Das Ergebnis der Forschungsarbeit ist sehr ernüchternd. Zwei britischen Wissenschaftlern zufolge gibt es in der Milchstraße bestenfalls ein paar dutzend intelligente Zivilisationen. Für Alien-Fans sind das keine guten Nachrichten. Nimmt man an, dass sich die Zivilisationen gleichmäßig über die Milchstraße verteilen, wären unsere nächsten intelligenten Nachbarn circa 17.000 Lichtjahre von uns entfernt. Eine Nachricht wäre also 17.000 Jahre unterwegs und mit einer Antwort könnten wir frühestens in 34.000 Jahren rechnen. Unter diesen Umständen könnte es tausende Jahre dauern, bis unsere Antennen ein brauchbares Signal einer anderen Zivilisation auffangen.
So könnte es sein, dass die menschliche Zivilisation wieder verschwindet, ohne jemals mit ihren Nachbarn gesprochen zu haben. Die Wissenschaftler Tom Westby und Christopher Conselice von der Universität in Nottingham machen in ihrem Artikel nicht gerade Hoffnung: „Massenaussterben sind sehr schwer vorherzusagen, aber sie scheinen auf der Erde während geologischer Zeiträume regelmäßig aufzutreten, bedingt durch Ereignisse wie Asteroidenkollisionen. Zum Beispiel kam es zu einem massiven Aussterbeereignis für Dinosaurier, nachdem sie 350 Millionen Jahre lang existiert hatten, aber sie waren natürlich keine kommunizierende Intelligenz.“ Ihr Artikel erschien im Juni im Fachblatt The Astronomical Journal.
Drake-Gleichung
Wenn es um die Suche nach außerirdischen Zivilisationen geht, wird gerne die von Frank Drake entwickelte „Drake-Gleichung“ zitiert (siehe Kasten). Damit kann prinzipiell berechnet werden, wie viele hoch technologisierte außerirdische Zivilisationen es in der Galaxie statistisch geben muss. Allerdings nur prinzipiell, denn in die Rechnung müssen sehr konkrete Zahlen eingefügt werden, die bislang unbekannt sind – z.B. verlangt die Formel nach einem Wert für die Wahrscheinlichkeit, mit der Leben auf einem Planeten entsteht.
Im Speziellen geht es um kommunizierende außerirdische Intelligenzen (CETI) – die also (gewollt oder ungewollt) Radiosignale ins Weltall aussenden, zum Beispiel von Fernsehübertragungen. Dank neuen Wissens über die Entstehung der Sterne konnten die Forscher nun eine neue Herangehensweise wählen.
Die Wissenschaftler führen die Berechnung unter der Annahme durch, dass sich das Leben auf anderen Planeten innerhalb der Galaxis in einem ähnlichen Zeitrahmen entwickelt wie auf der Erde. Auf dem blauen Planeten hat es rund 4,5 Milliarden Jahre gedauert, bis die ersten Menschen Kommunikationsgeräte mit Radiowellen benutzt haben. „Dies ist das Astrobiologische Kopernikanische Prinzip, das besagt, dass die Entwicklung unseres eigenen intelligenten Lebens nicht einzigartig oder besonders ist und dass ähnliche Bedingungen zu ähnlichen Ergebnissen führen werden“, schreiben die Wissenschaftler. Dem gleichen Prinzip folgend nehmen sie an, dass ein besonders metallreicher Stern wie die Sonne eine Voraussetzung für Leben in einem Sternensystem ist.
Besondere Voraussetzungen
„Wir untersuchen beide Szenarien unter Verwendung der Sternentstehungsgeschichte unserer Galaxis, der Kenntnisse über die Lebensdauer von Sternen und der Eigenschaften von Planeten, die von der Kepler-Mission (NASA) abgeleitet wurden, um zu bestimmen, wie viele Sterne in unserer Galaxis das geeignete Alter haben, um die Entwicklung von CETI zu ermöglichen“, heißt es in dem Fachaufsatz.
Die Wissenschaftler stellen zwei Betrachtungsweisen vor:
– Zum einen könnte auf einem geeigneten Planeten zu jedem Zeitpunkt nach fünf Milliarden Jahren intelligentes Leben entstehen; in diesem Fall könnte es ein paar hundert Zivilisationen in unserer Galaxis geben.
– Die andere Betrachtungsweise geht davon aus, dass es ein mehr oder weniger großes Zeitfenster gibt, in dem Leben auf einem solchen Planeten in Erscheinung tritt. In diesem Fall stehen die Chancen sehr viel schlechter. Dann würde es nur ein paar dutzend Zivilisationen in der Galaxis geben. In ihrem pessimistischsten Szenario errechneten die Wissenschaftler einen statistischen Wert von 36.
Wenn die beiden Wissenschaftler recht haben, könnte das bedeuten, dass die Milchstraße ihre Blütezeit schon lange hinter sich hat. Heute ist bekannt, dass die Entstehung der Sterne in der Milchstraße vor 10 Milliarden Jahren einen Höhepunkt erreicht hat. Wenn man nun wie die beiden Wissenschaftler annimmt, dass Leben nach etwa 5 Milliarden Jahren entsteht, kommt man zu dem Schluss, dass der Höhepunkt des Lebens in unserer Galaxis vor etwa 5 Milliarden Jahren lag. Die Menschen wären damit die Nachzügler in der Milchstraße.
Anhand von Daten des Kepler-Weltraumteleskops haben Forscher aus Kanada vor kurzem berechnet, dass es in unserer Milchstraße bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten geben könnte. Von den 400 Milliarden Sternen in unserer Galaxis sind nur 7 Prozent der Sonne ähnlich. Um höchstens jeden fünften davon kreist ein erdähnlicher Planet, behaupten die Forschenden von der University of British Columbia.
Wäre die Suche nach intelligentem Leben auf anderen Planeten allerdings von Erfolg gekrönt, würde dadurch das Selbstverständnis der Menschheit, sie sei einzigartig, auf den Kopf gestellt. „Dieses Thema ist von monumentaler Bedeutung und von großem Interesse für die Menschheit, aber es gibt noch keine Antwort oder auch nur gute Vermutungen“, schreiben Westby und Conselice. Sie hoffen, mit ihren Berechnungen einen Bezugsrahmen zu schaffen.
Die Drake-Gleichung
Die von Frank Drake 1961 aufgestellte Gleichung gibt einen statistischen Wert dafür, wie viele außerirdische Zivilisationen es in der Milchstraße gibt. Sie lautet:
N = R* × fp × ne × fl × fi × fc × L
Wobei:
N: Anzahl der außerirdischen Zivilisationen, die in der Lage und gewillt sind, zu kommunizieren
R*: mittlere Sternentstehungsrate in unserer Galaxis
fp: Anteil an Sternen mit Planetensystem
ne: Durchschnittliche Anzahl der Planeten (pro Stern) innerhalb der Ökosphäre
fl: Anteil an Planeten mit Leben
fi: Anteil an Planeten mit intelligentem Leben
fc: Anteil an Planeten mit Interesse an interstellarer Kommunikation
L: Lebensdauer einer technischen Zivilisation
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