Die wichtigsten Grundinformationen
Wann geht es los? Ab dem 17. Mai werden bei mehreren Tausend Schülern die Köpfe rauchen. Dann beginnt die erste Woche der schriftlichen Prüfungen. In den Pfingstferien gibt es eine kurze Verschnaufpause – und eine weitere Chance, den Stoff der noch bevorstehenden Prüfungen zu büffeln. Vom 31. Mai bis zum 2. Juni steht dann die zweite Woche der schriftlichen Prüfungen an. Die mündlichen und handwerklichen Prüfungen finden vom 7. bis zum 12. Juni statt.
Wie viel zählt das Abschlussexamen? Ob ein Schüler die 1re oder 13e besteht, entscheidet der Jahresdurchschnitt. Doch die Abschlussprüfungen spielen eine große Rolle: Sie werden mit zwei Dritteln der Gesamtnote gewichtet. Die Jahresleistung zählt nur ein Drittel.
Wer schreibt wann die Prüfung? Nicht alle Abschlussklassen schreiben zur gleichen Zeit eine Prüfung im gleichen Fach. Das ist organisatorisch nicht machbar: Die Klassen haben nicht unbedingt die gleichen Fächer oder gewichten diese anders. Aber jede „Sektion“ schreibt im selben Moment die gleiche Klausur. Wenn sich also beispielsweise die Primaner der Sprachensektion A im Athénée im Deutschexamen wegen Goethes „Faust“ den Kopf zerbrechen, sind auch die Schüler der 1re A des Escher Jongelycée fleißig am Schreiben.
Was passiert, wenn man fehlt? Wer unentschuldigt oder ohne guten Grund fehlt, fällt laut Regelbuch des Bildungsministeriums durch. Handelt es sich um ein entschuldigtes Fehlen, etwa weil man krank ist, können die Prüfungen nachgeholt werden. Hat man nur an einem Tag nicht an den Prüfungen teilgenommen, kann man diese am „Nachholtag“ absolvieren. Das ist der 3. Juni in diesem Jahr. Fehlt man allerdings mehr als einen Tag, müssen die verpassten Prüfungen im Herbst geschrieben werden. Wenn der Schüler dann auch im September aus Krankheitsgründen eine oder mehrere Prüfungen verpasst, wird die zuständige Kommission mit einer Entscheidung befasst, ob und wann der Schüler die Prüfungen nachholen kann.
Wer verbessert die Examen? An jedem Lyzeum wird für jede Sektion je eine Prüfungskommission einberufen. Diese wird von einem Kommissar geleitet. Er teilt jede Prüfung drei verschiedenen Lehrern zum Korrigieren zu. Sie müssen anderen Prüfungskommissionen angehören, sind aber natürlich vom gleichen Fach. Der Kommissar kann die verbessernden Lehrer zusammenrufen, um sie über die zu prüfenden Kriterien zu informieren, aber die Lehrer unter sich dürfen sich in keiner Weise abstimmen. Nachdem sie die Prüfungen verbessert und benotet haben, tragen sie diese Noten in einer gesicherten Datenbank ein und müssen die Prüfungen dem Kommissar zurückgeben. Trotzdem müssen die Lehrer bis zu den Nachexamen eine „schriftliche Spur“ ihrer Noten halten. Gibt es bei der Benotung große Unterschiede, werden die korrigierenden Lehrer vom Kommissar einberufen und müssen sich erklären.
Kann man kompensieren? Auch beim Abschlussexamen kann es passieren, dass ein Schüler in einem Fach nicht die nötige Anzahl der Punkte erreicht und ein „Ungenügend“ bekommt. Doch das heißt nicht automatisch, dass der Schüler auch sein Jahr nicht geschafft hat. Bei „nicht grundlegenden Kursen“ kann der Schüler eine schlechte Note durch seine restlichen guten Noten kompensieren. Welche Kurse als grundlegend und nicht grundlegend gelten, hängt von der jeweiligen Sektion ab. Kompensieren ist ab der Note 20 von 60 möglich. Hat man trotz ungenügender Note einen Jahresdurchschnitt von 36 oder 37, kann man ein Fach wettmachen. Mit einer Jahresdurchschnittsnote von 38 kann man maximal zwei Fächer kompensieren.
