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KommentarWho watches the watchmen: Wieso die Aktionskunst von Richtung22 gerade heute wichtig ist 

Kommentar / Who watches the watchmen: Wieso die Aktionskunst von Richtung22 gerade heute wichtig ist 

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Man kann dem Künstlerkollektiv Richtung22 so einiges vorwerfen: Seine Vorgehensweise ist meist nicht sehr subtil, die Argumentation etwas plakativ auf Polemik ausgerichtet und seine künstlerischen Produktionen sind aus ästhetischer Sicht oft belanglos – das Theaterstück über die Weltausstellung in Dubai bediente sich trotz sehr gelungener Passagen der Ästhetik des Dorftheaters und auch die zahlreichen Mahnmäler, die es in der Hauptstadt aufrichtete, zeugen nicht unbedingt von ästhetischem Feinschliff.

Dass Ästhetik zur Nebensache wird, kann man bedauern. Aber während die meisten Kulturschaffenden zurzeit mit mal mehr, mal weniger Erfolg versuchen, der Hässlichkeit digitaler Kunstvermittlung entgegenzuwirken, und das kulturaffine Publikum hauptsächlich in den Genuss einer von Serge Tonnar kuratierten und vom Kulturministerium subventionierten Auswahl an Konzerten, Lesungen und Performances kommt, sind die Mitglieder von Richtung22 die einzigen hiesigen Künstler, die sich mit der momentanen Situation kritisch auseinandersetzen und die Freiheitseinschränkungen beäugen.

In seinem Essay über den Ausnahmezustand erklärte der italienische Philosoph Giorgio Agamben bereits, dass der Staatsapparat immer wieder einen meist impliziten Ausnahmezustand ausruft, um antidemokratische Maßnahmen zu legitimieren – als Beispiel erwähnt er das Post-9/11-Amerika. Heute ist dieser Ausnahmezustand nicht mehr implizit: Er wird als solcher gekennzeichnet, und weite Teile der Bevölkerung nehmen dies nicht nur ohne kritischen Geist hin, sondern huldigen einem partizipativen Autoritarismus, wie man ihn aus Romanen und (Dokumentar-)Filmen über Diktaturen kennt. Liest man die Kommentare unter dem Facebook-Post von Richtung22, kann man nur erleichtert sein, dass dem Duckmäusertum der luxemburgischen Bevölkerung – ein Duckmäusertum, das sich auch in der Passivität und Beliebigkeit der Kulturschaffenden widerspiegelt – etwas Subversives entgegengesetzt wird.

Kimmel Fernand
16. April 2020 - 18.03

Diskriminierung eines Polizisten. Hat weder mit Kunst noch Kampf für die Freiheit. Verschrotten schnellltens

de bouferpapp
14. April 2020 - 10.26

Es ist doch ein weiter Weg von Duckmäusertum bis Provokation. Es gibt nicht nur schwarz-weiss, dazwischen gibt es eine Unmenge an Nuancen. In diesen schwierigen Zeiten gegen die Gesezeshüter aufzuhetzen und den Ausnahmezustand anzuprangern hat nichts mit Kunst zu tun, übrigens ein Begriff der arg strapaziert und missbraucht wird. Oder gilt Kunst etwa als Alibi für Anarchie und Narrenfreiheit ?

J.Scholer
14. April 2020 - 8.56

Lieber Herr Schinker, oft bin ich Ihrer Meinung, allerdings wer demokratische , politische Freiheiten, Meinungsfreiheit mit Beugung des Rechtsstaates auslegt , die Übertretung der Gesetze mit Gewalt, Verbrechen zu rechtfertigen versucht, zu entschuldigen ,liegt falsch. Nicht gelungen finde ich, wenn ein Künstlerkollektiv eine abgeänderte Kopie ,Plagiat ,des Künstler Reuterswärd, Non violence, verwendet.