Schon der kleine Vorgarten vor dem „Kulturhaff Millermoler“ in Hinkel lädt zum Verweilen ein. Wer auf dem Radweg „Des trois rivières“ (PC3) von Echternach nach Wasserbillig unterwegs ist, kommt unweigerlich am Kulturhof vorbei. Kleine Hinweisschilder verkünden, dass Hofbistro und Laden gerne Gäste empfangen.
Die Geschichte des „Kulturhaff Millermoler“ begann im Jahr 2003, als Isabelle und Luc das Anwesen in Hinkel, in der Gemeinde Rosport-Mompach, kauften. Vier Jahre renovierten sie, steckten viel Herzblut in ihr Projekt, bevor sie 2007 Eröffnung feierten. Die ursprüngliche Idee, Isabelle hat Kunst studiert, war, eine kleine Galerie mit einem Café zu eröffnen. Luc liebte schon immer Bücher, sodass er von einer Bücherei mit Café träumte.
Nach verschiedenen Weiterbildungen und Beratungen mit der Handelskammer nahmen die Ideen der beiden immer genauere Züge an. Durch die Kontakte mit dem Zusammenschluss von Erzeugern aus dem Müllerthal entschied sich die Familie, regionale Produkte anzubieten. Isabelle und Luc gehören außerdem zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung „Mëllerdaller Produzenten Asbl.“. Mit dem Aufkommen der umliegenden Naturparks – Hinkel liegt mitten im „Natur- und Geopark Mëllerdall“ – wurde das Angebot um Luxemburger Erzeugnisse erweitert, später kamen Bio- und TransFair-Produkte dazu.
Natürlich sei die Entscheidung für den Hof und die Verwirklichung ihres Traums ein Sprung ins kalte Wasser gewesen, sagt Luc. Bereuen würden sie die Entscheidung jedoch nicht: „Es hat sich langsam entwickelt.“ Als sich beide auf das Projekt „Kulturhaff“ einließen, waren die Ideen andere, erzählt Luc. „Heute ist man moderater, schraubt einerseits seine Erwartungen zurück und hat andererseits (im Laufe der Zeit) viel Erfahrung gesammelt.“ Planung sei dabei das A und O. „Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team“, sagt Luc mit einem Lächeln.
Damit der „Kulturhaff“ funktionieren kann, müsse man von vorneherein seine Grenzen kennen und anerkennen. Wichtig sei es, dass man sich auch auf die restliche Familie verlassen könne. Rückblickend, sagt Luc, „haben wir das, was wir erreichen wollten, auch erreicht. Allerdings würden wir uns wünschen, der Kulturhof würde noch mehr mit Leben erfüllt: noch mehr Kurse und noch mehr Veranstaltungen.“
Eine Erklärung für die teilweise überschaubaren Besucherzahlen sei einerseits der Standort. „Wir sind auf dem Land. Niemand fährt aus der Hauptstadt zu uns, um Yoga zu machen oder einzukaufen“, sagt Luc. Andererseits bremsten die Witterungsverhältnisse beispielsweise im Winter die Besucher aus. Manche seien zwar von der Idylle des „Kulturhaff“ begeistert, doch trotz der Begeisterung dauere es oft lange Zeit, bis ihr Weg sie wieder nach Hinkel führe. Beide hoffen, dass nach Corona wieder mehr Leben in den Hof einkehrt.
„Wir sehen das, was wir machen, als ,Vakanz doheem‘ an.“ Dieses Jahr habe der typische Luxemburger Sommer nicht erlaubt, oft bei Sonnenschein Energie im Garten zu tanken. Scherz beiseite: Die Arbeit im „Kulturhaff“ erlaube seinen Besitzern viel Abwechslung. Gäbe es mal nichts zu tun, könne man sich mit einem Buch auf die Terrasse setzen und entspannen, sagt Luc. „Die Lebensqualität, die wir haben, ist schön und entschädigt für vieles.“
Kultur, Entspannung, Vielfalt
„Millermoler“ ist das Echternacher Wort für Schmetterling. „Wie die Flügel des Schmetterlings – bunt, farbenfroh und mit einem Sinn für Kunst“, erklärt Isabelle. Und so facettenreich zeigt sich der „Kulturhaff“ im 70-Seelen-Ort.
