Wer Sterne sehen will, braucht Dunkelheit. In Luxemburg ist das nicht immer ganz einfach, das Land ist bekannt für seine Lichtverschmutzung. Wer die Sterne richtig sehen will, muss in den Weltraum. In Zukunft könnte die Erde oder sogar die Sonne als Teleskop dienen.
Wer in Luxemburg in einer klaren Nacht mit bloßem Auge den Himmel betrachtet, kann den Mond sehen, einige der hellsten Sterne und – wenn sie günstig stehen – einige Planeten des Sonnensystems.
Sternschnuppen und der gelegentliche Satellit, der in der Dämmerung das Licht der Sonne reflektiert, machen das Himmelsspektakel komplett. Dass der Nachthimmel nicht über und über mit Sternen behangen ist, liegt auch an der Lichtverschmutzung. Das künstliche Licht verhindert die Sicht auf die Himmelskörper und Hobbyastronomen sowie Fotografen haben es immer schwerer, ein gutes Plätzchen zu finden, um ihrem Hobby nachzugehen.
Lichtverschmutzung in Luxemburg
Lichtverschmutzung ist nicht nur für Menschen störend, die Sterne beobachten wollen. Das Umweltministerium definiert Lichtverschmutzung als «den unnötigen Anteil der Lichtemissionen (auch Lichtabfall genannt), welcher Störungen in der Umwelt verursacht und aus ökonomischer Sicht eine Verschwendung darstellt». Lichtverschmutzung schadet also der Umwelt und kostet Geld. Und Luxemburg ist notorisch bekannt für seine Lichtverschmutzung.
Eine Studie im Auftrag des Umweltministeriums offenbarte im Jahr 2017 das Ausmaß der Lichtverschmutzung. Die Studie untersuchte jede einzelne Gemeinde des Landes und stellte – wenig überraschend – fest, dass die Nacht in Luxemburg durch künstliche Lichtquellen erhellt wird. Es überrascht auch nicht, dass die beiden größten Städte des Landes – Luxemburg und Esch – die größten Lichtverschmutzer sind.
Frachtbahnhof in Bettemburg
Am störendsten seien dabei Lichter, die in alle Richtung strahlen, sagte Hobbyastronom Jean Steinberg, Mitglied der «Astronomes Amateurs du Luxemburg», im letzten Jahr gegenüber dem Tageblatt: «Dadurch wird die Sternenbeobachtung praktisch unmöglich.» Er befürchtet, dass falls sich dieser Trend fortsetze, in nicht allzu ferner Zukunft nur noch der Mond, Planeten und ein paar helle Sterne in Luxemburg zu beobachten sind.
Immer wieder in der Kritik steht diesbezüglich der Frachtbahnhof in Bettemburg. Der riesige Hub, an dem Fracht umgeschlagen wird, ist nachts hell erleuchtet. In ihrer Antwort auf eine diesbezügliche parlamentarische Anfrage erkannte Umweltministerin Carole Dieschbourg zwar das Problem, erklärte aber, dass eine Lösung nicht einfach zu finden sei.
Die fünf dunkelsten Gemeinden des Landes
Vor allem müssten die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeiter garantiert werden. Das bedeutet, die Beleuchtung dient dazu, Unfälle zu verhindern. Sie entspreche einer europäischen Norm. Im Januar 2018 sei die Beleuchtung an den Parkplätzen des Frachtbahnhofes so optimiert worden, dass die Leuchtkraft um 15 bis 20 Prozent gesenkt wurde. An den Container-Terminals sei das vorgeschriebene Minimum allerdings erreicht worden, sodass kein Spielraum mehr bestehe.
Die genannte Studie kann allerdings auch dazu verwendet werden, um die dunkelsten Gemeinden des Landes zu finden. Die fünf düstersten sind: Wahl, Simmern, Vianden, Reisdorf und Stadtbredimus.
Teleskope im Weltraum
Doch nicht nur die Amateure haben dieses Problem. Auch die Profis kämpfen mit der Lichtverschmutzung (und anderen Unannehmlichkeiten, die eine Atmosphäre mit sich bringt). Die größten Observatorien findet man deshalb nicht in Städten, sondern auf Bergen, in Wüsten und auf Inseln. Unter ihnen sind das Gran Telescopio auf Gran Canaria, das Mauna-Kea-Observatorium auf Hawaii, das Atacama Cosmology Telescope in der Atacama-Wüste in Chile oder auch das South African Large Telescope in Südafrika.
