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RadsportSich treu geblieben: Zum Karriereende von Ben Gastauer

Radsport / Sich treu geblieben: Zum Karriereende von Ben Gastauer
Die Tour de France 2014 ist wohl das Rennen, das man am ehesten mit Ben Gastauer in Verbindung bringt Archivbild: Gerry Schmit

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Ben Gastauer bestreitet bei der Tour de Luxembourg, die am Dienstag beginnt, das letzte Rennen seiner Karriere. Er prägte den Luxemburger Radsport in den vergangenen zwölf Jahren nicht allein durch seine sportlichen Leistungen.

Hochleistungssport verändert oftmals die Menschen, die ihn betreiben. Einige heben total ab, andere verändern sich durch den enormen Druck, unter dem Leistungssportler ständig stehen. Bei Ben Gastauer hatte man den Eindruck nicht. Er blieb sich stets treu. Ganz gleich, ob er wütend, glücklich oder enttäuscht war. Er beantwortete die Fragen der Journalisten immer in seiner gewohnt freundlichen, zuvorkommenden, etwas schüchternen Art. Und das während seiner gesamten zwölfjährigen Profikarriere, die er ausschließlich bei ein und demselben Team verbrachte. Der 33-Jährige blieb sich sowohl auf wie neben dem Rad treu.

Dabei ist der Radsport ein undankbarer Sport. Im Gegensatz zu Fußball, Basketball oder Handball, steht am Ende immer nur ein Fahrer im Rampenlicht. Doch genau wie bei anderen Mannschaftssportarten reicht ein Star alleine nicht aus, um Erfolg zu haben. Gut, es gibt auch Mannschaftswertungen im Radsport, aber wer kann sich noch an die besten Teams aus den vergangenen Jahren bei der Tour de France erinnern?

Leistungstests sind nicht alles

Luxemburger erinnern sich womöglich noch an die Tour 2014, als Ag2r-La Mondiale mit Ben Gastauer die Teamwertung gewonnen hatte. Der Luxemburger, der nun seine Karriere bei der Tour de Luxembourg beenden wird, hatte damals maßgeblichen Anteil am Erfolg seines Teams. Nicht nur am Gewinn der Teamwertung, sondern auch am zweiten Platz seines Kapitäns Jean-Christophe Péraud in der Gesamtwertung. Gastauer stellte sich zwölf lange Jahre in den Dienst seiner Kapitäne. Da bei Radprofis meistens die Auftritte bei der Tour de France in Erinnerung bleiben, wird es bei Gastauer wohl das Jahr 2014 sein, an das man sich zurückerinnern wird.

Typisch Ben Gastauer: Immer freundlich und gut gelaunt bei den Interviews. Hier am Ruhetag in Bergamo während des Giro 2017.
Typisch Ben Gastauer: Immer freundlich und gut gelaunt bei den Interviews. Hier am Ruhetag in Bergamo während des Giro 2017. Archivbild: Jeff Lahr

Damals war der Schifflinger 26 und feierte seine Premiere bei der „Grande Boucle“, die er als 21. abschloss. Er verhalf seinem Teamkollegen und guten Freund Jean-Christophe Péraud, Zweiter hinter Vincenzo Nibali im Gesamtklassement zu werden. Während dieses Rennens entwickelte sich Gastauer vom Wasserträger zum Edelhelfer. Denn nachdem er oftmals der letzte Begleiter von Péraud und Romain Bardet im Hochgebirge war, biss er im Finale auf die Zähne, um als dritter Ag2r-Fahrer möglichst weit vorne zu landen, und hatte damit maßgeblichen Anteil am Gewinn der Teamwertung.

Gastauer bleibt ein Vorbild

Die Tour 2014 ließ aber zugleich die Erwartungen an Gastauer in die Höhe schnellen. Sein Team-Manager Vincent Lavenu hatte damals erklärt, dass niemand in seiner Mannschaft je bessere Ergebnisse bei Leistungstests erzielt hätte als der Luxemburger, nicht einmal die große französische Hoffnung Romain Bardet, dem Gastauer 2016 aufs Podium der Tour verhalf. Gastauer wurde nachgesagt, dass er zu nett sei, um auf eigene Ergebnisse zu fahren. Wobei „nett“ wohl das falsche Wort ist. Gute Leistungswerte sind nicht das Einzige, was ein Leader mitbringen muss. Gastauer war aber immer ein Teamplayer, daran änderte auch die Arbeit mit einem Mentaltrainer nichts. Ebenso wenig wie sein Sieg 2015 bei der Tour du Haut Var.

Was einige vielleicht als Enttäuschung wahrnahmen, war eigentlich seine Stärke. Gastauer wusste, wie er seinem Team am besten helfen konnte und versuchte, sich nicht in eine Rolle drängen zu lassen, die nicht zu ihm passte.

Durch seine Uneigennützigkeit hat Gastauer nicht immer die Anerkennung bekommen, die ihm zugestanden hätte. Sie kostete ihn womöglich die eine oder andere Selektion im Nationalteam. Dass er sich dennoch nie von seinem Weg hat abbringen lassen, ist ihm deshalb noch höher anzurechnen. Ben Gastauer sollte jungen Athleten, ganz gleich aus welcher Sportart, als Vorbild dienen, und das nicht nur aufgrund seiner sportlichen Errungenschaften, sondern auch als Beispiel dafür, dass man auch im Profisport sich selbst treu bleiben kann.

Jill
13. September 2021 - 16.30

Merci Ben fir déi vill schéin Momenter déi mir als Zuschauer haaten, an Alles Guddes fir dain Liewen nom Profi-Sport!