„Es ist ein extrem hartes Rennen. Es geht von Anfang an immer auf und ab. Es ist eigentlich ein tolles Rennen, ich war aber leider heute nicht bei 100 Prozent“, fasste Kevin Geniets (Groupama-FDJ) sein erstes Amstel Gold Race zusammen. Der Luxemburger konnte bis rund 30 Kilometer vor dem Ziel mit den Besten mithalten, ehe er den Anschluss an die Spitzenfahrer verlor. „Ich hatte gehofft, bessere Beine zu haben. Das Rennen war aber ganz okay“, so der nicht ganz zufriedene Landesmeister, der mit 6:29 Minuten Rückstand als 42. ins Ziel fuhr. Dennoch hatte der 25-Jährige bei dem Klassiker viel Freude. „Es ist sehr speziell hier zu fahren, auch schon die Tour des Flandres letzte Woche. Es macht einfach Spaß“, so Geniets. „Die Flandern gefallen mir definitiv am Besten, Amstel steht aber auf meinem persönlichen Podium.“
Nach 254,1 Kilometern hatte Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) am Sonntag die Nase vorn. Er setzte sich um Haaresbreite vor dem Franzosen Benoît Cosnefroy (Ag2r-Citroën) durch. Erst nach Auswertung des Zielfotos erklärte die Jury den Polen zum Gewinner. Zunächst hatte Cosnefroy über den Sieg gejubelt. „Es war sehr konfus im Ziel, ein großes Durcheinander“, sagte Kwiatkowski, der das Rennen bereits 2015 gewonnen hatte. „Ich war sehr traurig, als man sagte, ich hätte nicht gewonnen, da das Team heute viel Arbeit verrichtet hat. Als dann verkündet wurde, dass ich gewonnen habe, war das sehr emotional“, so der frühere Weltmeister.
Es ist eigentlich ein tolles Rennen, ich war aber leider heute nicht bei 100 Prozent
Sein Konkurrent konnte es kaum fassen. „Ich wusste nicht, ob ich gewonnen hatte oder nicht. Dann wurde ich als Sieger verkündet. Zwei Minuten später hieß es dann, ich wäre nur Zweiter“, so Cosnefroy: „Ich bin zwar enttäuscht, freue mich aber dennoch über diesen zweiten Platz. Ich bin ein nahezu fehlerfreies Rennen gefahren.“ Dritter wurde der Belgier Tiesj Benoot (Jumbo-Visma).
Relativ schnell war am Sonntagnachmittag klar, dass die anfängliche sechsköpfige Fluchtgruppe um Ide Schelling (Bora-hansgrohe), Luca Rastelli (Bardiani-CSF-Faizanè), Owain Doull (EF Education-EasyPost), Emils Liepins (Trek-Segafredo), Aaron Van Pouke (Sport Vlaanderen-Baloise) und Johan Jacobs (Movistar), die sich zwischenzeitlich einen Vorsprung von mehr als vier Minuten herausfuhr, keine Chance auf den Sieg haben würde. Die letzten Ausreißer wurden bereits knapp 45 Kilometer vor dem Ziel gestellt.
Das Team Ineos Grenadiers drückte anschließend aufs Tempo, sodass in der Spitzengruppe nur noch etwa 30 Fahrer mithalten konnten. Wenig später verlor auch Geniets den Anschluss.
Cavalli gewinnt Rennen der Frauen
Kwiatkowski und Cosnefroy setzten sich derweil nach der letzten Passage am berüchtigten Cauberg knapp 20 Kilometer vor dem Ende aus der Spitzengruppe ab. Das Duo arbeitete gut zusammen und fuhr sich einen Vorsprung von mehr als 30 Sekunden heraus. Den Sieg machten beide in der letzten Runde unter sich aus. Die Entscheidung fiel erst nach Fotobeweis. Der niederländische Topfavorit Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix), der in der Vorwoche noch die Tour des Flandres gewonnen hatte, konnte seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden und verpasste als Vierter (+ 20 Sekunden) das Podium
Das Rennen der Frauen wurde von Marta Cavalli (FDJ Nouvelle-Aquitaine) gewonnen. Nach einer Attacke der niederländischen Topfavoritin Annemiek van Vleuten am Schlussanstieg, auf die nur fünf Fahrerinnen folgen konnten, setzte die Italienerin kurz nach dem Gipfel des Caubergs den entscheidenden Konter. Während van Vleuten auf Rang vier zurückfiel, konnte sich Cavalli mit knappem Vorsprung vor der Lokalmatadorin Demi Vollering (SD Worx) und Liane Lippert (DSM) aus Deutschland behaupten. Cavallis Freude über den bisher größten Erfolg ihrer Karriere war riesig. Einen Dank richtete sie besonders an den sportlichen Leiter des Teams, der hinter ihr im Auto fuhr: „Er hat mir über Funk das Kommando gegeben. ‚Marta, jetzt ist Zahltag! Versuch es einfach, wir haben nichts zu verlieren!›, rief er. Deshalb habe ich alles oder nichts gespielt.“
Im Überblick
1. Michal Kwiatkowski (Polen/Ineos Grenadiers) in 6:01:19 Stunden
2. Benoît Cosnefroy (Frankreich/Ag2r-Citroën) gleiche Zeit
3. Tiesj Benoot (Belgien/Jumbo-Visma) +10 Sekunden
4. Mathieu Van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix) +20
5. Alexander Kamp (Dänemark/Trek-Segafredo)
6. Kasper Asgreen (Dänemark/Quick-Step Alpha Vinyl)
7. Michael Matthews (Australien/Bikeexchange)
8. Stefan Küng (Schweiz/Groupama-FDJ)
9. Marc Hirschi (Schweiz/UAE Team Emirates)
10. Dylan Teuns (Belgien/Bahrain Victorious) alle gleiche Zeit
… 42. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) +6:29 Minuten
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