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VueltaAlex Kirsch am Ruhetag: „Wir gehen zuversichtlich in die letzte Woche“

Vuelta / Alex Kirsch am Ruhetag: „Wir gehen zuversichtlich in die letzte Woche“
Alex Kirsch hatte wie viele andere Fahrer auch mit der großen Hitze bei der Vuelta zu kämpfen  Foto: Anouk Flesch/Tageblatt

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Alex Kirsch bestreitet derzeit seine zweite Spanien-Rundfahrt. Der 29-jährige Profi, der seit 2019 für das World-Tour-Team Trek-Segafredo unterwegs ist und seinen Vertrag vor kurzem um zwei weitere Jahre verlängert hat, steht nach 15 der insgesamt 21 Etappen auf Rang 139. Für den „capitaine de route“ der amerikanischen Formation misst sich der Erfolg jedoch nicht am persönlichen Resultat. Sein Fokus bei der Vuelta ist auf das Erreichen einer guten Platzierung des italienischen Klassementfahrers Giulio Ciccone gerichtet.

Zu Beginn der dreiwöchigen Rundfahrt war es noch Alex Kirschs Teamkollege Kenny Elissonde, der im Zentrum des Interesses stand. Auf der fünften Etappe schnappte sich der 30-jährige Franzose, wenn auch nur für einen Tag, das Rote Trikot des Gesamtführenden. „Kenny (Elissonde) besitzt viele Freiheiten, um in die Fluchtgruppen zu gehen“, sagt Kirsch. „Das wollten wir auch so ausspielen. Schön zu sehen, dass es geklappt hat. Auch wenn wir nicht mit großem Druck in die Vuelta gegangen sind, ist das Rote Trikot ein Extrabonus, was sicherlich zu unserem gelungenen Rennauftakt beigetragen hat. Wir konnten bislang zwar noch keinen Etappensieg herausfahren, haben aber schon mehrmals vorne mitgemischt“. 

Wie sämtlichen Profis machte ihm bisher vor allem die Hitze zu schaffen: „Die Vuelta hat in diesem Jahr eine Woche früher begonnen als gewohnt. Deswegen haben wir noch etwas mehr vom Sommer mitbekommen. Zudem sind wir zunächst Richtung Süden gefahren, sodass es bislang auf sämtlichen Etappen extrem warm war“, resümiert Kirsch,  der sich am gestrigen Ruhetag Zeit nahm, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. „Wegen der großen Hitze kann man nicht immer an seine Grenzen gehen. Dennoch habe ich mich gut von den Anstrengungen erholen können. Es tut gut, sich jetzt Richtung Norden zu bewegen.“

Eine kleine Schrecksekunde erlebte der Luxemburger in der ersten Woche, als er in einem Kreisel zu Fall kam. „Nach zwei bis drei Tagen hatte ich keine Schmerzen mehr. Es hätte auch schlimmer ausgehen können. Bislang war es eine ziemlich harte Vuelta. Jeden Tag ging es voll zur Sache, auch auf den Flachetappen, wo man nicht einfach nur im Peloton mitrollen konnte“, sagt Alex Kirsch, der zuversichtlich ist, dass Giulio Ciccone (12. auf 6:16) sich in der entscheidenden Woche noch verbessern kann. „Was die Gesamtwertung anbelangt, so hätten wir uns zu diesem Zeitpunkt von ihm eine Platzierung in den Top 10 erhofft. Giulio (Ciccone) hat bislang noch keinen größeren Fehler gemacht. Derzeit liegen noch ein paar Fahrer vor ihm, die es auf der zehnten Etappe in die erfolgreiche Ausreißergruppe geschafft hatten. Ein realistisches Ziel ist eine Platzierung zwischen Rang fünf und zehn. Sein Zeitrückstand ist noch nicht sehr groß. Zu Platz sechs fehlen lediglich zwei Minuten. Ich würde sagen, dass wir bislang im Soll liegen. Vor dem letzten Wochenende hatten wir unsere Kräfte etwas geschont. Wenn du ein gutes Ergebnis in der Gesamtwertung anstrebst, muss die ganze Mannschaft viel investieren, auch wenn das nicht immer so ersichtlich ist, was das Ergebnis anbelangt. Auf dem Flachen ist viel Einsatz gefordert, um vorne platziert zu sein. Leider konnte Kiel Reijnen, der vor dem ersten Ruhetag einen etwas schlimmeren Sturz hatte, am Sonntag nicht mehr weiterfahren.“

Lob für Geniets

Auf der schweren Bergetappe letzten Sonntag war Giulio Ciccone ständig an der Spitze zu finden und erreichte das Ziel als Fünfter, zusammen mit sämtlichen Favoriten. „Giulio hat gezeigt, dass seine Form stimmt. Wir gehen zuversichtlich in die letzte Woche. Wenn es so weitergeht, wird er bestimmt noch die Möglichkeit haben, etwas zu versuchen. Was Odd Christian Eiking anbelangt, so ziehe ich vor ihm und seiner Mannschaft Wanty den Hut. Christian ist natürlich ein sehr guter Fahrer. Der Gegenwind im Zielanstieg am Samstag und das etwas leichtere Finale am Sonntag sind ihm entgegengekommen. Ich glaube, dass Jumbo-Visma anfängt, sich langsam Gedanken zu machen. Für mich lief es, nach einem schwächeren Tag, am Sonntag richtig gut. Zu dem Zeitpunkt, wo ich lockerließ, bestand das Peloton nur noch aus rund 50 Mann. Ich konnte also mit einem guten Gefühl in den Ruhetag gehen.“

An der Marschroute wird sich für Trek-Segafredo bis zum abschließenden Zeitfahren in Santiago de Compostela nichts ändern. In den Bergen wird alles drangesetzt, um Giulio Ciccone auf dem Weg in die Top 10 so gut wie möglich zu unterstützen. Falls die Beine es erlauben, werden Kirsch und Co. auf den etwas flacheren Abschnitten, so wie dem heutigen, sicherlich ihr Glück versuchen. Kirsch glaubt nicht, dass die Entscheidung um den Gesamtsieg erst beim finalen Kampf gegen die Uhr fallen wird. „Die Siegaspiranten dürfen sich keinen schlechten Tag erlauben. Auf den drei harten Etappen Mitte der Woche wird die Müdigkeit eine große Rolle spielen. Vielleicht kommt noch einmal eine „échappée“ durch. Ich denke, dass der Toursieger bereits vor dem Zeitfahren feststehen wird. Am Sonntag dürfte es dann nur noch kleinere Verschiebungen im Klassement geben. Auch wenn es langweilig klingt, mein Favorit ist Primoz Roglic. Auf sämtlichen Bergetappen war er etwas stärker als seine Konkurrenten“, so die Einschätzung des Luxemburgers, der ebenfalls von der Leistung seines Landsmanns Kevin Geniets, der seine erste Grand Tour fährt, angetan ist. „Kevin schlägt sich gut. Zu Beginn wurde er einmal etwas nervös, als er einen schlechten Tag erwischt hatte. Ich habe ihn dann etwas beruhigt. Am Samstag hat er seine Chance ganz clever genutzt und konnte ein gutes Resultat herausfahren“, erklärt Alex Kirsch, dessen Familie ihn am Wochenende in Empfang nehmen wird, abschließend.