In einem Gespräch mit Daisy Schengen berichtet Serge Milbert, Präsident der Augenoptikervereinigung, von einem Augenärztemangel in Luxemburg.
Der Optikermeister Serge Milbert ist Präsident der „Fédération des patrons opticiens et optométristes“ in Luxemburg. „Unser Job ist es, alle nötigen Untersuchungen vorzunehmen, um eine Brille anzufertigen“, sagt er. Das würden die Optiker während ihrer Ausbildung lernen. „Ob die Augen gesund sind, können wir nicht untersuchen – wir sind Optiker und keine Augenärzte.“ Stellt ein Augenoptiker während der Sehkraftmessung Werte fest, die von der Norm abweichen, rät er den Kunden, diese beim Augenarzt abklären zu lassen, erklärt Milbert.
Ist der Termin beim Augenarzt noch in weiter Ferne, kann der Optiker noch mit einer provisorischen Lösung aushelfen. „Es geht uns aber keinesfalls darum, unbedingt eine neue Brille zu verkaufen“, sagt Milbert mit Nachdruck.
In seinen Augen gibt es in Luxemburg einen Augenärztemangel. Viele der Fachärzte würden keine neuen Patienten annehmen – auch wenn die Eltern Patienten sind, könne es passieren, dass der Nachwuchs abgewiesen wird. Manchmal müsse man selbst bei akuten Problemen wie einer Entzündung zwei Wochen auf einen Augenarzttermin warten.
Es sei vorgekommen, dass er und seine Kollegen selbst beim Augenarzt Termine für Patienten vereinbart oder die Menschen überzeugt hätten, sich an die Notaufnahme zu wenden, erklärt der Optikermeister. „Es gab schon Fälle, in denen der Patient unserem Rat gefolgt ist und der Arzt in der Notaufnahme so Schlimmeres verhindern konnte.“ Neben der Sehkraftmessung gehören die Anpassung von Kontaktlinsen und die Vermessung der Hornhaut zu den angebotenen Leistungen der Optiker in Luxemburg. „Dass wir den Augendruck messen – wie in Deutschland üblich –, ist bisher in Luxemburg noch nicht geklärt“, sagt Milbert. „Bei unseren Nachbarn gilt es inzwischen als erwiesen, dass eine Augendruckmessung den Menschen hilft. Das gilt insbesondere für Patienten, die ohne den Befund und den Rat des Optikers nicht zum Augenarzt gegangen wären.“
Leistungen zurückerstatten
„Wir würden uns für die Zukunft wünschen, dass die Patienten, die Leistungen bei uns erhalten und bezahlen, diese auch von der Gesundheitskasse zurückerstattet bekommen“, sagt Optikermeister Milbert. Oft verfügten Optiker und Augenärzte über die gleichen Apparate. Während die Untersuchungen beim Augenarzt von der Gesundheitskasse übernommen würden, würden sie beim Optiker entweder nichts kosten oder nicht zurückerstattet. „Das ist nicht einfach durchzusetzen“, sagt Milbert: „Aber wir wissen inzwischen, dass es Augenärzte gibt, die unsere Arbeit wertschätzen und beispielsweise ihre Patienten zur Sehstärkemessung für eine neue Brille zu uns schicken.“
So wie manche Augenärzte Hand in Hand mit den Optikern arbeiten, gibt es unter den Medizinern auch viele, die einen Patientenschwund befürchten. „Angesichts der langen Wartezeiten denke ich jedoch nicht, dass wir den Augenärzten Patienten wegnehmen“, erklärt Milbert.
Per Mausklick zum Termin
Manche Optiker in Luxemburg bieten – nach ähnlichem Prinzip wie jenem bei Doctena – auch eine Online-Terminvergabe über die Plattform click2date (www.click2date.eu). In wenigen Schritten können Patienten hier ihren Spezialisten sowie ihren Wunschtermin in der betreffenden Augenoptikerfiliale auswählen und bestätigen lassen.
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