Wer eine Note zwischen 27 und 29 kompensiert, hat außerdem die Möglichkeit, eine weitere fakultative Prüfung zu absolvieren, um am Ende doch noch das Fach bestanden zu haben. Wer darunterliegt, kann ein fakultatives Nachexamen im Herbst schreiben. Dann bekommen auch die Kandidaten, die durch grundlegende Fächer durchgerasselt sind oder deren Jahresdurchschnittsnote nicht hoch genug war, um zu kompensieren, eine zweite Chance.
Vorbereitung mit System
Früh genug beginnen: In den Abschlussexamen wird der Stoff des letzten Jahres abgefragt. Wer sich also während des Schuljahres immer wieder gut vorbereitet hat, bringt eine sehr gute Basis mit. Doch viele entscheiden sich dazu, sich in den Wochen vorher intensiv auf die Examen vorzubereiten. Dabei ist wichtig, dass die Schüler selbst ihre Lernfähigkeiten kennen. Wie schnell kann ich mich durch den zu lernenden Stoff durcharbeiten? Wie lange brauche ich, um zu lernen? Welche Lerntechniken funktionieren am besten für mich? Das sollte ein Abschlussschüler schon abschätzen können. Wer genug Zeit einplant, kann eventuell am Ende noch die Themen wiederholen, die nicht so gut sitzen.
„Sich einen Zeitplan aufsetzen, kann helfen“, erklärt Psychologe Hugues Rolin vom „Centre psycho-social et d’accompagnement scolaires“ (CePAS) des Bildungsministeriums. Generell bringe es wenig, den ganzen Tag über an der gleichen Materie zu hocken. Auch, weil die Konzentration beim Lernen stetig abnimmt. „Es geht nicht darum, Stunden um Stunden über den Heften zu hocken, sondern effizient zu lernen.“
Lernstoff organisieren: Sind meine Notizen vollständig? Welcher Stoff wird abgefragt? Was weiß ich schon wie gut? Das sind die ersten wichtigen Fragen, die Schüler beim Lernen abklären sollten. Die Antworten darauf bilden die Basis für die Lernstrategie der kommenden Wochen. Schüler sollten sich dabei aber nicht ausschließlich auf das konzentrieren, was nicht sitzt. Sonst entwickelt sich schnell das Gefühl, wie ein Ochse vor dem Berg zu stehen, und man bekommt Angst, überhaupt nichts mehr zu wissen.
„Man soll sich regelmäßig klarmachen, was man alles schon kann“, sagt Rolin. „Und diesen Stoff sollte man auch regelmäßig wiederholen. Das bringt eine positive Einstellung mit sich.“ Die Technik nennt sich „positive reenforcement“. „Wir wollen nicht, dass sich der Schüler beim Lernen selbst fertigmacht.“ Deswegen ist es auch wichtig, das zu Lernende in machbare Elemente aufzuteilen und nicht alles gleichzeitig lernen zu wollen.
Wissensstand prüfen: Schüler sollten regelmäßig überprüfen, ob das bisher Gelernte auch sitzt. Dafür können mehrere Techniken angewendet werden. Man kann zum Beispiel versuchen, sich den zu lernenden Stoff selbst zu erklären oder aufzusagen. Bleibe ich irgendwo hängen? Wo muss ich meine Notizen zurate ziehen? Das kann darauf hindeuten, dass bei diesen Punkten noch Lernbedarf besteht. Schüler können auch aktiv mögliche Prüfungsfragen antizipieren oder sich Prüfungen vergangener Jahre ansehen. Hat man Schwierigkeiten, auf bestimmte Fragen zu antworten, muss man sich diese Punkte noch einmal ansehen. Vielleicht hilft es, einige Zusammenfassungen zu schreiben oder sich ein weiteres Mal Stichworte zu notieren, um das Gelernte so zu festigen. „Braucht ein Schüler beim Lernen Rat, kann er sich an seine Lehrer wenden oder auch mit dem CePAS/SePAS-Dienst der Schule reden“, sagt Rolin.
