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Flèche WallonnePogacar reizt die Spezialisten – Mit Geniets, Jungels und L. Wirtgen

Flèche Wallonne / Pogacar reizt die Spezialisten – Mit Geniets, Jungels und L. Wirtgen
Tadej Pogacar möchte sich bei der Flèche Wallonne in die Siegerliste eintragen Foto: Luca Bettini/AFP

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Vorjahressieger Julian Alaphilippe, Rekordgewinner Alejandro Valverde, der zweifache Tour-Sieger Tadej Pogacar, der Schweizer Marc Hirschi und der Franzose Benoît Cosnefroy sind die Favoriten der heutigen Flèche Wallonne, an der mit Kevin Geniets, Bob Jungels und Luc Wirtgen auch drei Luxemburger Fahrer teilnehmen.

Drei Tage nach Paris-Roubaix geht es in der Radsport-WorldTour weiter mit der Flèche Wallonne, die heute Mittwoch über 202,1 km zwischen Blégny und Huy ausgetragen wird. Der Startort liegt nahe Liège und ist wegen seines Kohlenbergwerks bekannt, das auch von Touristen (natürlich entsprechend gekleidet und mit Helm) über den traditionellen Zugangsschacht besichtigt werden kann. Mit drei weiteren Bergwerken der Wallonie (Le Bois du Cazier, Bois du Luc, Grand-Hornu) gehört die Zeche von Blégny zum Unesco-Weltkulturerbe.

An diesem geschichtsträchtigen Ort werden die 175 Fahrer aus 25 Mannschaften um 11.30 Uhr ins Rennen geschickt, wobei der Sieger aller Wahrscheinlichkeit nach erst im letzten der drei traditionellen Anstiege der „Mur de Huy“ gekürt wird. Es kommt nämlich äußerst selten vor, dass eine Fluchtgruppe es bis in die letzte Steigung schafft.

Alle Sieger der letzten Jahre

Zum letzten Mal war dies im Jahr 2003 der Fall, als die beiden Spanier Igor Astarloa (Saeco) und Aitor Osa (iBanesto) als „Überlebende“ der „échappée matinale“ den Erfolg unter sich ausmachten. Astarloa, der ein halbes Jahr später in der kanadischen Stadt Hamilton Weltmeister werden sollte, hatte in der hochprozentigen Steigung von Huy keine Mühe, seinen Begleiter in der Schlussphase zu distanzieren.

Ob heute Ähnliches wie damals möglich ist, muss bezweifelt werden, umso mehr die Leader der verschiedenen Mannschaften Interesse daran haben, dass es zur finalen Auseinandersetzung am Berg kommt. Am Start sind nämlich alle Sieger der letzten Jahre, angefangen vom fast 42-jährigen Alejandro Valverde (2006, 2014, 2015, 2016, 2017) über den Schweizer Marc Hirschi (2020) bis zum amtierenden Weltmeister Julian Alaphilippe (2018, 2019, 2021).

Die Serie des Franzosen aus dem Quick Step-Alpha Vinyl-Team ist beeindruckend. Er war bisher fünfmal am Start und klassierte sich dabei zweimal als Zweiter (2015, 2016) und dreimal als Erster (2018, 2019, 2021). Heute kann er auf die Hilfe des jungen, talentierten Belgiers Remco Evenepoel zählen, der auf der Anfahrtsstrecke zu jeder Verrücktheit fähig ist.

An Alaphilippes Galavorstellung vom letzten Jahr erinnert man sich gerne. So richtig gesprengt wurde das Feld damals erst 350 m vor der Ankunft, als Primoz Roglic auf der rechten Straßenseite resolut angriff und schnell einen Vorsprung von 10 m herausfuhr. Als Alaphilippe konterte und sich dem Slowenen Meter um Meter näherte, war klar, dass Roglic nicht gewinnen konnte. Er, der die „Mauer“ nur vom Training her kannte, wusste nicht, wie und wo die entscheidende Attacke in diesem Berg, der anders ist als alle andern, zu platzieren wäre.

