Zusammen mit seinen Teamkollegen von Groupama-FDJ hat Kevin Geniets am Montagmorgen eine lockere Trainingsfahrt unternommen, anschließend ging es zur Massage. Am Nachmittag ging es darum, die Batterien für die kommenden Herausforderungen aufzuladen. „Bislang sind wir permanent bei sehr hohen Temperaturen um die 35 Grad gefahren. Bei einer solchen Hitze habe ich schon seit jeher Schwierigkeiten und es war definitiv nicht einfach für mich. Ich hoffe, dass jetzt, wenn es Richtung Norden geht, etwas angenehmere Temperaturen herrschen werden.“ Am ersten der insgesamt zwei Ruhetage sprach der Landesmeister von einem sehr durchwachsenen Einstieg seines Teams in die Spanien-Rundfahrt. „Wir haben uns vor allem auf den Sprint konzentriert und hatten uns vorgenommen, Arnaud (Démare) zu Etappensiegen zu verhelfen, was uns nicht gelungen ist.“
Der 24-Jährige, der einen Sturz auf der fünften Etappe nicht vermeiden konnte, ist sich der Gefahren eines Massensprints bewusst. „Wenn es darum geht, den Sprint vorzubereiten, muss man Risiken in Kauf nehmen, um vorne reinzufahren. Wenn jemand vor dir fällt, dann hast du einfach keine Chance und kannst einen Sturz nicht vermeiden. Bei der Hektik, die auf den letzten Kilometern herrscht, ist es nicht so einfach, einen Zug für seinen Kapitän optimal aufzubauen. Angst ist dabei sicherlich fehl am Platz. Im Finale musst du im Kopf abschalten, sonst kriegst du deinen Job nicht gemacht. Das ist natürlich leicht gesagt. Nach einem Sturz bremst man dann doch schon einmal eher ab. Damit ein Sieg herausspringt, muss einfach alles optimal klappen. Bei uns war dies bislang noch nicht der Fall.“
Enttäuschende Sprints
Das beste Ergebnis erzielte Arnaud Démare auf der vierten Etappe, auf der er nach 163,9 Kilometern die Überlegenheit des Niederländers Fabio Jacobsen (Deceuninck-Quick Step) anerkennen musste, dem nach seinem Horror-Sturz bei der Polen-Rundfahrt vor einem Jahr der erste große Erfolg gelang. „Ich bin schon überrascht über seine Leistung. Sein Comeback ist beeindruckend, nicht nur physisch, sondern auch mental. Dafür verdient er großen Respekt. Was unser Team anbelangt, so sind wir schon enttäuscht. Wir sind hierhergekommen, um mit Arnaud (Démare) Etappen zu gewinnen. Es ist eine große Enttäuschung, von vier Massensprints noch keinen gewonnen zu haben. Arnaud befindet sich in einer guten körperlichen Verfassung, wie sein zweiter Platz beim Sprint auf der ansteigenden Zielgeraden gezeigt hat. Meistens ist auf dem letzten Kilometer, bei der Vorbereitung auf den Sprint, etwas schiefgelaufen. Zudem haben wir Jacopo Guarnieri verloren, der Arnauds letztes ’Zugpferd’ beim Sprint ist.“
Was den weiteren Verlauf der Vuelta anbelangt, so wird die Ausrichtung der Mannschaft Groupama-FDJ eine andere sein als bislang. „In der ersten Wochen haben wir sehr viel in den Sprint investiert. In den beiden kommenden Wochen steht jeweils nur eine Flachetappe auf dem Programm, so dass wir uns jetzt vermehrt darauf konzentrieren werden, in die Fluchtgruppen zu kommen und selbst etwas zu probieren“, so Geniets, der mit seiner persönlichen Leistung bislang ganz zufrieden sein konnte. „Ich glaube, meinen Job bei den Massensprints so erledigt zu haben, wie das geplant war. Persönlich bin ich demnach zufrieden. Auf den Etappen, wo es möglich gewesen wäre, etwas zu unternehmen, gab es die Anweisung, darauf zu verzichten, um uns auf den Sprint zu konzentrieren. Jetzt fängt für uns eine neue Vuelta an“, so der angriffslustige Kevin Geniets in freudiger Erwartung der kommenden Tage.
Bislang sind wir permanent bei sehr hohen Temperaturen um die 35 Grad gefahren. Bei einer solchen Hitze habe ich schon seit jeher Schwierigkeiten.
Auf der schweren Bergetappe am Sonntag erreichte Kevin Geniets das Ziel als 75. auf 28:13 Minuten. Ermüdungserscheinungen waren dem 1,93 Meter großen Schlaks, der seine erste „Grand Tour“ bestreitet, dabei nicht anzuerkennen. „Ich habe bemerkt, dass ich mich bislang nach den Etappen gut erholt habe. Am Sonntag wollte ich die Fluchtgruppe erwischen, was mir jedoch nicht geglückt ist. Mal sehen, wie es die nächsten Tage weitergehen wird. Zielsetzung wird es sein, bei einer erfolgreichen Attacke dabei zu sein.“
Alex Kirsch, der „capitaine de route“ des Teams Trek-Segafredo, kann mit der bisherigen Vorstellung seiner Mannschaft zufrieden sein. Seinem französischen Mannschaftskollegen Kenny Elissonde war es auf der fünften Etappe gelungen, die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen. Der 30-Jährige musste das Rote Trikot erwartungsgemäß am nächsten Tag, auf dem Alto de la Montana de Cullera, an den Slowenen Primoz Roglic (Jumbo-Visma) abgeben, der die Etappe am Dienstag als Gesamtführender in Angriff nimmt. Bestplatzierter des Teams Trek-Segafredo ist Giulio Ciccone. Der 26-jährige Italiener hat bei der Bergankunft am Sonntag gezeigt, dass er zu den besten Kletterern der Tour gehört. Mit seinem achten Platz auf 2:10 Minuten verbesserte sich der Kapitän des amerikanischen Teams in der Zwischenwertung auf Platz sieben, mit einem Rückstand von 2:39 Minuten auf Roglic.
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