. „Die letzten Kilometer waren sehr aufregend, mit Thibaut Pinot hinter mir. Das Finale war sehr hart, Châtel hinauf habe ich nicht viel nachgedacht, um ehrlich zu sein.“ 

In der Gesamtwertung macht Jungels damit ebenfalls einen Sprung nach vorne. Acht Plätze rückt er nach vorne und ist damit nun 16. Er hat nach neun Etappen 5:53 Minuten Rückstand auf den führenden Tadej Pocagar (UAE).