Am Ende des Zyklus 4 steht für die Grundschüler eine Entscheidung an: Führt der Weg ins „enseignement général“ oder ins „classique“? Oder eventuell in eine internationale Schule? Nach wie vor herrscht der Glaube, „déi Schlau kommen an de Classique“. Wer hingegen einen Handwerksberuf erlernen will, gehört eh zu den weniger (schulisch) Begabten, so ein gängiger Gedanke. Dieses Zwei-Klassen-Denken ist jedoch kurzsichtig und klassistisch. Bei der Orientierung von Schülern in die Sekundarstufe sind oft die Noten ausschlaggebend. Nicht immer wird danach gefragt, was das Kind denn eigentlich tun möchte.
In der Schule hatte Lena immer Topnoten. Jeder dachte, dass sie später studieren und einer gut bezahlten Arbeit in einem geheizten Büro nachgehen würde. Lena jedoch fühlte sich seit eh und je zu manuellen Jobs hingezogen. Mit ihrer Wahl stößt sie nicht nur auf Zustimmung. Das sei doch Potenzialvergeudung, musste sie sich noch diese Woche anhören: Mit ihrem schulischen Erfolg wäre sie zu „viel Größerem“ berufen gewesen, als in einer Lagerhalle zu arbeiten. Doch der Job gefällt ihr und hinter einem Bildschirm hocken wollte sie nie.
Mit ihrer Tätigkeit als Fitnesstrainerin hat sich Julia derweil einen Lebenstraum erfüllt – und das, obwohl sie zwei Masterabschlüsse hat. Und Samanthas Ehemann, ebenfalls ein ehemaliger Einserschüler, bezeichnet sich als der glücklichste Lokführer der Welt.
Dann gibt es noch den Fall von J., der die Schule in der zehnten Klasse abgebrochen hat. Dumm ist J. keineswegs – bei ihm wurde eine Hochbegabung festgestellt. Dennoch findet er im Schulsystem keinen Platz.
Es geht beileibe nicht darum, jemanden davon abzuhalten, in eine bestimmte Sekundarschule zu gehen oder später zu studieren. Fakt ist jedoch, dass die Orientierung nach dem Zyklus 4 nicht als „Ist mein Kind intelligent genug oder nicht?“-Frage verstanden werden soll. Kein Job ist weniger wert als ein anderer. Ein Manager mit fünfstelligem Einkommen ist nicht zwangsläufig intelligenter als ein Landwirt. Vielmehr sollte der Frage nachgegangen werden, welche Sekundarschule dem Wunsch des Kindes am ehesten entspricht. In manchen Fällen eignet sich das „enseignement classique“ am besten. Möchte das Kind jedoch einen manuellen Beruf erlernen, warum nicht den Weg in die Berufsausbildung wählen, trotz eventuell ausgezeichneter Noten? Letztendlich geht es um das Leben des Kindes – und nicht darum, was die Eltern oder die Lehrer ihm vorschreiben möchten.
Das ist seit jeher das "Luxemburger Problem". "Eisen ass um Classique" Also was. Ein Land mit Notaren und Aftekooten? Und wer seinen Schrank ausbessern will oder die Wasserleitung dichten muss ruft in Deutschland an oder ruft einen portugiesischen Landsmann? Arme Luxemburger.
Ich war auf dem "Classique". Bin Schulabbrecher(3e) und habe auf dem Zweiten meinen Weg gemacht. Aber ich habe einen guten Freund der ist Handwerkermeister. Der kann etwas davon kann ich nur träumen.
Also Leute. Geht ins Handwerk.Ihr werdet gebraucht. Dafür braucht ihr kein Latein.