Roglic hatte seine Rakete zu früh gezündet, für Alaphilippe, den Routinier, war es ein Leichtes, an seinem Gegner vorbeizuziehen und Revanche zu nehmen für die schmerzliche Niederlage aus dem Jahr 2020 bei Liège-Bastogne-Liège. Damals jubelte der Weltmeister vor der Zeit und wurde noch vor dem Strich von Roglic abgefangen.

Der Slowene steht heute nicht im Aufgebot von Jumbo-Visma, da er seit der Katalonienrundfahrt an Knieproblemen leidet. Leader im holländischen Team ist diesmal der Däne Jonas Vingegaard Rasmussen.

Julian Alaphilippe war erst der dritte Fahrer, der auf der „Mauer“ im Regenbogentrikot als Gewinner über den Strich fuhr. Vor ihm schafften das auch der Belgier Claudy Criquielion (1985) und der Australier Cadel Evans (2010). Siege als Weltmeister bei der „Flèche“ feierten zuvor der Schweizer Ferdy Kübler sowie die Belgier Rik Van Steenbergen und Eddy Merckx. Damals aber wurde die Ankunft nicht oben in Huy gewertet.

Von Neun auf Eins?

Obwohl auch heute alles für Julian Alaphilippe spricht, gilt es, einige andere Konkurrenten besonders im Auge zu behalten. Da wäre an erster Stelle der zweifache Tour-de-France-Gewinner Tadej Pogacar, der Gefallen an den wallonischen Klassikern gefunden hat und sich in die Startliste der „Flèche“ eintragen ließ. Im Jahr 2019 war er erstmals in Huy dabei und klassierte sich als 53. Zwölf Monate später schaffte er es schon auf Rang 9.

Einer Verbesserung dieses Resultats stand im Frühjahr 2021 Covid-19 im Wege. Wegen zweier positiver Tests, so wollte es das Reglement, durfte das UAE-Team den Start nicht nehmen, sodass auch Titelverteidiger Marc Hirschi kampflos zusehen musste, wie Julian Alaphilippe sich seinen dritten Erfolg sicherte.

Am Start sind heute drei Luxemburger Fahrer. Für Bob Jungels ist es schon die siebente Teilnahme. Fünfmal kam er ins Ziel (bestes Ergebnis Platz 39 im Jahr 2017), einmal musste er nach Sturz aufstecken. Der Fahrer von Ag2r wird sich heute vornehmlich in den Dienst seines Kapitäns Benoît Cosnefroy stellen, der die gute Form hält (2. beim Amstel) und zu den Favoriten gezählt werden muss. Bei Hirschis Sieg vor zwei Jahren war der Franzose auf Rang zwei gefahren.

Neben Bob Jungels sind von Luxemburger Seite noch Luc Wirtgen (Bingoal) und Kevin Geniets (Groupama FdJ) mit dabei. Es ist Wirtgens zweiter Versuch an der „Mauer“. Letztes Jahr fuhr er auf Platz 119. ins Ziel. Für Kevin Geniets ist die „Flèche“ Neuland. Er beteiligt sich zum ersten Mal am Klassiker in der Wallonie.

