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Ronde van VlaanderenMathieu Van der Poel siegt: Wie der Vater, so der Sohn

Ronde van Vlaanderen / Mathieu Van der Poel siegt: Wie der Vater, so der Sohn
Der Niederländer Mathieu Van der Poel (M.) von Team Alpecin-Fenix feierte gestern seinen Sieg bei der „Ronde van Vlanderen“ Foto: Dirk Waem/dpa

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Nach einem bösen Sturz von Weltmeister Julian Alaphilippe (zweifacher Bruch des Mittelhandknochens) wurde die „Ronde van Vlaanderen“ zu einem Duell der Cyclocross-Spezialisten Mathieu Van der Poel und Wout Van Aert, das der Holländer im Sprint knapp für sich entschied. Auf Platz 37 war Jempy Drucker bester Luxemburger Fahrer.

Der Sport kann manchmal grausam sein. Rund 35 km blieben bei der Flandern-Rundfahrt, dem letzten der fünf „Monumente“ des Radsportkalenders, zu fahren, als das Malheur passierte: Vorne fuhren in dem Augenblick die mehrmaligen Cyclocross-Titelträger Mathieu Van der Poel und Wout Van Aert sowie der amtierende Straßen-Weltmeister Julian Alaphilippe.

Wessen Schuld?

Dieser hatte in der Abfahrt des Steenbeekdries Richtung Taaienberg angegriffen und Van der Poel in seinem Sog mitgezogen. Van der Aert, der wegen eines kleinen Defekts an seiner Rennmaschine nicht prompt reagieren konnte, schloss zwei Kilometer später zu den beiden auf.

An der Spitze hatte sich damit eine „Echappée royale“ gebildet, wie der neue „Ronde“-Chef Tomas Van den Spiegel (42) sie nicht schöner und stärker hätte erträumen können. Van den Spiegel (43), ein ehemaliger erfolgreicher belgischer Basketballer mit der stattlichen Größe von 2,14 m, spielte im Laufe seiner 17-jährigen Profikarriere bei rund einem Dutzend Klubs, darunter auch bei Real Madrid. In diesem Jahr übernahm er das Zepter der „Flanders Classics“ von Wouter Vandenhaute, der seinerseits mit den Geschicken des renommierten Fußballklubs RSC Anderlecht betraut wurde. Doch das nur nebenbei.

Mit Alaphilippe, Van Aert und Van der Poel an der Spitze schien sich im Schlussteil des Rennens ein „explosives“ Finale anzubahnen. Das Schicksal aber wollte es anders, da der Weltmeister durch einen Sturz nicht nur seiner Chancen vorzeitig beraubt wurde, sondern sich dabei auch noch relativ schwer verletzte. Wie der stupide Unfall, in den Alaphilippe verwickelt wurde, passieren konnte, ist nicht vollends geklärt. Auch die Schuldfrage bleibt unbeantwortet. Mit Sicherheit aber wird der Vorfall weitere Diskussion um die Sicherheit der Fahrer heraufbeschwören.

Alaphilippes Pech

Fakt ist, dass das vorne fahrende Assistenzmotorrad von der Rennleitung aufgefordert wurde, sich hinter die Spitzengruppe zu platzieren. Dadurch war auch die Maschine der Jury gezwungen, das Tempo zu drosseln. Beide Motorräder fuhren auf der rechten Straßenseite, als die drei Fahrer sich anschickten, sie zu passieren.

Van Aert und Van der Poel gelang dies problemlos, doch Alaphilippe, der sich an dritter Position befand, stieß (aus Unachtsamkeit?) mit der rechten Schulter gegen die Gepäckbox des Jury-Motorrads und stürzte zu Boden. Der Weltmeister schrie vor Schmerz, hielt sich den rechten Ellbogen und wurde nach einer ersten ambulanten Behandlung in die Klinik von Ronse gefahren. Hier stellte man bei der Röntgenuntersuchung einen Bruch des zweiten und vierten Mittelhandknochens der rechten Hand fest. Die Verletzung bedingt eine Operation, die heute Montag im Spital von Herentals von Dr. De Schrijver vorgenommen wird.

Nachdem Alaphilippe verletzungsbedingt ausgefallen war, stand dem Sieg eines der beiden Cyclocross-Weltmeister nichts mehr im Weg. Van der Poel und Van Aert, die sich in der Woche noch in Wortfehden übten, rückten diesmal das Sportliche in den Vordergrund und lösten sich auf den letzten 30 km regelmäßig in der Führung ab. Das Rennen sollte auf faire Weise im Sprint entschieden werden.

