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LuxemburgZinsen auf Sparguthaben fallen auf ein Rekordtief

Luxemburg / Zinsen auf Sparguthaben fallen auf ein Rekordtief
Mit immer niedrigeren Zinsen und einer immer höheren Inflationsrate verliert Geld auf Sparkonten immer schneller an Wert Symbolfoto: picture alliance/dpa

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Im Februar 2022 ist der durchschnittliche Zinssatz, den Luxemburger Banken den Haushalten auf neu anlegten Geldern anboten, auf einen Rekordtiefststand gefallen. Das zeigen neue Zahlen der Zentralbank. 

Auch wenn Privatleute bereits seit Jahren keine nennenswerte Vergütung für ihre Spareinlagen mehr erhalten, so blieb die Mehrheit der Sparer bisher von echten Strafzinsen verschont. Doch die Lage wird nun auch für den durchschnittlichen Sparer immer enger. Laut den neuesten Zahlen der Zentralbank mussten Haushalte auf Gelder, die sie im Februar 2022 neu anlegten („dépôts à terme“ von bis zu einem Jahr), im Durchschnitt 0,39 Prozent Zinsen an die Bank zahlen.

Von derart hohen Negativzinsen waren die durchschnittlichen Luxemburger Sparer bisher verschont geblieben. Im Januar lag der Zinssatz auf neu angelegten Geldern noch bei minus 0,16 Prozent; im Dezember 2021 war es noch ein Plus von 0,1 Prozent. Das erste Mal, als Privatanleger im Schnitt Strafzinsen auf Spareinlagen zahlen mussten, war im Dezember 2020.

Gilt noch zu bemerken, dass nicht jeder Kunde auf Spareinlagen Negativzinsen zahlen muss. Es handelt sich um einen von der Zentralbank errechneten Durchschnittswert. Strafzinsen fordern die meisten Banken nur von wohlhabenderen Kunden, die wenigstens 250.000 Euro auf ihren Sparkonten liegen haben. Die Zahlen bedeuten ebenfalls nicht, dass für alle Sparprodukte negative Zinsen gefordert werden. Bei den bisher im Artikel erwähnten Zahlen handelt es sich um Zinsen auf neu angelegten Geldern. Schaut man hingegen auf den durchschnittlichen Zinssatz auf allen Spareinlagen (neue und bestehende), dann war die Rate im Februar, mit 0,02 Prozent (für „Dépôts à vue“), immer noch leicht positiv.

Kaufkraft von Sparguthaben schrumpft immer schneller

Im Gegensatz zu den Privatanlegern werden Unternehmen und andere „Nicht-Finanzgesellschaften“ schon viel länger von der Zinspolitik der europäischen Zentralbank belastet. Sie müssen im Schnitt bereits seit August 2015 Strafzinsen auf neuen Spareinlagen zahlen. Ab Mitte 2016 begann dann auch, nach und nach, der Zinssatz auf allen Spareinlagen (alte und neue) ins Negative zu rutschen.

Es scheint jedoch nun nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch der durchschnittlich angebotene Zinssatz für die Haushalte der Durchschnitt insgesamt ins Negative rutscht. Letztes Jahr drehte sich die Rate (aller Spareinlagen) um 0,03 und 0,04 Prozent. Im Jahr zuvor (2020) waren es 0,05 und 0,06 Prozent. Ende 2009 waren es 0,85 Prozent, im Jahr zuvor waren es im Schnitt rund 2,5 Prozent. Aktuell sind es 0,02 Prozent.

Für Menschen, die Geld sparen wollen, wird die Lage somit immer schwieriger. Besonders erschwert wird die Lage durch die zuletzt immer schneller steigende Inflationsrate. In den Monaten Februar und März lag sie hierzulande bei über 6 Prozent. In der Eurozone wurde im März eine Rate von satten 7,5 Prozent gemessen. Für die Sparer bedeutet diese Entwicklung (keine Zinsen und eine hohe Geldentwertungsrate) einen deutlichen Verlust an Kaufkraft.

Weiter günstige Kreditzinsen

Diese Situation ist unter anderem eine Folge der Politik, die Europas Zentralbank vor rund zehn Jahren nach der Finanz- und der Schuldenkrise eingeführt hatte. Die Notenbanker wollten Bürger und Unternehmen mit Negativzinsen dazu bringen, ihr Vermögen auszugeben. Gekoppelt mit einer expansiven Geldpolitik sollten so der Konsum und das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden. Das wiederum hätte helfen sollen, die hohe Verschuldungsquote einiger Staaten zu reduzieren. 

Ob sich die Situation in naher Zukunft oder mittelfristig ändern wird, steht derzeit in den Sternen. Während beispielsweise die Notenbank in den USA bereits wieder die Zinsen erhöht, um so gegen die hohe Inflationsrate vorzugehen, sind die Signale, die von der EZB kommen, deutlich weniger klar. Zwar wird mittlerweile auch in Frankfurt wieder mehr über Preisstabilität geredet, jedoch bleibt weiterhin offen wann und wie etwas unternommen werden soll. Immerhin ist die Verschuldung der Staaten, als Folge der Corona-Krise, stark gestiegen und mit dem Krieg in der Ukraine haben auch die wirtschaftlichen Unsicherheiten zugelegt. Die EZB befindet sich somit nun in einer Zwickmühle. Sie muss die steigende Inflation mit den zunehmenden Risiken für die Konjunktur in Einklang bringen.

Für Kreditnehmer bleibt die Lage in Luxemburg derweil auch weiterhin attraktiv. Der variable Zinssatz für Immobilienkredite an private Haushalte, beispielsweise, blieb im Februar mit 1,32 Prozent in etwa auf der gleichen Höhe wie im Gesamtjahr 2021 und gleichzeitig auch nahe an seinem Rekord-Tiefststand. Für Immobilienkredite mit einem festen Zinssatz stieg die durchschnittliche Rate im Februar 2022 derweil leicht an – auf 1,51 Prozent. Einen Rekord-Tiefststand hatte sie im Dezember 2020, bei 1,26 Prozent, erreicht.

Bitcoin
14. April 2022 - 9.07

Wenn ich das gewusst hätte als ich mit 6 Jahren von der Spuerkeess eine Porzellanspardose bekam,ich hätte sie ihnen vor die Füsse geworfen. Die EZB ist der Untergang der Verbraucher.Ihre Rechnung geht nicht auf.Inflation zu verhindern,oder aufzufangen wäre ihr Job.So verschulden sich die Leute is ans Ende ihrer Tage.Die Zinsen müssen rauf sonst gibt's bald Rubel. Seit Leman wissen wir:Banken sind System relevant.

Observer
13. April 2022 - 13.11

Und die Inflation ist nicht zu bremsen.Eine Zinserhöhung ist nötig.Aber das wollen die hochverschuldeten Staaten nicht.

Jemph
13. April 2022 - 11.53

Machen wir's wie der Staat.Schulden machen.Die halten sich.Während man für 100 000€ Spareinlagen bald auch noch zahlen muss. Wie soll eine Konsumgesellschaft denn funktionieren wenn wir nicht konsumieren können. Solange wir nicht in Rubel ausgezahlt werden....