Es ist eine schwierige Frage, vielleicht derzeit sogar eine der komplexesten im internationalen Sport. Wie soll die Sportwelt mit Transmenschen umgehen? In den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückte das Thema zuletzt durch die Schwimmerin Lia Thomas. Im März schrieb Thomas Geschichte, als sie als erste Trans-Frau in der NCAA – der prestigeträchtigen US-amerikanischen College-Meisterschaft – einen Titel gewinnen konnte. „Es ist schon seit Langem mein Ziel, bei den Olympischen Spielen zu schwimmen, und ich würde das gerne verwirklichen“, erklärte sie später in einem Interview mit der ABC. Doch ihr großes Ziel, Paris 2024, wird sie nicht erreichen.
In der letzten Woche entschied der Schwimmweltverband FINA im Rahmen der WM in Budapest über ein neues Regelwerk. So dürfen Trans-Frauen ab sofort nur noch dann in der Frauen-Kategorie starten, wenn sie sich vor dem Eintritt in die Pubertät, also bis spätestens zum Eintritt des zwölften Lebensjahres, einer Hormontherapie unterzogen haben, denn zu diesem Zeitpunkt darf der Testosteronwert den Grenzwert von 2,5 Nanomol pro Liter Blut nicht mehr überschreiten. Hiermit begann Thomas jedoch erst im Jahr 2019. Eine Tatsache, die nach dem Gewinn ihres Titels für viel Gesprächsstoff und reichlich Kritik sorgte. Viele sind überzeugt, dass die Schwimmerin einen unfairen Vorteil genießt, da sie eben die männliche Pubertät durchlebte und sich vor allem durch ihre Körpergröße und Muskelmasse deutlich von ihren Konkurrentinnen unterscheidet. Stattdessen soll über die Einführung einer offenen Kategorie diskutiert werden, mit der sich auch bereits eine Arbeitsgruppe beschäftigt hat.
Auf der einen Seite kann man Frauen verstehen, die sich benachteiligt fühlen, wenn plötzlich eine Person gegen sie konkurriert, die eine männliche Pubertät durchlebt hat. Doch ist Sport wirklich immer fair? Sind gewisse körperliche Voraussetzungen nicht schon seit jeher entscheidend für die Leistung in diversen Sportarten? Im Basketball etwa genießt eine Sportlerin, die auf eine Größe von 1,90 Metern kommt, sicherlich mehr Vorteile als eine, die vielleicht gerade einmal 1,60 Meter misst. Doch wer hat im Kunstturnen schon eine Olympiasiegerin oder Weltmeisterin gesehen, die größer als 1,80 Meter ist? Weltstar Simone Biles kommt etwa auf gerade einmal 1,42 Meter. Auch finanzielle Aspekte, Nationalität, damit verbunden auch die vorhandene Trainingsinfrastruktur, spielen, wenn es um internationalen Erfolg geht, keine unwesentliche Rolle. Und Inklusion sieht sicherlich anders aus. Denn können Kinder im Alter von zehn oder elf Jahren überhaupt schon entscheiden, ob sie einmal professionellen Leistungssport ausüben wollen, geschweige denn über eine so frühe Hormontherapie? Eine Studie aus den USA zeigte nach einem Bericht der Washington Post sogar, dass in den USA 86 Prozent von Trans-Jugendlichen suizidgefährdet sind. Auch solche Punkte müssen in der Debatte berücksichtigt werden.
Im Allgemeinen sind sich Mediziner einig, dass auf wissenschaftlicher Basis einfach noch Studien fehlen und es somit auch noch keine wirklich aussagekräftigen Daten gibt, um sagen zu können, ob Trans-Frauen wirklich einen entscheidenden Vorteil in Frauenwettkämpfen genießen. Der Sport wird jedoch in Zukunft einen Weg finden müssen, um einer Inklusion nicht im Weg zu stehen, aber trotzdem faire Wettkämpfe zu garantieren. Fest steht, dass eine ideale Lösung kurzfristig nicht in Sicht ist.
Frauen werden gesperrt, wenn ihr Testosteronwert zu hoch ist und dann sollen sie gegen Frauen mit Schwanz antreten?
Fair wäre es wenn es im Sport 4 Kategorien geben würde, Männer, Frauen, Transmänner und Transfrauen. Was spricht dagegen, dass diese Menschen ihre eigenen Wettkämpfe hätten? Ich denke auch dass der Begriff Inklusion in diesem Zusammenhang nicht richtig ist, es ist einfach nur eine Frage der sportlichen Fairness. Wie ja zB der Fall von Caster Semenya zeigt.