Tadej Pogacar winkte cool mit dem Siegerstrauß ins Publikum, beim Weg hinab vom Podium warf er dann einen entspannten Blick auf Mathieu van der Poel im Gelben Trikot. Auch wenn das slowenische Radsport-Wunderkind bei seinem überragenden Triumph im ersten Zeitfahren der Tour de France knapp an der Gesamtführung vorbeiraste, scheint klar: Es dürfte nur eine Frage von Tagen sein, bis der Titelverteidiger wieder Gelb trägt. „Ich bin dem Gelben Trikot sehr nah gekommen. Es wäre schön gewesen, es zu holen. Das ist immer der Traum. Aber viel besser hätte es heute nicht laufen können“, sagte der erst 22 Jahre alte Ausnahmekönner nach seiner Machtdemonstration mit dem Wahnsinns-Tempomittel von 51 km/h in Laval. Auf der ersten Alpenetappe am Samstag dürfte er den Wachwechsel an der Spitze der noch jungen 108. Frankreich-Rundfahrt vollziehen.
„Nicht realistisch“
Pogacar, zweitjüngster Champion in 118 Jahren Tour-Geschichte, setzte sich am Dienstag über anspruchsvolle 27,2 km in 32:00 Minuten klar vor dem Schweizer Stefan Küng (FDJ/+0:19 Sekunden) durch und untermauerte damit eindrucksvoll seine Ambitionen auf den zweiten Gesamterfolg. „Es kommen noch viele knifflige Etappen. Wir sehen von Tag zu Tag. Es wird natürlich nicht einfach“, übte sich Pogacar in gewohntem Understatement. Van der Poel stellt sich hingegen schon auf das Ende seiner Tour in Gelb ein. „Das Trikot in den Bergen gegen Pogacar zu verteidigen, ist nicht realistisch“, meinte er. Der Niederländer, nicht unbedingt ein absoluter Weltklasse-Zeitfahrer, verteidigte das „Maillot jaune“ auf dem anspruchsvollen Kurs wie eine Löwin ihr Junges.
Am Ende kam der Enkel des großen Raymond Poulidor mit 31 Sekunden Rückstand auf Pogacar auf Platz fünf und rettete acht Sekunden Vorsprung im Gesamtklassement. „Ich hatte einen der besten Tage meiner Karriere. Ich bin sehr stolz auf diesen Erfolg und werde mich lange daran erinnern“, sagte der 26-Jährige, der das Trikot am Sonntag übernommen hatte.
Seinem großen Rivalen und Landsmann Primoz Roglic (Jumbo-Visma), der noch von den Sturzfolgen vom Montag gezeichnet auf Rang sieben kam, nahm Pogacar weitere 44 Sekunden ab und hat schon vor der ersten Bergetappe am Samstag ein Polster von 1:40 Minuten auf den Vorjahreszweiten.
Im Überblick
5. Etappe, Einzelzeitfahren Change – Laval über 27,2 km: 1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 32:00 Minuten, 2. Stefan Küng (Schweiz/Groupama-FDJ) 0:19 Minuten zurück, 3. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:27, 4. Wout van Aert (Belgien/Jumbo-Visma) 0:30, 5. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix) 0:31, 6. Kaspar Asgreen (Dänemark/Deceuninck-Quick-Step) 0:37, 7. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) 0:44
Gesamtwertung nach 5 von 21 Etappen: 1. van der Poel 16:51:41 Stunden, 2. Pogacar 0:08 Minuten zurück, 3. van Aert 0:30, 4. Julian Alaphilippe (Frankreich/Deceunink-Quick-Step) 0:48, 5. Alexei Luzenko (Kasachstan/Astana) 1:21, 6. Pierre Latour (Frankreich/Total-Energies) 1:28, 7. Rigoberto Uran (Kolumbien/EF Education-Nippo) 1:29, 8. Vinegaard 1:43, 9. Richard Carapaz (Ecuador/Ineos Grenadiers) 1:44, 10. Roglic 1:48
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