«Sie hat den Beweis erbracht, dass die gescheitesten Frauenzimmer nicht für die Politik geschaffen sind. Weil die Weiber im psychologischen Moment einen Nervenklaps zu kriegen pflegen.» So urteilte die Luxemburger Landes-Zeitung und Freie Presse am 26. Februar 1929 über Luxemburgs erste weibliche Abgeordnete Marguerite Thomas-Clement knapp zehn Jahre nachdem auch Frauen in Luxemburg endlich wählen durften.
Fast 90 Jahre später hat sich im Großherzogtum zwar viel getan, doch von Gleichberechtigung ist man noch weit entfernt. Das zeigt auch die neueste «Gender Gap»-Studie des Weltwirtschaftsforums, bei der Luxemburg auf Platz 61 landet.
Doch es gibt jene, für die Luxemburg gar kein Gleichberechtigungsproblem hat, oder wenn, dann höchstens weil die armen Männer mittlerweile benachteiligt werden! Sie könnten entgegnen, die Studie habe zu viele Fehler und das sei der einzige Grund für Luxemburgs schlechtes Abschneiden. Vielleicht haben sie recht. Doch andere detaillierte und solidere Studien, beispielsweise vom Europäischen Institut für Geschlechtergleichheit, beweisen ebenfalls, dass Luxemburg noch einiges aufzuarbeiten hat. Ganz besonders in Sachen politische Beteiligung.
Die jungen Frauen auf den Kandidatenlisten bei den letzten Nationalwahlen sind ein erster Hoffnungsschimmer, auch wenn das Resultat noch Luft nach oben lässt. Denn ein paritätisches Parlament, eine paritätische Regierung und eine weibliche Regierungschefin werden auch in Luxemburg bald keine Wunschträume mehr sein. Denjenigen, die sich dagegen wehren wollen, wird schnell klar werden: «Time’s up!»
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