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Tour de FranceBrutale Stürze überschatten ersten Tour-Sprint: „Das ist kein Radsport mehr“

Tour de France / Brutale Stürze überschatten ersten Tour-Sprint: „Das ist kein Radsport mehr“
Während Tim Merlier (zweiter von rechts) zum Sieg sprintete, stürzten Peter Sagan und Caleb Ewan schwer Foto: dpa/David Stockman

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Der Belgier Tim Merlier gewinnt den ersten Massensprint der Tour de France. Schwere Stürze trüben allerdings auch die dritte Etappe.

Supersprinter Caleb Ewan lag nach einem brutalen Abflug bei Tempo 70 unter großen Schmerzen minutenlang auf dem Asphalt, Tour-Favorit Primoz Roglic rollte blutend und mit zerrissener Hose ins Ziel: Die erste Sprintetappe der 108. Frankreich-Rundfahrt ist von einer wahren Sturzorgie überschattet worden. Die traurige Gunst der Stunde nutzte in Pontivy der Belgier Tim Merlier zu einem Überraschungssieg.

Mit einem gebrochenen Schlüsselbein war die Tour für Ewan, den wohl besten Sprinter im Feld, bereits nach drei Tagen beendet – sein Team gab eine Stunde nach Rennende die Diagnose bekannt.

Im Sprint um den Sieg nach 182,7 km durch die Bretagne, an dem nach diversen Zwischenfällen in der Schlussphase kaum mehr 20 Profis beteiligt waren, hatte die nur 1,65 m große „Pocket Rocket“ Ewan perfekt auf Kurs gelegen. Als der Australier aus dem Windschatten 400 m vor dem Ziel angreifen wollte, verlor er die Kontrolle über sein Rad, räumte seinen Rivalen Peter Sagan (Slowakei) vom Team Bora-hansgrohe gleich mit ab – den Zuschauern stockte der Atem. Immerhin: Sagan blieb bis auf Prellungen und Schürfwunden unverletzt.

Jubeln durfte unverhofft Merlier – nur einen Tag nach dem großen Triumph seines Alpecin-Fenix-Kapitäns Mathieu van der Poel an der Mûr-de-Bretagne. Der Belgier siegte vor seinem Teamkollegen und Landsmann Jasper Philipsen sowie dem Franzosen Nacer Bouhanni (Arkea-Samsic). 

Die Führung in der Gesamtwertung verteidigte der Niederländer van der Poel erfolgreich. Der Enkel von Frankreichs Radlegende Raymond Poulidor konnte sich angesichts der schweren Stürze weder über das Gelbe Trikot noch über Merliers Sieg unbeschwert freuen. „Das Tempo ist heutzutage so hoch, da passiert so etwas ganz schnell“, sagte der 26-Jährige.

Der frühere Weltklasse-Profi Marc Madiot, Teamchef des französischen FDJ-Teams, hatte seinen Siegsprinter Arnaud Démare wenige Kilometer vor dem Ziel bei einem Sturz verloren und sagte völlig aufgebracht: „Wenn ich so etwas sehe, möchte ich nicht, dass mein Kind Radprofi wird. Das ist kein Radsport mehr.“ Der einstige Tour-Etappensieger forderte: „Wir müssen das ändern, sonst wird es Tote geben.“

Roglic verliert Zeit

Auch für zwei Favoriten auf den Tour-Sieg brachte die Etappe schmerzhafte Rückschläge. Der slowenische Vorjahreszweite Roglic stürzte zehn Kilometer vor dem Ziel heftig und musste an der Seite von Tony Martin dem Feld hinterherjagen – dieses formierte sich gerade für das Finale und war dementsprechend schnell unterwegs.

Roglic verlor 1:21 Minuten auf Sieger Merlier und eine runde Minute auf seinen großen Konkurrenten Tadej Pogacar. Roglic musste zudem am Montag auf seinen Helfer Robert Gesink verzichten, der stürzte und aufgab – für das Team Jumbo-Visma war es ein schwarzer Tag.

Zuvor war in der von einigen Wolkenbrüchen beeinflussten Anfangsphase im Hauptfeld Geraint Thomas heftig zu Fall gekommen und blieb unter Schmerzen am Boden liegen. Ärzte behandelten die ausgekugelte rechte Schulter des 35 Jahre alten Tour-Siegers von 2018, der das Rennen fortsetzen konnte. Ineos-Kapitän Thomas jagte an der Seite von drei Teamkollegen zehn Kilometer lang mit Tempo 50 dem Hauptfeld hinterher und schaffte den Anschluss. (SID)

Im Überblick

3. Etappe: Lorient – Pontivy über 182,9 km:
1. Tim Merlier (Belgien/Alpecin-Fenix) 4:01:28 Stunden, 2. Jasper Philipsen (Belgien/Alpecin-Fenix), 3. Nacer Bouhanni (Frankreich/Arkea-Samsic), 4. Davide Ballerini (Italien/Deceuninck-Quick-Step), 5. Sonny Colbrelli (Italien/Bahrain Victorious), 6. Julian Alaphilippe (Frankreich/Deceuninck-Quick-Step), 7. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix) alle gleiche Zeit

Gesamtwertung nach 3 von 21 Etappen:
1. van der Poel 12:58:53 Stunden, 2. Alaphilippe 0:08 Minuten zurück, 3. Carapaz 0:31, 4. van Aert gleiche Zeit, 5. Wilco Kelderman (Niederlande/Bora-hansgrohe) 0:38, 6. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:39, 7. Enric Mas (Spanien/Movistar) 0:40, 8. Nairo Quintana (Kolumbien/Arkea-Samsic) gleiche Zeit, 9. Pierre Latour (Frankreich/Total-Energies) 0:45, 10. Sergio Higuita (Kolumbien/EF Education-Nippo) 0:52