Headlines

RadsportVorschau auf die Flandern-Rundfahrt: Alle gegen Mathieu Van der Poel

Radsport / Vorschau auf die Flandern-Rundfahrt: Alle gegen Mathieu Van der Poel
Mathieu Van der Poel (Alpecin-Fenix) ist der Gejagte bei der Flandern-Rundfahrt Foto: Marco Bertorello/AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mathieu Van der Poel startet morgen als großer Favorit bei der „Ronde van Vlaanderen“. Der Holländer muss sich starker Konkurrenz erwehren, obwohl der an Covid-19 erkrankte E-3Sieger Wout Van Aert nicht dabei ist. Mit Kevin Geniets, Bob Jungels, Alex Kirsch und Tom Wirtgen gehen vier Luxemburger Fahrer an den Start.

Es heißt, dass man sich vor verletzten Tieren besonders in Acht nehmen muss. Wenn dieses geflügelte Wort auf den Menschen übertragbar ist, sollte die Meute der Radfahrer, die morgen an den Start der 106. „Ronde van Vlaanderen“ geht, besonders die Mannschaften Jumbo Visma und Quick-Step Alpha Vinyl im Auge behalten.

Da wäre zum Ersten das holländische Team, das auf seinen Topfahrer Wout Van Aert verzichten muss. Der Belgier, der dieses Jahr schon den „Omloop Her Nieuwsblad“, eine Etappe und die Punktwertung von Paris-Nice sowie die „E3 Saxo Bank Classic“ gewonnen hat, konnte am Donnerstag wegen eines positiven Antigen-Tests auf Corona nicht mit seinem Team auf Erkundungsfahrt gehen.

Gestern fehlte Van Aert bei der Presskonferenz seiner Mannschaft, weil zwei PCR-Tests das Resultat der positiven Antigen-Probe bestätigten. Erst am Abend nach 20 Uhr gab der Fahrer, der an Halsschmerzen und leichteren Symptomen leidet, die Information an die Presse weiter. Für ihn rückt der holländische Neoprofi Mick Van Dijke ins Jumbo-Team nach.

Ohne Alaphilippe

Ein gesunder Van Aert hätte mit Sicherheit zu den Hauptanwärtern auf den Sieg gerechnet werden müssen bei dieser „Ronde van Vlaanderen“, die erstmals seit zwei Jahren wieder mit Publikum ausgetragen wird. „Bleibt zu Hause, schaut Euch den Klassiker im Fernsehen an!“ hatte Tomas Van den Spiegel, der Direktor der „Ronde“, die Radsportfans noch im März 2021 aufgefordert. „Die Rundfahrt wird stattfinden, wenn Ihr mit Abwesenheit glänzt. Nur so ist in Corona-Zeiten die Sicherheit aller gewährleistet.“

Ein Jahr später hat die belgische Regierung die Masken in den Schrank verbannt, Sport ist dem Publikum wieder zugänglich. Und so wird die „Ronde“, dieses riesige Kirmesfest um das Rennrad, die Massen erneut auf die Straßen locken, umso mehr relativ schönes, aber kaltes, Wetter zwischen Antwerpen und Oudenaarde angesagt ist.

Die Zuschauer müssen sich allerdings mit einem dezimierten Feld abfinden, denn gestern Morgen erklärte die Mannschaft Israel Premier Tech forfait. Das Team zog sich schon vor dem Rennen zurück, weil es mit Sep Vanmarcke und Hugo Houle nur noch über zwei gesunde Fahrer verfügt. Auch beim Schelde-Prijs vom kommenden Mittwoch wird Israel Premier Tech abwesend sein, doch hofft Sportdirektor Dirk Demol, dass sich die Fahrer bis zum nächsten World-Tour-Rennen erholt haben.

Schon am Tag vor dem Ausstieg der israelischen Mannschaft war bekannt, dass Quick Step-Alpha Vinyl auf die Dienste von Julian Alaphilippe verzichtet, der ab Montag die Baskenland-Rundfahrt bestreitet, um sich auf die wallonischen Klassiker vorzubereiten.

Ziel des Franzosen ist es, endlich Liège-Bastogne-Liège davonzutragen, das er zweimal als Zweiter und je einmal als Vierter und Fünfter beendete.