Diese kleine, aber feine Kulturinstitution besteht aus zwei Teilen – im alten Gebäudeteil, angrenzend am Vorgarten, schlägt das Herz der Gastronomie im „Millermoler“. Das „Herz“ – das ist ein verwinkelter Tante-Emma-Laden mit Büchern für Kinder und Erwachsene, Kleidung, Textilien, Kinderspielen und liebevoll verpackten Lebensmitteln von lokalen Produzenten. Von Mehl bis Sauerwein – der kleine Laden gleicht einer Schatztruhe. „Die meisten unserer Produkte sind entweder regional erzeugt, fair gehandelt oder biologisch“, erklärt Luc die Leitprinzipien im „Kulturhaff“.
Im älteren Gebäudeteil haben Isabelle und Luc drei gemütliche Gästezimmer eingerichtet.
Der „Kulturhaff“ wurde 2017 um einen Neubau erweitert, der dank eines Aufzugs auch barrierefrei ist. Das mit warmem Holz vertäfelte Gebäude beherbergt zwei lichtdurchflutete Räume – eines für Kindergeburtstage und Workshops mit Blick und Zugang zu Garten und Terrasse im Erdgeschoss. Im Obergeschoss steht ein geräumiger Saal für Familienfeiern und Veranstaltungen bereit. Derzeit finden dort Yoga-Kurse statt.
Daran grenzen zwei weitere Räume an, die ebenfalls für Veranstaltungen oder Feiern, wie die Dorfkirmes am letzten Wochenende, genutzt werden. Zwischen all dem findet Isabelles Leidenschaft für Bilder den nötigen Raum – eine kleine Ausstellung an Gemälden hat sie hier organisiert. Derzeit findet dort die Ausstellung „Konscht fir op den Tipp?“ statt, mit vielen Werken, die einen neuen Besitzer suchen.
„Mëllerdall“-Genuss zum Mitnehmen
„Ein wichtiger Pfeiler des ‚Kulturhaff Millermoler‘ sind unsere Präsentkörbe“, erklärt Luc. Die abwechslungsreichen Geschenkideen für geschätzte Firmenkunden oder Familienmitglieder zum Jahresende seien nach Wunsch zusammenstellbar und in allen Preislagen erhältlich.
Ob hausgemachte Nudeln, herzhafte Salami, Apfelsaft, süffiger Likör, Schnaps oder Sauerwein von einem der Destillerien oder den Winzern aus dem „Natur- und Geopark Müllerthal“ – der Inhalt des Präsentkorbes wird liebevoll zusammengestellt und sorgt bei der Verkostung zu Hause für naturreinen Genuss. „Wir sind Naturpark-Partner, Fairtrade-Zone und Gründungsmitglied bei den ,Mëllerdaller Produzenten‘“, erklärt dazu Isabelle. Des Weiteren werden auch fair gehandelte „Kleesecherstitercher“ zusammengestellt.
Familie Becker-Schiltz kann nicht nur Menschen im „Kulturhaff Millermoler“ umsorgen, Isabelle und Luc übernehmen nach Wunsch auch die Organisation von besonderen Tagen, wie zum Beispiel Ausflüge für Vereine mit Besuch im Tudor-Museum in Rosport oder bei einem Winzer. Der „Kulturhaff Millermoler“ biete sich außerdem als Ziel einer Klassenfahrt mit Rahmenprogramm vor Ort an, erklären beide.
Gemeinsam mit der Luxemburger Vereinigung „Openscreen Asbl.“ feierte der „Kulturhaff Millermoler“ in diesem Jahr eine kulturelle Premiere. Das Ziel der Veranstaltungen von „Openscreen“ war es, Menschen an einem besonderen Ort zusammenzubringen, um sich dort gemeinsam einen Dokumentarfilm anzuschauen und anschließend darüber ins Gespräch zu kommen.
Das nächste Event, das in Hinkel ansteht, wird Bierfreunde ansprechen. Der „Béierdag mat Hameschmieren“ findet am Samstag, dem 4. September dort statt.
„Kulturhaff Millermoler“
13, rue Girsterklaus
L-6560 Hinkel
Tel.: 53 27 73
E-Mail: isip@pt.lu
Öffnungszeiten:
April-September
montags geschlossen, dienstags bis sonntags 10-18 Uhr
Oktober-März
montags geschlossen, dienstags bis sonntags 9-16 Uhr
Hofladen und Teestube sind jedoch auch außerhalb der Öffnungszeiten nach vorheriger Reservierung geöffnet.
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