Die Pausen nicht vergessen: Über dem ganzen Lernen sollte man nicht vergessen, regelmäßig Pausen einzulegen. „Auch die sozialen Kontakte mit Freunden, sofern sie denn möglich sind, Aktivitäten an der frischen Luft und Zeit für Hobbys sind wichtig“, sagt Rolin. Wer keinen Ausgleich für sich schafft, kann sich sonst übernehmen und zu sehr unter Stress setzen. Das beeinträchtigt effizientes Lernen, kann zu „Black-outs“ bei den Prüfungen führen und ist zudem sehr ungesund.
Den Stress managen
Was wäre, wenn? Auf den Abschlussschülern kann mitunter in der Zeit vor und während der Examen viel Druck lasten. Druck, den sie sich selbst machen, aber auch Druck, der von anderen auf sie ausgeübt wird. Dabei ist eine positive Einstellung vor dem Examen sehr wichtig. Es kann helfen, sich vor Augen zu führen, was der absolute „Worst Case“ sein könnte: die Prüfungen nicht zu bestehen und so das Jahr nochmal wiederholen zu müssen. Das ist sicherlich nicht schön – aber es geht nicht um Leben oder Tod. Man fällt eben „nur“ durch und muss es dann mit einem zweiten Anlauf versuchen.
Durchatmen: Einige Schüler können eine richtige Panik vor den Examen entwickeln. Deswegen ist es wichtig, sich Techniken anzueignen, mit denen man sich beruhigt. Man kann sich beispielsweise auf die Bauchatmung konzentrieren. Dabei legt man die Hände auf den Bauch und atmet aus, während man bewusst die Brust und den Bauch entspannt. Dabei sollten sich die Fingerspitzen berühren. Beim Einatmen versucht man dann, so viel Luft einzusaugen, dass die Hände nach außen gepresst werden und sich nicht mehr berühren. Oder man kann die Augen schließen, tief einatmen, langsam bis fünf zählen und wieder ausatmen. Dadurch bringt man den Puls, der durch die Angst in die Höhe schießt, wieder auf ein normales Level. Wer diese und andere Techniken gegen Stress und Panikattacken schon vor dem Examen probiert und sich aneignet, weiß besser, wie er der Angst vor oder während der Prüfung begegnen kann.
Ich schaffe das! Eine positive Einstellung gegenüber den Prüfungen kann viel helfen: Man kann sich bewusst machen, was man alles weiß, und sich nicht auf das fokussieren, was man nicht weiß. Rechtzeitig zur Prüfung zu erscheinen, hilft, um sich nicht zusätzlichem Stress auszusetzen. Schüler sollten versuchen, sich beim Examen möglichst wohlzufühlen. Dabei kann es beispielsweise helfen, die Lieblingskleidung zu tragen. Sie sollte aber dem Prüfungsrahmen angepasst sein. Talismane oder Andenken können helfen, positiv zu denken. Wer Rituale hat, wie beispielsweise vor der Prüfung nochmal den Bleistift anzuspitzen oder die Stifte bereitzulegen, sollte das auch im Abschlussexamen tun. Man signalisiert dem Körper: Ich kenne diese Situation und weiß, wie ich damit umgehen soll.
Oh nein, ein Blackout! Das ist wohl das Schlimmste, was einem Schüler während der Abschlussexamen passieren kann. Man starrt auf die Prüfungsfragen und hat plötzlich das Gefühl, überhaupt nichts davon zu wissen. „Es ist gut, wenn man sich vorher schon einmal damit auseinandergesetzt hat, dass das passieren kann“, meint Rolin. „So kann man sich auch Strategien ausdenken, was man dann tun kann.“ Ein Wundermittel gibt es dagegen nicht. Aber statt in Panik zu verfallen und gleich bei der ersten Frage hängenzubleiben, auf die man die Antwort nicht weiß, kann es helfen, zuerst den kompletten Fragebogen durchzulesen. „Man kann beispielsweise mit dem Teil der Prüfung beginnen, der einem selbst am leichtesten fällt“, sagt Rolin. Das gibt ein gutes Gefühl und baut einen auf. Wer sich sicherer fühlt, findet dann vielleicht auch leichter die Antwort auf die schwierigeren Fragen.
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