In Abwesenheit von Alaphilippe gilt Vorjahressieger Kasper Asgreen als Aushängeschild der belgischen Mannschaft Vor zwölf Monaten besiegte der Däne in einem Zweiersprint Mathieu Van der Poel und strafte damit all diejenigen sogenannten Experten Lügen, die ihm beim Einbiegen auf die Zielgerade nicht den Hauch einer Chance gegen den Sieger von 2020 eingeräumt hatten.

Im „Duell der beiden Meister“ (Asgreen im dänischen, Van der Poel im holländischen Championstrikot) aber bewies der spätere Sieger, dass ein Sprint nach 250 km nicht mit einem gewöhnlichen Endspurt vergleichbar ist. Das aufreibende Rennen zehrte an den Kräften. Insbesondere Van der Poel vergeudete in einigen der vielen Steigungen reichlich Energie, und spätestens auf dem Scheitel des letzten Anstiegs, dem stellenweise bis zu 22 Prozent steilen Paterberg, hätten auch Laien sehen müssen, dass Van der Poels Batterien fast leer waren.

Morgen will der Holländer, der Mitte der Woche „Dwars door Vlaanderen“ gewonnen hat, nicht noch einmal denselben Fehler machen. Bei der Generalprobe vor der „Ronde“ schlug er der Reihe nach Tiesj Benoot, Thomas Pidcock, Victor Campenaerts, Nils Politt und Stefan Küng, die alle für einen Platz auf dem Podium am Sonntag in Oudenaarde gut sind.

Pogacars Debüt

Zu den Mitfavoriten muss man auch Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar zählen, der morgen seine erste „Ronde“ bestreitet. Dem Slowenen, der sich eigentlich auf jedem Terrain wohlfühlt, unterliefen beim „Dwars“ einige Novizenfehler, die er korrigieren möchte. An chaotische Rennen, wie sie in Belgien gang und gäbe sind, muss sich auch ein zweifacher Tour-Gewinner erst gewöhnen.

Im Feld der 168 Fahrer sind auch vier Luxemburger. Bob Jungels bestreitet die „Ronde“ zum zweiten Mal (2019 Platz 16), für Kevin Geniets, (2020: 64.; 2021:52.) und Tom Wirtgen (2020: 19., 2021: Aufgabe) ist es schon der dritte Versuch, und für Alex Kirsch gar der vierte Anlauf (2018: 69.; 2019: 120.; 2020: 96.)

Das Rennen beginnt zum sechsten Mal hintereinander auf dem „Steenplein“ in Antwerpen. Nach 19 Starts in Brügge schloss „Flanders Classics“ 2017 einen Vertrag mit Antwerpen ab, der dieses Jahr ausläuft. Ab 2023 werden die Fahrer abwechselnd in Brügge und Antwerpen auf die Reise geschickt.

Im Streckenplan fehlt, wie schon im Oktober 2020 und im Frühjahr 2021, die Passage an der mythischen „Kapelmuur“ („Mur de Grammont“). Das Finale in den „Flämischen Ardennen“ wird mit dem Koppenberg rund 45 Kilometer vor dem Ziel eröffnet. Danach folgen in kurzen Abständen Steenbeekdries (39,2 km), Taaienberg (36,7 km), Kruisberg (26,5 km), Oude Kwaremont (16,7 km) und der Paterberg, dessen Scheitel 13,3 km vor der Zielgeraden in Oudenaarde liegt.

Insgesamt warten 18 Anstiege („Hellingen“) und sieben Kopfsteinpflasterabschnitte („Kasseien“) auf die Konkurrenten. Auf den letzten 150 km muss der Paterberg zweimal, der Oude Kwaremont gar dreimal erstiegen werden.

