Für die luxemburgische Fußball-Nationalmannschaft beginnt am Samstag ein neues Kapitel. Mit dem Gruppenspiel gegen Aserbaidschan in Baku wird die zweite Nations-League-Auflage eingeleitet. Im Herbst 2018 waren die „Roten Löwen“ noch nicht reif und scheiterten in den entscheidenden Spielen um den ersten Gruppenplatz an Weißrussland. Seitdem wurde die Nations League reformiert und die FLF-Auswahl tritt in der stärkeren Division C an. Ob die Spieler von Nationaltrainer Luc Holtz in diesem Herbst genügend Qualität und Erfahrung mitbringen, um sich gegen Montenegro, Zypern und Aserbaidschan durchzusetzen, steht derzeit noch in den Sternen.
Fest steht lediglich, dass Luxemburg allerhöchstens in der Mitte eines Zyklus angelangt ist. 16 der 24 für das Länderspiel in Baku nominierten Nationalspieler sind 25 Jahre oder jünger. Das beste Fußballeralter haben diese Talente noch lange nicht erreicht. Vieles hängt jedoch davon ab, auf welche Entwicklungskurve diese Fußballer in den kommenden Jahren aufspringen werden.
Während bei einigen Spielern die Karriere bisher nach Maß verläuft, ist sie bei anderen ins Stocken geraten. So wie bei Vincent Thill. Der 20-Jährige steht vor einem erneuten Wechsel auf Leihbasis, hat allerdings vor allem in der luxemburgischen Nationalmannschaft gezeigt, dass er noch immer zu den Toptalenten gehört. Der gleichaltrige Leandro Barreiro ist auf dem Weg, Stammspieler bei Bundesligist Mainz 05 zu werden – genau wie Dirk Carlson beim Karlsruher SC.
Enes Mahmutovic (FK Lwiw/UKR), Tim Hall (Gil Vicente/POR), Vahid Selimovic (OFI Kreta) und Danel Sinani (Norwich City/ENG) haben in diesem Sommer den Sprung in eine stärkere Liga geschafft. Hinzu gesellen sich Gerson Rodrigues (Dynamo Kiew/UKR) und Christopher Martins (Young Boys Bern/CH), die in der Lage sind, auf internationalem Niveau zu spielen, sowie die Routiniers Anthony Moris (Union Saint-Gilloise/B), Lars Gerson (IFK Norrköping/SWE) oder Laurent Jans (FC Metz/F).
Trotzdem stellt sich die Frage der Reife. Nur wenige luxemburgische Nationalspieler haben ein paar Jahre Konstanz hinter sich. Viele sind noch auf der Suche nach ihrem festen Platz im Profifußball. Vielleicht kommt die anstehende Nations-League-Saison noch zwei Jahre zu früh, um von einer Qualifikation für die nächste Europameisterschaft träumen zu können.
Nichtsdestotrotz werden die kommenden sechs Spiele zur Entwicklung der Mannschaft beitragen. Die junge Truppe von Nationaltrainer Luc Holtz wird ein weiteres Mal auf die Probe gestellt. In jeder Partie kann Luxemburg als Gewinner hervorgehen. Der Druck und die eigene und externe Erwartungshaltung werden dementsprechend groß sein. Diesen gerecht zu werden, gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Leben eines Profisportlers. Wer sie meistert, wird wachsen, wer mehrmals daran scheitert, muss stark genug sein, um aus den Fehlern zu lernen und dem mentalen Loch zu entkommen.
Egal, auf welchem Platz Luxemburg die Nations League abschließt – es wird der nächste Schritt einer talentierten Generation sein.
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