Fakten

* 86. Flèche Wallonne über 202,1 km von Blégny nach Huy mit dreimaliger Ersteigung der „Mauer von Huy“ (Schnitt 9,3%).
* Gegründet 1936 von der belgischen Zeitung Les Sports (heute La Dernière Heure / Les Sports).
* Erster Sieger: Philippe Demeersman (Bel).
* Rekordsieger mit fünf Erfolgen: Alejandro Valverde (Esp / 2006, 2014, 2015, 2016, 2017). Je drei Siege: Marcel Kint (Bel / 1943, 1944, 1945); Eddy Merckx (Bel / 1967, 1970, 1972); Moreno Argentin (Ita / 1990, 1991, 1994); Davide Rebellin (Ita / 2004, 2007, 2009).
* Ein Luxemburger Fahrer auf dem Siegerpodest: Kim Kirchen (2008).
* Start um 11.30 Uhr in Blégny, Ankunft zwischen 16.05 und 16.40 Uhr auf der „Mur de Huy“.
* 202,1 km mit 11 Bergwertungen: km 49,4 Côte de Tancrémont (1); km 55,1 Côte des Forges (2); km 121,3 Côte d’Ereffe (3); km 134,1 Côte de Chérave (4); km 139,8 Mur de Huy (5 – erste Durchfahrt ca. 14.50 Uhr); km 152,5 Côte d’Ereffe (6); km 165,2 Côte de Chérave (7); km 170,9 Mur de Huy (8 – zweite Durchfahrt, ca. 15.35 Uhr); km 183,6 Côte d’Ereffe (9); km 196,4 Côte de Chérave (10); km 202,1 Mur de Huy (11 – Ankunft, gegen 16.20).
* 175 Fahrer aus 25 Mannschaften am Start: Ag2r La Mondiale (Fra); Alpecin-Fenix (Bel); Astana Qazaqstan (Kaz); B&B Hotels P/B KTM (Fra); Bahrain Victorious (Bah); Bingoal Pauwels Sauces WB (Bel); Bora Hansgrohe (Ger); Cofidis (Fra); EF Education Easypost (USA); Groupama FDJ (Fra); Ineos Grenadiers (Gbr); Intermarché Wanty- Gobert (Bel); Israel – Premier Tech (Isr); Jumbo-Visma (Ned); Lotto Soudal (Bel); Movistar Team (Esp); Quick-Step – Alpha Vinyl (Bel); Sport Vlaanderen – Baloise (Bel): Team Arkea-Samsic (Fra); Team Bikeexchange – Jayco (Aus); Team DSM (Ger); TotalEnergies (Fra); Trek-Segafredo (USA); UAE Team Emirates (UAE); Uno – X Pro Cycling Team (Nor).
* Drei Luxemburger Fahrer am Start: Kevin Geniets (FdJ), Bob Jungels (Ag2r), Luc Wirtgen (Bingoal).
* Preisgelder: 1. Platz: 16.000 Euro, 2. Platz: 8.000 Euro, 3. Platz: 4.000 Euro, 4. Platz: 2.000 Euro, 5. Platz 1.600 Euro, usw. Im Total gibt es für 40.000 Euro Preisgelder.
* UCI WorldTour-Punkte: 1. 500 Punkte; 2. 400; 3. 325; 4. 275; 5. 225; 6. 175; 7. 150; 8. 125: 9. 100; 10. 85 Punkte.
* Wetter: frühlingshaft und sonnig, 12 Grad beim Start in Blégny, 15 Grad am Ziel in Huy.
* Die letzten Sieger: 1999: Paolo Savoldelli (Ita); 2000: Francesco Casagrande (Ita); 2001: Rik Verbrugghe (Bel); 2002: Mario Aerts (Bel); 2003: Igor Astarloa (Esp); 2004: Davide Rebellin (Ita); 2005: Danilo Di Luca (Ita); 2006: Alejandro Valverde (Esp); 2007: Davide Rebellin (Ita); 2008: Kim Kirchen (Lux); 2009: Davide Rebellin (Ita); 2010: Cadel Evans (Aus); 2011: Philippe Gilbert (Bel); 2012: Joaquim Rodriguez (Esp); 2013: Daniel Moreno (Esp); 2014: Alejandro Valverde (Esp); 2015: Alejandro Valverde (Esp); 2016: Alejandro Valverde (Esp); 2017: Alejandro Valverde (Esp); 2018: Julian Alaphilippe (Fra); 2019: Julian Alaphilippe (Fra); 2020: Marc Hirschi (Sui); 2021: 1. Julian Alaphilippe, 2. Primoz Roglic (Slv), 3. Alejandro Valverde,…119. Luc Wirtgen, 12’16” zurück.
* Frauenrennen von Huy zur Mur de Huy über 133,4 km. Start um 8.35 Uhr, Ankunft gegen 12.10 Uhr. Titelverteidigerin ist die siebenfache Gewinnerin Anna Van der Breggen (Ned).
* Direkte Fernsehübertragung bei Tipik (11.10-12.45 und ab 13.00), Eurosport (14.30), RTL Télé Lëtzebuerg (15.00), FR3 (15.05).                  P.L.