Fakten – Ronde 2022

* 106. Ronde van Vlaanderen am Sonntag von Antwerpen nach Oudenaarde.
* 272,5 km (+9,4 neutralisierte km) mit 7 Pavé-Sektoren (11,4 km insgesamt) und 18 Anstiegen: 1. Oude Kwaremont (1), km 136,3; 2. Kortekeer, km 146,8; 3. Achterberg, km 153,3; 4. Wolvenberg, km 158,2; 5. Molenberg, km 170,7; 6. Marlboroughstraat, km 174,6; 7. Berendries, km 178,7; 8. Valkenberg, km 184,0; 9. Berg The Houte, km 196,5; 10. Kanarieberg, km 202,0; 11. Oude Kwaremont (2), km 217,9; 12. Paterberg (1), km 221,4; 13. Koppenberg, km 227,9; 14. Steenbeekdries, km 233,3; 15. Taaienberg, km 235,7, 16. Kruisberg (Oudestraat), km 246; 17. Oude Kwaremont (3), km 255,8; 18. Paterberg (2), km 259,2. Bis ins Ziel in Oudenaarde (km 272,5) bleiben 13,3 km.
* 168 Fahrer aus 24 Mannschaften am Start. Ag2r-Citroën, Alpecin-Fenix, Astana, Bahrain Victorious, B&B Hotels KTM, Bingoal WB, Bora-Hansgrohe, Cofidis, Quick-Step Alpha Vinyl, EF Education, Groupama-FDJ, Ineos Grenadiers, Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux, Jumbo-Visma, Lotto-Soudal, Movistar Team, Sport Vlaanderen-Bâloise, Team Arkéa-Samsic, Team BikeExchange, Team DSM, Uno-X Pro Cycling Team, TotalEnergies, Trek-Segafredo, UAE Team Emirates. Das Team Israel Premier Tech hat gestern wegen vieler Krankenfälle forfait erklärt.
* Vier Luxemburger Fahrer gemeldet: Bob Jungels/Ag2r (Startnummer 43), Kevin Geniets/Groupama (173), Alex Kirsch/Trek-Segafredo, Tom Wirtgen/Bingoal (117).
* Definitive Startlisten erst am Samstagabend nach der Sitzung der Sportdirektoren.
* Start der Männer um 10.00 in Antwerpen (Steenplein). Ankunft zwischen 16.00 und 17.00 Uhr in Oudenaarde (Minderbroedersstraat/N 453).
* Erstauflage Männer: 1913. Die Ronde feiert in diesem Jahr ihr 109. Bestehen. Erster Sieger (1913) war der Belgier Paul Deman. Im Länderklassement führt Belgien (69 Siege) vor Italien (11) und Holland (11). Im Palmarès steht kein Luxemburger Fahrer.
* Rekordsieger mit je drei Erfolgen: Achiel Buysse/B (1940, 1941, 1943), Fiorenzo Magni/I (1949, 1950, 1951), Eric Leman/B (1970, 1972, 1973), Johan Museeuw/B (1993, 1995, 1998), Tom Boonen/B (2005, 2006, 2012), Fabian Cancellara/CH (2010, 2013, 2014).
* Jüngster Sieger: Rik Van Steenbergen/B (1944) mit 19 Jahren; ältester Gewinner: Andrej Tchmil/B (2000) mit 37 Jahren.
* Palmarès der letzten Jahre: Peter Van Petegem (1999), Andrej Tchmil (2000), Giuseppe Bortolami (2001), Andrea Tafi (2002), Peter Van Petegem (2003), Steffen Wesemann (2004), Tom Boonen (2005), Tom Boonen (2006), Alessandro Ballan (2007), Stijn Devolder (2008), Stijn Devolder (2009), Fabian Cancellara (2010), Nick Nuyens (2011), Tom Boonen (2012), Fabian Cancellara (2013), Fabian Cancellara (2014), Alexander Kristoff (2015), Peter Sagan (2016), Philippe Gilbert (2017), Niki Terpstra (2018), Alberto Bettiol (2019), Mathieu Van der Poel (2020), Kasper Asgreen (2021) vor Mathieu Van der Poel und Greg Van Avermaet. Kevin Geniets wurde 52., Luc Wirtgen 69.
* Wettquoten: Van der Poel 4,00; Asgreen 5,00; Pogacar 5,00; Laporte 7,00; Pidcock 12,00; Benoot 25,00; Pedersen 25,00; Mohoric 33,00; Küng 40,00; Stuyven 50,00; Van Baarle 50,00; Turgis 66,00; … Jungels 425,00; Geniets 425,00.
* Direkte Fernsehübertragung: Tipik (9.55-14.10), La Une (ab 14.10), RTL Télé Lëtzebuerg (ab 14.00), France 3 (ab 14.00), Eurosport (ab 10.30).
* Wetterprognose: Heiter bis wolkig, relativ frisch, 3 Grad beim Start in Antwerpen, 9 Grad bei der Ankunft in Oudenaarde
Frauenrennen
* Start um 13.25 Uhr in Oudenaarde. Ankunft gegen 16.45 Uhr am selben Ort
* Eine Luxemburger Fahrerin im Feld: Christine Majerus (Startnummer 23)
* Direkte Fernsehübertragung: Tipik (ab 15.00), Eurosport (ab 16.45)