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Grüne fordern parlamentarische Debatte über die Biolandwirtschaft

Grüne fordern parlamentarische Debatte über die Biolandwirtschaft

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Die Regierung will die Biolandwirtschaft viel stärker fördern. Wie sie das machen will, ist noch nicht klar. Nun fordert die grüne Fraktion zum Thema eine Debatte im Parlament.

Von nicht einmal 5 auf 20 Prozent in nur sechs Jahren – die Regierung hat sich bei der biologischen Landwirtschaft viel vorgenommen. In ihrem Koalitionsprogramm hat Blau-rot-grün erklärt, dass bereits 2019 erste Schritte unternommen werden sollen, um das Ziel zu erreichen. Nun fordert die grüne Fraktion im Parlament eine Debatte über das Thema. «Dies würde den Abgeordneten ermöglichen, sich über das Potenzial der biologischen Landwirtschaft sowie über die Maßnahmen und Ziele zu äußern», erklären Fraktionschefin Josée Lorsché und der Abgeordnete François Benoy in ihrem Brief.

Die Idee der starken Bio-Förderung kam mit dem Rifkin-Bericht. Der amerikanische Polit-Berater und Ökonom Jeremy Rifkin verfasste im Auftrag der luxemburgischen Regierung einen Bericht über die Kreislaufwirtschaft im Großherzogtum. Darin riet er Luxemburg unter anderem, eine 100-prozentige Biolandwirtschaft bis 2050 anzustreben. Die Grünen übernahmen diese Idee in ihr Wahlprogramm und so landete sie auch im Koalitionsabkommen – mit einer Zwischenetappe: Bis 2025 sollen 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Luxemburg biologisch bebaut sein.

Skepsis bei den Landwirten

Die Idee einer stärkeren Bio-Förderung ist nicht neu. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte Premierminister Xavier Bettel (DP) bei seiner Rede zur Lage des Landes im April 2017 angekündigt, dass die Biolandwirtschaft in Luxemburg stärker gefördert werden solle. Die Regierung hatte dafür beschlossen, die Teilumstellung zeitweilig zu erlauben. Diese Maßnahme ermöglichte den Bauernhöfen, einen Teil der Produktion umzustellen, während der restliche Hof konventionell bleibt. Die Maßnahme hat nicht den erhoffen Erfolg gebracht: Der Anteil der biologischen Landwirtschaft in Luxemburg liegt bei nicht einmal 5 Prozent.

Das Ziel der Regierung erscheint den meisten Akteuren etwas «ambitiös». Im Gespräch mit dem Sender RTL erklärte der Mitbegründer der BIOG-Genossenschaft André Schanck, dass man schon mit 15 Prozent bis 2025 zufrieden gewesen wäre. Guy Feyder, Präsident der Landwirtschaftskammer, meinte sogar, dass diese Ziele gesetzt wurden, ohne die Realitäten der Wirtschaft in Betracht zu ziehen. «Wenn die Konsumenten ihre Bereitschaft erklären, Bio-Produkte zu kaufen, dann werden die Produzenten nachziehen», sagte er. Man dürfe «das Pferd aber nicht von hinten aufzäumen».

DanV
12. April 2019 - 11.53

Warum sollten Bauern auf Bio umstellen? Aus moralischen Gründen? Wieso sollten sie mit jahrzehntelangen Traditionen brechen, ihre lange Erfahrungen buchstäblich auf den Mist werfen, um neu anzufangen?

Wieder versuchen die Grünen, einem Berufstand ihre Ideologie aufzupfropfen. Am Anfang war's die Baubranche, mit vielen mittleren Katastrophen und erheblichen Mehrkosten für die Bauherren.

Dieses Mal sind also die Bauern dran. In dieser Branche kommt dazu, dass nicht nur das Kunden-Porte-monnaie, sondern die Bauern selbst in ihrer Lebensweise betroffen sind, weil man von ihnen verlangt, ihre ganze Existenz umzukrempeln. Geld alleine hilft da gar nichts. Dafür braucht man Motivation und man muß an das glauben, was man macht. Aber Glauben und Lust auf Veränderung lassen sich nicht kaufen.

100% Biolandwirtschaft wäre natürlich wünschenswert, aber ich fürchte, die Grünen werden sich daran die Zähne ausbeißen.

Realist
10. April 2019 - 7.46

Nachhaltigkeit ist ein Begriff aus der Forstwirtschaft und bedeutet nicht mehr Holz zu schlagen als nachwachsen kann, bzw. wieder neu angepflanzt wird. Und nur in der Forstwirtschaft macht dieser Begriff Sinn, sonst nirgends. Besonders nicht in jenen Bereichen, in denen seine forcierte Umsetzung seit Jahren schon für Chaos, gigantische Kosten und sinkendes Niveau sorgt: Energieversorgung, Umweltschutz, Verkehrs- und Landesplanung, Bildung, Kulturpolitik, usw. usf. Auch nicht in der Landwirtschaft. Wäre Nachhaltigkeit in der Urzeit bereits ein Regulativ gewesen, hätten die Entdeckung des Feuermachens, die Erfindung des Rades sowie das Heruntersteigen vom Baum entweder nie stattgefunden oder wären sofort verboten worden. Merke: Erst wenn ihr das letzte Steak verputzt, das letzte Antibiotikum geschluckt und das letzte Auto verschrottet habt, werdet ihr merken, dass man mit grünen Ideen allein keine Zivilisation am Leben erhalten kann, die, sagen wir mal, über das Niveau des 10. Jahrhunderts hinausgeht.

Jemp
9. April 2019 - 20.59

Traurig ist zumindest, dass unsere ach so kreativen Grünen den Rifkin abwarten mussten, bis ihnen die Idee kam, die Biolandwirtschaft zu fördern. Welche Experten haben sie denn gefragt, als sie plötzlich Strassenradare, Überwachungskameras, gigantische Windmühlen, Riesenholzhhäckselkraftwerke usw. für oekologisch und nachhaltig gehalten haben?
Oh, Spaghettimonster oder sonst einer, lass Hirn auf diese Partei regnen, denn sie braucht es, sehr sehr dringend!

mstvulux
9. April 2019 - 19.10

Wie denn, wenn man für die gleiche Produktion eine deutlich größere Fläche benötigt? Da sehe ich die konventionelle Landwirtschaft aber vorne.

johngoe
9. April 2019 - 18.47

Nachhaltigkeit ist (laut Wikipedia) ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (vor allem Lebewesen und Ökosysteme) gewährleistet werden soll. Die konventionelle Landwirtschaft, so wie wir sie aktuell kennen, entspricht dieser Definition der Nachhaltigkeit nun mal weit weniger als die Biolandwirtschaft.
Nichts zu danken, JG.

mstvulux
9. April 2019 - 18.18

Wer hat überhaupt beschlossen daß die sogenannte Biolandwirtschaft nachhaltiger als die konventionelle Landwirtschaft ist.Ich jedenfalls habe da große Zweifel.
Jeremy Rifkin ist das nicht dieser Sciencefictionautor der in Europa die Politiker berät?