Starker Spurt

Auf der Zielgeraden belauerten beide sich bis zur 200-m-Marke, ehe sie synchron den Spurt anzogen. Der holländische Meister rannte an der Spitze, er widersetzte sich der kurzen Aufholjagd seines belgischen Gegners mit Erfolg und behielt bis zum Strich eine Reifendicke Vorsprung. Damit schrieb Mathieu den Namen Van der Poel 34 Jahre nach seinem Vater Adrie ins Siegerbuch der „Ronde van Vlaanderen“. Es war gleichzeitig der 11. niederländische Sieg beim flämischen Radsportmonument nach Wim Van Est (1953), Jo De Roo (1965), Evert Dolman (1971), Cees Bal (1975), Jan Raas (1979, 1983), Hennie Kuiper (1981), Johan Lammerts (1984), Adrie Van der Poel (1986) und Niki Terpstra (2018).

Der mehrfache Cyclocross-Weltmeister Mathieu Van der Poel (geb. am 19. Januar 1995 in Kapellen/B), der letztes Jahr u.a. das Amstel Gold Race, „Dwars door Vlaanderen“, den „Brabantse Pijl“ und die Tour of Great-Britain gewann, war in der Saison 2020 nach der holländischen Meisterschaft auch bei der BinckBank-Tour erfolgreich. Der gestrige Sieg bei einem sogenannten Radsport-„Monument“ bedeutet den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere.

„Dossard 51“

„Ich wusste, dass ich den Sprint meines Lebens hinlegen musste“, sagte Van der Poel, als er die Bestätigung seines Erfolges erhielt. „Wout ging die Entscheidung spät an, das war ein Zeichen, dass auch er gelitten hatte. Ich spürte ihn an meiner Seite, doch reichte es für mich. Mein Vater sagte mir am Morgen beim Start, meine Rückennummer 51* sei etwas Besonderes, sie bringe Glück. Ich wollte das nicht glauben, aber er hatte recht.“

Alle Luxemburger Fahrer, die bei der Flandern-Rundfahrt an den Start gingen, erreichten das Ziel. Am besten schnitt Jempy Drucker ab, der auf Rang 37 mit dem zweiten Verfolgerpeloton 4’03“ hinter Van der Poel eintraf. In der entscheidenden Phase hatte Drucker Pech, als er durch einen Reifenschaden zurückgeworfen wurde.

Eine knappe Minute nach dem Fahrer von Bora-Hansgrohe fuhr Kevin Geniets auf Platz 64 in Oudenaarde ins Ziel. Sein Rückstand auf die beiden Spitzenleute betrug 4’59“. Im letzten Feld, das 10’30“ Verspätung hatte, befanden sich Luc Wirtgen (88.), Tom Wirtgen (90.) und Alex Kirsch (96.). Insgesamt beendeten 111 Fahrer das Rennen. Als Letzter überquerte der Holländer Niki Terpstra, Sieger von 2018, den Strich.

Nach der „Ronde van Vlaanderen“ steht am nächsten Mittwoch (21.10.) mit den „Driedagse Brugge-De Panne“ der letzte große Klassiker auf dem Rennprogramm. Zeitgleich wird die Vuelta ausgetragen, die am Dienstag, dem 20. Oktober, beginnt und bis zum 8. November dauert.

*) Mit der Rückennummer 51 gewannen Eddy Merckx, Luis Ocaña, Bernard Thévenet und Bernard Hinault die Tour de France.

Resultate

1. Mathieu Van der Poel (NL/Alpecin-Fenix) 5:43:17 Stunden
2. Wout Van Aert (B/Jumbo-Visma) gleiche Zeit
3. Alexander Kristoff (NOR/UAE) +0:08 Minuten
4. Anthony Turgis (F/Total Direct Energie) +0:08 Minuten
5. Yves Lampaert (B/Deceuninck) +0:08 Minuten 
… 37. Jempy Drucker (LUX/Bora) +4:03 Minuten
… 64. Kevin Geniets (LUX/Groupama) +4:59 Minuten
… 88. Luc Wirtgen (LUX/Bingoal) +10:30 Minuten
… 90. Tom Wirtgen (LUX/Bingoal) +10:30 Minuten
… 96. Alex Kirsch (LUX/Trek) +10:30 Minuten


Chantal Van den Broek-Blaak siegt bei den Damen

Die niederländische Mannschaft Boels-Dolmans dominierte am Sonntag das Damen-Rennen der Flandern-Rundfahrt. Chantal Van den Broek-Blaak attackierte etwa 20 Kilometer vor dem Ziel und bewies sich dann als hervorragende Solistin. Den starken Tag für Boels-Dolmans rundete Amy Pieters ab, die den Sprint der Verfolger gewann und ihrer Mannschaft somit den Doppelsieg sicherte. Christine Majerus konnte vor allem zu Beginn des Rennens zum Sieg ihrer Mannschaft beitragen. Die Luxemburgerin diktierte das Tempo an der Spitze des Feldes, musste dann aber etwa 50 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen. Majerus kam mit 10:07 Minuten Rückstand als 67. ins Ziel. (pg)