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RadsportWieder jubelt Slowenien: Matej Mohoric gewinnt Monument Mailand-Sanremo

Radsport / Wieder jubelt Slowenien: Matej Mohoric gewinnt Monument Mailand-Sanremo
Matej Mohoric gewann mit einer beeindruckenden Taktik Mailand-Sanremo Foto: Marco Bertorello/AFP

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Das kleine Slowenien wird immer mehr zur Macht im Radsport. Dieses Mal ist es Tüftler Matej Mohoric, der beim schweren Klassiker Mailand-Sanremo triumphiert. Eine absenkbare Sattelstütze soll bei Tempo 80 den Unterschied ausgemacht haben. Alex Kirsch beendete das Rennen als bester Luxemburger auf Platz 40. 

Superstar Tadej Pogacar war gewarnt. „Ich weiß, dass er ein bisschen verrückt ist. Er hat mir beim Start von seiner Sattelstütze erzählt und mir gesagt, ich solle ihm bei der Abfahrt besser nicht folgen“, berichtete der Tour-de-France-Champion über seine Unterredung mit Matej Mohoric. Dieser gewann mit großer Waghalsigkeit und technischer Raffinesse am Samstag den 113. Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo. Pogacar folgte dem Rat, und so setzten weder er noch Landsmann Primoz Roglic ihre Siegesserie im Radsport fort – und doch jubelte wieder das kleine Slowenien. Denn Mohoric ist quasi der Dritte im Bunde einer goldenen Generation.

Mohoric war jedenfalls stolz auf seinen Coup. „Ich habe eine absenkbare Sattelstütze benutzt, wie sie beim Mountainbike schon üblich ist“, erklärte der Mann aus Kranj. „Bislang hat man das im Straßenradsport nicht benutzt, weil das Gewicht zu groß war“, erläuterte Mohoric weiter. Der Slowene fand auf dem Markt aber eine hyperleichte. Bei der Abfahrt vom Poggio wechselte er bei Tempo 80 mehrfach von der tieferen, aerodynamisch günstigeren Position auf die höhere Normalposition, die ihm mehr Sicherheit beim Steuern bot. So rettete er zwei Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Anthony Turgis.

Dritter wurde der Niederländer Mathieu van der Poel, Pogacar wurde Fünfter und der große Favorit Wout van Aert musste sich mit Platz 8 zufriedengeben. Mit Alex Kirsch und Bob Jungels waren zwei Luxemburger in der ersten größeren Verfolgergruppe vertreten. Kirsch wurde am Ende mit 1:14 Minute Rückstand 40., Jungels wurde 52. Kevin Geniets, der dritte Luxemburger im Feld, beendete das Rennen mit 6:01 Minuten Rückstand auf den Sieger auf dem 107. Platz.

„Ich habe den Radsport zum zweiten Mal gekillt“, sagte Mohoric mit Blick auf seine Experimentierfreude. Vor neun Jahren wurde er mit der mittlerweile verbotenen Supertuck-Position berühmt, als er auf dem Oberrohr sitzend aerodynamisch die Berge herunterraste. Da hatte er, seiner Lesart nach, das erste Mal seinen Sport „gekillt“. Nun hat der Weltverband UCI die nächste (Regulierungs-)Aufgabe von ihm bekommen.

Dopingschatten schwebt über Slowenien

Nur schnell den Berg runterfahren, das reicht aber auch bei Mohoric nicht aus, um einen 293 Kilometer langen Klassiker zu gewinnen. Der 27-Jährige verfügt über eine beachtliche Ausdauerfähigkeit. Mit zwei Etappensiegen bei der Tour de France, einer davon über fast 250 Kilometer durch die an Weinbergen reiche Bourgogne, ließ er vergangenes Jahr aufhorchen.

Der Sieg in Sanremo sorgte für ein Novum. Es war der fünfte Sieg, der im sechsten WorldTour-Rennen dieser Saison an Slowenien ging. Das sorgt für Aufsehen. Nur zwei Millionen Einwohner, davon sieben Profis in der WorldTour hat Slowenien. 

Im Überblick

113. Mailand-Sanremo (293 km):
1. Matej Mohoric (Slowenien/Bahrain Victorious) 6:27:49 Stunden, 2. Anthony Turgis (Frankreich/TotalEnergies) 0:02 Minuten zurück, 3. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix), 4. Michael Matthews (Australien/Team BikeExchange), 5. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Emirates), 6. Mads Pedersen (Dänemark/Trek-Segafredo), 7. Sören Kragh Andersen (Dänemark/DSM), 8. Wout van Aert (Belgien/Jumbo-Visma) alle gleiche Zeit, 9. Jan Tratnik (Slowenien/Bahrain Victorious) 0:05, 10. Arnaud Démare (Frankreich/Groupama-FDJ) 0:11, … 40. Alex Kirsch (Luxemburg/Trek-Segafredo) 1:14, … 52. Bob Jungels (Luxemburg/Ag2r Citroën) gleiche Zeit, … 107. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 6:01

Ihnen kam die gute Ausbildungsinfrastruktur Sloweniens und auch die abwechslungsreiche Topographie des Landes entgegen, wie Mohoric erklärte. Freilich schwebt über dem slowenischen Radsportwunder auch ein Dopingschatten. Radsportler und Manager wurden in Verbindung mit dem bei der Operation Aderlass aufgeflogenen Thüringer Dopingarzt Mark S. gebracht. Milan Erzen, slowenischer Ex-Radsportler und Gründer des Rennstalls Bahrain Victorious, stand wegen Dopingverdachts schon unter besonderer Beobachtung der UCI. Belastbares Material gegen ihn oder einen der slowenischen Spitzenfahrer kam dabei aber nicht heraus.

Bei einer Razzia im Teamhotel von Bahrain Victorious bei der vorigen Tour de France wurden Spuren des Muskelmittels Tizanidin gefunden. Das Mittel stand damals aber noch nicht auf der Dopingverbotsliste und wird aktuell von der Weltantidopingagentur WADA auf seine möglicherweise leistungssteigernden Effekte untersucht. (SID)