Das olympische Cross Country ist zwar überaus spektakulär und der niederländische Radsportstar Mathieu van der Poel stieg sogar früh aus der Tour de France aus, um in Tokio seine Medaillenchancen zu wahren. Doch hierzulande kommt die Disziplin nicht aus den Startlöchern, seit die Velosfrënn Gusty die Meisterschaften in Bruch 2013 wiederbelebten. Einzig der Diekircher Radsportverein 2019 und dieses Jahr die Wiltzer nahmen ihnen die Bürde der Austragung ab. Der technische Direktor der FSCL, Christian Helmig, erklärt: „Beim Mountainbike ist es immer wieder schwierig, Strecken zu finden, auf denen man überhaupt Wettbewerbe austragen darf. Zudem ist es viel Aufwand, alle Genehmigungen zu bekommen. Leider ist es überall schwieriger geworden, Freiwillige zu finden, die im Verein Arbeit übernehmen. Die Vereine kommen bereits auf der Straße und im Cyclocross an ihre Grenzen, für den MTB-Sport bleibt dann kaum wer.“
In Wiltz greift man dieses Jahr auf eine bekannte Strecke rund um den Campingplatz „Kaul“ zurück, die man mit einigen zusätzlichen Schwierigkeiten versuchte, meisterschaftstauglich zu gestalten. Von den meterhohen Drops oder schwierigen Steingärten eines Weltcups bleibt man natürlich Welten entfernt, zudem fahren die mit 27 beziehungsweise 26 gemeldeten Startern recht beliebten Minimes und Cadets-Kategorien am Samstag eine knapp halb so lange, entschärfte Runde.
Sogar die WM- und Weltcup-erfahrene Fabienne Schaus dürfte insgeheim froh sein, dass die Strecke bei weitem nicht an die von ihr gewohnten Schwierigkeiten heranreicht. Kurz vor der WM in Val di Sole verletzte sie sich Ende August sehr schwer und die Titelverteidigerin meint: „Dass ich überhaupt am Start sein kann ist bereits super, aber meine Form ist nicht die übliche. Es geht hauptsächlich darum, Punkte für die nächste Saison zu retten.“ Für jeden Landesmeister gibt es nämlich auch UCI-Punkte, die bei den internationalen Rennen die wichtige Startaufstellung mitbestimmen. Fabienne Schaus bekommt nach ihrer schweren Kehlkopfverletzung noch immer nicht richtig Luft, muss bei der Elite aber nur auf Carmen Coljon als einzige gemeldete Konkurrentin achtgeben. Mit zudem nur einer Sportlerin bei den Débutants und je zwei bei den Juniorinnen und Espoirs ist man quantitativ weit von einem meisterschaftswürdigen Starterfeld entfernt. Dabei haben die Espoirs mit Vertrag beim Team Andy Schleck Nina Berton und Maïté Barthels sicher gute Wattwerte. Bei den Juniorinnen hat sich hingegen die kürzlich bei der MTB-WM gestartete Liv Wenzel im Training den Arm gebrochen.
Nissen nicht dabei
Christian Helmig gibt jedenfalls unumwunden zu: „Natürlich haben wir ein Problem mit dem Starterfeld bei den Sportlerinnen, aber das sieht auf der Straße auch nicht viel besser aus. Da wegen der Pandemie alle Rennen auf die zweite Jahreshälfte gelegt wurden, fallen zudem viele Termine aufeinander. Manche sind noch bei der Straßen-WM, andere starten bereits am Samstagabend in Kayl in die Cyclocross-Saison, und wenn sich dann noch welche verletzen, bleiben auch bei den Männern nicht mehr viele Starter.“ Regelmäßig war das rot-weiß-blaue Meistertrikot eine sichere – und ihm wichtige – Beute für MTB-Profi Søren Nissen. Dieser ist jedoch seit Anfang des Monats in der Grundausbildung als Sportsoldat und kurzfristig hat sein Diekircher Verein die Einschreibung wegen Erkrankung zurückgezogen, sodass Christian Helmig sich einen weniger einseitigen, spannenderen Titelkampf der Dutzend Elitefahrer verspricht, mit denen aber auch vier schnelle Espoirs um die Wette fahren wollen. Vor einem Jahr konnten jedenfalls die jungen Loïc Bettendorf und Raphaël Kockelmann am längsten mit Nissen mithalten. Da auch der letztjährige Dritte Pit Schlechter nicht gemeldet ist, ist hingegen der Vizemeister Pol Weisgerber für das Elitetrikot favorisiert.
Zeitplan
Samstag, 25. September (kurze Runde)
17.00: Minimes (25 Minuten)
17.30: Cadets (30 Min.)
Sonntag, 26. September (2,7 km)
11.00: alle Frauen und Débutants Männer (60 Min.)
13.00: Junioren/ Master (80 Min.)
15.00: Espoirs/ Elite (90 Min.)
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