Einige der besten Teleskope befinden sich im Weltall. Damit umgehen sie eine Reihe von Problemen, die solche Einrichtungen auf der Erde haben: U.a. wird viel Licht von der Atmosphäre absorbiert und erreicht die Erdoberfläche nicht. Das wohl bekannteste Teleskop dieser Art ist das Hubble-Weltraumteleskop. Das Teleskop wurde von der NASA und der ESA zusammen entwickelt. 1990 setzte die Discovery den Apparat im Weltall aus. Nach dem Aussetzen stellte sich heraus, dass der Hauptspiegel des Teleskops einen Fehler hatte, und 1993 mussten Astronauten hinfliegen, um es zu reparieren. Seitdem liefert Hubble allerdings beeindruckende Bilder, mit denen Wissenschaftler arbeiten können.
Gravitationslinsen
Nach 30 Jahren Dienst wird das Hubble-Teleskop in zwei Jahren einen Nachfolger erhalten. Die amerikanische, die europäische und die kanadische Weltraumbehörde arbeiten derzeit fieberhaft an der Fertigstellung des James-Webb-Teleskops (JWST). Anders als das Hubble-Teleskop wird dieses neue Gerät nicht im sichtbaren und im ultravioletten Lichtbereich operieren, sondern vor allem im infraroten Lichtspektrum. Zwei seiner Aufgaben werden es sein, nach Licht von den ersten Sternen und Galaxien nach dem Urknall zu suchen und Planetensysteme auf ihre Eignung für Leben zu untersuchen.
Die wohl größten Teleskope des Universums sind sogenannte Gravitationslinsen. Auch Licht unterliegt den Gesetzen der Schwerkraft. Passiert ein Lichtstrahl eine Gravitationsquelle (einen Planeten, einen Stern, ein schwarzes Loch oder eine Galaxie), dann wird seine Bahn gekrümmt. Um die Gravitationsquelle herum erscheint dann eine Art Ring aus verzerrten Bildern. Mit der richtigen Technik können Wissenschaftler diese Bilder nutzen, um Objekte zu beobachten, die weit hinter der Gravitationslinse liegen.
Die Rolle der Sonne
Auch die Sonne könnte (ironischerweise) in Zukunft als Gravitationslinse dienen. Wissenschaftler des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA haben einen Vorschlag gemacht, der (noch) wie Zukunftsmusik klingt. Sie wollen eine Flotte von Weltraumteleskopen in die Fokus-Region der Gravitationslinse der Sonne bringen.
Anders als bei einem Hohlspiegel gibt es keinen Brennpunkt, sondern einen Ring, in dem das Licht gebündelt wird. Dieser liegt 548,7 astronomische Einheiten (1 AE = mittlerer Abstand Erde-Sonne) von der Erde entfernt (viel weiter als Pluto). Würden diese Weltraumteleskope so stationiert, dass sie mit der Sonne und einem weit entfernten Objekt dahinter auf einer Linie liegen, dann könnte dieses Objekt durch die Gravitationslinse der Sonne beobachtet werden. Die Forscher glauben, dass es so gelingt, Bilder und hochauflösende spektrografische Aufnahmen von Exoplaneten zu machen.
«Terrascope»
Ein amerikanischer Forscher von der Columbia University will nicht die Sonne, sondern die Erde als Teleskop nutzen. Das Licht von weit entfernten Sternen wird nicht nur durch Gravitation in seiner Bahn beeinflusst, sondern es wird auch in der Atmosphäre der Erde gebrochen. David Kipping hat ausgerechnet, dass man diese Brechung ausnutzen könnte. Dazu müsste man, so Kipping in einem im August veröffentlichten Artikel, ein Weltraumteleskop in der Fokus-Region der Erdatmosphäre stationieren. Diese liegt laut Kipping zwischen Erde und Mond. Kipping nennt seine Idee «Terrascope». Der Artikel wurde auf der Wissenschaftsplattform arXiv veröffentlicht.
Diese fantastischen Möglichkeiten haben Hobbyastronomen natürlich nicht. Hobbyastronomen in Luxemburg und überall auf der Welt sind auf dunkle, irdische Orte angewiesen, um ihrem spannenden Hobby nachzugehen.
Zum schief lachen, wenn in der Meteo von einem sternenklaren Nachthimmel über Luxemburg gesprochen wird. Glaubwürdiger klingt dann schon, dass ab und zu einzelne Sterne zu sehen sind.
Das hat sich alles stark verändert , nicht zum Positiven, weitaus gefehlt! Vor 40 Jahren war der Sternenhimmel bei wolkenfreiem Himmel des nachts gut sichtbar inkl, sämtliche Sternbilder der nördlichen Halbkugel. Inzwischen hat die Luft-und Lichtverschmutzung in einem dramatischen Masse zugenommen. Diese bedauerliche Evolution wird wohl kaum zu stoppen sein.