Tadej Pogacar riss nach seiner Triumphfahrt hoch auf den Col du Portet erst an seinem Gelben Trikot und dann beide Arme in die Höhe. Zuvor hatte das erst 22 Jahre alte Radport-Wunderkind seine vergeblich kämpfenden Konkurrenten mit einer erschreckenden Leichtigkeit und einem Grinsen im Schlusssprint stehen lassen. Bei der Königsetappe der Tour de France jubelte am Ende der große Favorit von ganz oben. „In Gelb zu gewinnen, das kann ich gar nicht beschreiben. Das ist toll“, sagte Pogacar, der mit seinem beeindruckenden Sieg in 2.215 m Höhe den ohnehin schon riesigen Vorsprung im Gesamtklassement am französischen Nationalfeiertag auf 5:39 Minuten weiter ausbaute.
Vor der abschließenden Pyrenäen-Etappe spricht alles dafür, dass Pogacar das „Maillot jaune“ ungefährdet nach Paris tragen und als jüngster Doppel-Champion in die Tour-Geschichte eingehen wird. Einzig am Donnerstag sowie beim Einzelzeitfahren am Samstag bieten sich noch Chancen für die Klassementfahrer, doch die scheinen angesichts Pogacars Dominanz und Konstanz beinahe aussichtslos. Neuer Zweiter im Gesamtklassement ist Jungfahrer Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma), Pogacars bisher ärgster Verfolger Rigoberto Uran (Kolumbien/EF Education-Nippo) musste am brutalen Schlussanstieg abreißen lassen. Am französischen Nationalfeiertag versuchten viele Franzosen ihr Glück, aufs Tagespodest schaffte es jedoch niemand: Zweiter wurde Vingegaard vor Richard Carapaz (Ineos), der auch im Gesamtklassement nun Dritter ist (+5:43 Minuten).
Sieg im Schlusssprint
Schon in den Alpen und am Mont Ventoux hatte Vorjahressieger Pogacar alle Angriffe pariert. Beim 17. Teilabschnitt rechnete er nun erneut mit Versuchen seiner Rivalen. „Jeder wird es versuchen, es ist die härteste Tag in der Tour“, hatte Slowene vor dem Start in Muret bekräftigt – doch bis es zum Showdown der Favoriten kam, dauerte es. Den Col de Peyresourde und Col de Val Louron-Azet, die ersten beiden Berge (je 1. Kategorie) vor dem abschließenden Aufstieg zum Col du Portet, passierten die Favoriten noch gemeinsam. Erst 8,1 km vor dem Ziel zog Pogacar selbst das Tempo an, nur Vingegaard und Carapaz konnten folgen. Anschließend bestimmte der Youngster auf dem 16 km langen und erbarmungslosen Anstieg mit knapp neun Prozent mittlerer Steigung meist das Tempo und setzte Attacken – und sicherte letztlich im Schlusssprint seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Großen Schleife. „Es war überhaupt nicht klar, wer es am Ende macht. Die sind hart dran geblieben“, lobte Pogacar seine beiden Rivalen.
Am Donnerstag wartet die letzte harte Pyrenäen-Prüfung auf Pogacar und seine Rivalen. Die 18. Etappe ist zwar „nur“ 129,7 km lang, hat aber zwei berüchtigte Riesen (bis zu 8,9 Prozent Steigung) in ihrem Profil. Die dritte Bergankunft der diesjährigen Großen Schleife führt das Fahrerfeld vor den Augen des angekündigten französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron rauf auf 1.715 m nach Luz Ardiden, zuvor muss bereits der berüchtigte Col du Tourmalet (2.115 m) bezwungen werden. Tadej Pogacar, so viel scheint sicher, ist gewappnet. (SID)
Im Überblick
17. Etappe: Muret – Col du Portet (178,4 km): 1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 5:03:31 Stunden, 2. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:03 Minuten zurück, 3. Richard Carapaz (Ecuador/Ineos) 0:04, 4. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ) 1:19, 5. Ben O’Connor (Australien/Ag2r) 1:26, 6. Wilco Kelderman (Niederlande/Bora-hansgrohe) 1:40, 7. Pello Bilbao (Spanien/Bahrain Victorious) 1:44, 8. Sergio Higuita (Kolumbien/EF Education-Nippo) 1:49, 9. Rigoberto Uran (Kolumbien/EF Education-Nippo), 10. Dylan Teuns (Belgien/Bahrain Victorious) beide gleiche Zeit
Gesamtwertung nach 17 von 21 Etappen: 1. Pogacar 71:26:27 Stunden, 2. Vingegaard 5:39 Minuten zurück, 3. Carapaz 5:43, 4. Uran 7:17, 5. O’Connor 7:34, 6. Kelderman 8:06, 7. Enric Mas (Spanien/Movistar) 9:48, 8. Alexej Luzenko (Kasachstan/Astana) 10:04, 9. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis) 11:51, 10. Bilbao 12:53,
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