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Das Corona-Tagebuch (17) Donnerstag, 2. April: Unterwegs in der großen, weiten Welt

Das Corona-Tagebuch (17)  / Donnerstag, 2. April: Unterwegs in der großen, weiten Welt
Die eigene Nachbarschaft ganz neu entdecken: Alle paar Tage geht es beim einsamen Spaziergang andere Straßen des Viertels entlang Foto: privat

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Das Coronavirus beherrscht das Leben in Luxemburg. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Eigentlich aber genau der richtige Zeitpunkt, um seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch des Tageblatt gibt Einblick in diese Gedankenwelt.

Liebes Tagebuch, die Tage in den eigenen vier Wänden vergehen – langsam, aber sicher. Mittlerweile ist es April geworden. Die Arbeit läuft weiter wie gewohnt. Für meine Reportagen wage ich mich noch ab und an unter Leute. Ich bin froh, in dieser Zeit zu denjenigen zu gehören, die noch arbeiten können.

Zusammen mit meinem Freund – wie viele Paare sind wir seit zwei Wochen „unzertrennlich“ – unternehmen wir alle paar Tage einen kleinen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Meistens machen wir uns vor dem Mittagessen auf den Weg. Es ist fast schon aufregend, endlich mal wieder eine Jeans anzuziehen. Ich nutze die Aussicht darauf, die eigenen vier Wände zu verlassen, um etwas Make-up aufzutragen. Wie ich das in ein paar Wochen mit dem dunklen Haaransatz machen soll, weiß ich noch nicht. Vielleicht wage ich das Experiment und färbe auf eigene Gefahr.

Seit zwei Jahren lebe ich in diesem Viertel – und doch habe ich viele Straßen bisher nicht betreten. Jedes Mal suchen wir uns eine neue Strecke aus und schauen uns unterwegs die architektonischen Erzeugnisse der letzten Jahrzehnte an. Unsere Pläne, selbst ein Haus zu kaufen, liegen aufgrund der bekannten Situation auf Eis. Besichtigungen finden gerade nicht statt, auch wenn immer noch neue Häuser zum Verkauf angeboten werden. Statt die Zukunft zu planen, herrscht – wie bei den meisten – gerade Stillstand. Das neue Motto heißt gezwungenermaßen „Leben im Hier und Jetzt“ oder auch „Carpe diem“. Geplant wird allenfalls noch, was die nächsten Tage auf den Tisch kommen soll. Essen und dessen Zubereitung bekommen aktuell einen ganz neuen Stellenwert.

Unterwegs betrachte ich die Häuser und mir wird klar, was mir für mein späteres Heim gefallen könnte und wo ich nicht wohnen möchte. Viele dieser Bauten würden sowieso außerhalb unseres Budgets liegen. Villen wechseln sich mit den typischen Bauten der Südregion ab. Wir ziehen an roten, gelben und blauen Fassaden vorbei. Häuser mit Parkplatz und ohne Vorgärten stehen im Gegensatz zu den großen, umzäunten Grundstücken.

Die Häuser sind so unterschiedlich wie deren Besitzer, von denen wir unterwegs nicht viele antreffen: Einige arbeiten in ihren Garagen, waschen die Autos oder kümmern sich um ihren Garten. Ein paar einsame Jogger laufen durch die Straßen und Hundebesitzer unternehmen einen kleinen Spaziergang mit ihren Vierbeinern. Als Katzenfreundin begrüße ich die Stubentiger, denen wir unterwegs begegnen. Meine eigenen kann ich gerade nur über Videochat sehen, da die beiden bei meinen Eltern ihr Zuhause haben.

Wegen meiner Eltern muss ich jetzt auch aufhören, liebes Tagebuch, denn sie werden sich in ein paar Minuten per Videochat melden. Danach rufen sie noch bei meinen Geschwistern an und lesen sogar ihren Enkelkindern Büchern vor. Was die moderne Technik doch alles möglich macht.

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten.