Gute Nachrichten für alle selbst ernannten Wahrer des Luxemburgischen. Ihre Sprache ist nicht vom Aussterben bedroht. Eine überwältigende Mehrheit der Einwohner spricht und schreibt sie.
Eigentlich habe man es gewusst, man wollte es sich jedoch nochmals bestätigen lassen. So in etwa lautete die Schlussfolgerung von Schulminister Claude Meisch und Kulturstaatssekretär Guy Arendt (beide DP) aus einer rezenten TNS-Ilres-Umfrage, deren Ergebnisse am Donnerstag vorgestellt wurden.
Um das Luxemburgische ist es tatsächlich gar nicht so schlecht bestellt. 77 Prozent der Befragten «schwätzen» Luxemburgisch. In der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen seien 94 Prozent der Sprache mächtig, bei den 25- bis 34-Jährigen 90 Prozent.
TNS Ilres hatte während zwei Wochen im Januar und Februar dieses Jahres 1.053 Personen gefragt, wie sie es mit dem Luxemburgischen im Alltag, während der Arbeit halten, ob die Sprache weiter gefördert werden müsse, ob sie als Integrationssprache benutzt werden sollte. 40 Prozent der Befragten waren Nicht-Luxemburger.
Direkte Folge des Referendum
Die Umfrage ist Teil der Sprachenoffensive, welche die Regierung im März letzten Jahres mit der Vorstellung ihrer «Strategie zur Förderung der Luxemburger Sprache» gestartet hat. Sie ist eine direkte Folge des für die Koalition katastrophalen Referendumergebnisses von 2015. Die Diskussion über die Volksbefragung zum Ausländerwahlrecht, zur Mandatsbegrenzung bei Ministern und zum Absenken des aktiven Wahlalters auf 16 Jahre war in eine Debatte über die Identität des Landes und damit die Rolle des Luxemburgischen in der Gesellschaft ausgeartet.
Der Veröffentlichung der «Strategie» folgte die Ausarbeitung eines Gesetzprojekts über die Förderung des Luxemburgischen, das dem Parlament noch vor den Sommerferien zur Abstimmung vorlegt werden soll.
Die Umfrage bestätigt die wichtige Rolle der Schule in Sachen Sprachkompetenzen allgemein. Wer noch zur Schule geht oder sie vor kurzem verlassen hat, ist nicht nur des Luxemburgischen mächtig, er fühlt sich wohl in den drei offiziellen Sprachen, neben dem Luxemburgischen auch das Französische und das Deutsche. Je älter die Befragten, umso schwächer fallen jedoch diese Kenntnisse aus.
Luxemburg sollte stärker gefördert werden
Angesichts dieser Werte verwundert es nicht, wenn Tommy Klein von TNS Ilres sagt, das Luxemburgische spiele eine wichtige Rolle im Alltag. Immerhin würden 65 Prozent der Befragten hauptsächlich auf Luxemburgisch schreiben bzw. reden (73 Prozent). Ähnliches lässt sich für die Berufswelt sagen. 68 Prozent reden auf der Arbeit vor allem Luxemburgisch. 51 Prozent schreiben vornehmlich diese Sprache.
Alles gut demnach in Luxemburg? Nicht ganz. Immerhin gaben 59 Prozent aller Befragten an, die Diskussion über das Luxemburgische sei durchaus berechtigt. Dass mit 65 Prozent die Luxemburger vor den Nicht-Luxemburgern mit 39 Prozent liegen, dürfte kaum verwundern. Nach Ansicht von 78 Prozent der Befragten müsste die Sprache im Alltag gefördert werden. Eine Meinung, die von 86 Prozent der Luxemburger und von 52 Prozent der Nicht-Luxemburger geteilt wird.
Die Umfrage gibt der Sprachpolitik der aktuellen Regierung Rückenwind. 76 Prozent befanden deren Initiativen zur Förderung der Sprache als ausgezeichnet, ganz gut oder gut. Bildungsminister Claude Meisch sieht sich in seinen Entscheidungen, die Sprache in der Früherziehung weiter zu fördern, bestätigt. Inwiefern dem Wunsch nach einer zusätzlichen Förderung in der Schule Rechnung getragen werden soll, vermochte Meisch am Donnerstag noch nicht sagen. Das Luxemburgische als Promotionsfach? Eine Frage, die Meisch aufwarf, um gleich einzuwenden, man dürfe Sprachinteressierten nicht allzu hohe Hürden aufstellen. Die überwältigende Mehrheit der Befragten versicherte TNS Ilres, dass sie die Landessprache spricht. Wie gut oder schlecht diese Kenntnisse sind, stand nicht zur Debatte.
Unvollständig bleibt auch die Liste jener gesellschaftlichen Akteure, die sich nach Ansicht der Befragten verstärkt für die Verbreitung des Luxemburgischen einsetzen müssten. An erster Stelle steht mit 88 Prozent die Schule, folgen mit 74 Prozent die «Politik», die Bürger selbst mit 69 Prozent, Vereinigungen mit 59 Prozent. Ob die Unternehmen sich um bessere Sprachkenntnisse ihrer Beschäftigten kümmern sollten, geht aus der Umfrage leider nicht hervor. Klar, für einen liberalen Schulminister ist es undenkbar, Betrieben vorzuschreiben, welche Sprachkurse sie ihren Mitarbeitern empfehlen sollen. Muss er tatsächlich nicht.
Etliche Unternehmen würden ihren Mitarbeitern nahe legen, Luxemburgisch-Kurse zu belegen, sagt Meisch, insbesondere für den Umgang mit den Kunden. Auch würden die Beschäftigten selbst aus Karrieregründen die Sprache erlernen. Vollständig wäre das Bild zur Sprachsituation in Luxemburg gewesen, hätte man ebenfalls die rund 180.000 Grenzpendler einbezogen, die täglich am Luxemburger Bruttoinlandsprodukt mitwirken.
Was heisst hier selbst ernannte Wahrer unserer Sprache? Ich finde, dass wir Luxemburger in Sache Sprache viele Kompromisse machen und uns regelrecht unterbuttern lassen. Luxemburgisch ist halt unsere Muttersprache , wie es in Frankreich Französisch oder in England Englisch ist. Wer als Ausländer hier leben und arbeiten will, soll sich gefälligst bemühen unsere Sprache zu erlernen, die Sprache des Landes in dem er sein Geld verdient. Man muss sich doch fragen, wieso es möglich ist, dass so manche Portugiesen der zweiten und dritten Generation, die hier die Grundschule besucht haben, sich weigern Luxemburgisch zu reden und es vorziehen sich in einem Heckenfranzösisch auszudrücken. Das alles hat nichts mit " Mir wölle bleiwen, wat mir sinn " zu tun. Und ausserdem, wer kann heute noch " Eis Heemecht "? Sogar die wenigsten Stockluxemburger !
In letzter Zeit wird immer wieder gerne hervorgehoben, dass angeblich von dermaßen vielen Leuten Luxemburgisch gesprochen wird. Wie meine Vorredner schon schreiben, hat das mit der realen, alltäglichen Praxis nicht viel zu tun. Wird für die Statistik nicht vielmehr jedes SMS-Kauderwelsch mit ein paar Lëtzebuergesch-Brocken drin schon als "Gebrauch der luxemburgischen Sprache" schöngeredet? Kritisiert man den Sprachverfall - nicht nur im Luxemburgischen -, bleibt vielen Sprachforschern stets nur ihr Totschlagargument, Sprache sei nun mal etwas Lebendiges, etwas, das sich verändert ... Ab welchem Verfallsgrad darf sich eine Sprache X noch X nennen? Für die Stadt Luxemburg kommt noch ein gewisses Maß an sprachlicher Selbstverleugnung hinzu - oder wieso muss man den Gaasperecher Bann (den man auch "Nei-Gaasperech" nennen könnte) unbedingt "Ban de Gasperich" taufen? (Kaum ein Franzose weiß übrigens, was dieses "Ban" bedeuten soll.) Und mittendrin auch noch eine Haltestelle "Francophonie" - nur weil sich das entsprechende Lycée in der Nachbarschaft befindet? Weltoffenheit ist gut und nötig - aber ein wenig mehr eigenes sprachliches Selbstbewusstsein stünde Luxemburg auch nicht schlecht.
Realist hat Recht, luxemburgisch kann man im Alltag abhaken. Englisch ist die Sprache der Zukunft !
Immer wieder erstaunlich, wie wenig die Ergebnisse mancher Umfragen mit der alltäglichen Lebenserfahrung des Ottonormalbürgers zu tun haben können. Anstatt sich auf TNS-Ilress u.ä. zu verlassen, probieren Sie's doch mal selbst, etwa in den Fussgängerzonen, Geschäften, Clubs und Restaurants der Hauptstadt. Allein mit luxemburgisch kommen Sie vielleicht zwei Meter weit, mit französisch wohl gerade noch bis zur nächsten Strassenecke. Wer weiter kommen möchte, muss da schon fliessend englisch reden. Und in längstens zwanzig Jahren werden chinesisch und arabisch hinzugekommen sein.