In Belgien hat man festgestellt, dass trotz des gesetzlichen Verbots bei fast der Hälfte der lokalen Bälle und Feiern Alkohol an Jugendliche unter 16 Jahren verkauft werden. Folge: Immer mehr Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren geben sich dem sogenannten „Komasaufen“ hin.
Die Statistiken geben keinen Grund zur Beruhigung. Die Entzugseinrichtungen in Ettelbrück und Useldingen verzeichnen nach wie vor großen Zulauf. 2009 wurden 125 Anträge auf eine Kur im Ausland bei den Krankenkassen eingereicht. Im Jahr 2008 haben sich 1.381 Männer für eine stationäre Behandlung im Krankenhaus angemeldet. Bei den Frauen wurde seit 2006 eine Steigerung von 18 Prozent festgestellt. Im Jahr 2008 wurden 626 Frauen behandelt. Alkoholismus betrifft also nicht nur die Männer, sondern auch vermehrt Frauen.
Wie oft in Luxemburg auch Alkohol an Personen unter 16 Jahren verkauft wird, ist nicht bekannt. Die Verschärfung der Gesetze – wie das 2006 eingeführte Verbot des Verkaufs von „Alkopops“ an Jugendliche unter 16 Jahren – scheinen nicht den gewünschten Erfolg zu haben, sagten Jugendschützer Tageblatt.lu. Die Informationskampagnen würden ebenfalls noch keine Früchte tragen.
Schlecht für die Entwicklung
Mediziner erinnern daran, dass der Alkoholmissbrauch eine verheerende Wirkung auf die Entwicklung der Kinder hat. Des Weiteren kann sich eine Abhängigkeit sehr schnell einstellen. Ein paar Wochen oder Monate reichen, und der Teen ist der Sucht verfallen.
In einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2006 gaben fast die Hälfte der 11 bis 15jährigen an, im Alter von 13 Jahren schon alkoholische Getränke zu sich genommen zu haben. Viele beichteten, sie würden mindestens einmal pro Woche Alkohol trinken. Rezente Statistiken über das Komasaufen gibt es in Luxemburg keine. Man schätzt aber, dass jedes Jahr ein paar Dutzend Minderjährige wegen viel zu hohem Alkoholgenuss in die Krankenhäuser eingeliefert werden.
Zuwachs
Nach Jahren des Rückgangs sei wieder ein Zuwachs zu verzeichnen, was den Alkoholkonsum bei Jugendlichen angeht, bedauert das «Centre de prévention des toxicomanies» (Cept). Das Zentrum will zusammen mit der Regierung und den Schulverantwortlichen neue Informations- und Sensibilisierungskampagnen starten.
Alkoholmissbrauch stelle nämlich auch einen bedeutenden Kostenfaktor dar, erklärte kürzlich Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo. Lange Abwesenheiten, Anstieg der Fälle von chronischen Krankheiten, zerrüttete Familien, Unfälle, die auf einen übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen sind, degenerative Krankheiten, Gendefekte, psychische Leiden wie Depressionen … Es sei sehr schwer, die genauen Kosten für die Gesellschaft und die Politik zu schätzen.
15 Liter pro Nase
Luxemburg will unter anderem mit einem Aktionsplan den steigenden Alkoholmissbrauch bekämpfen. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden von jedem Luxemburger etwa 18 Liter reiner Alkohol pro Jahr konsumiert. Und auch wenn man den Alkohol abrechnet, welcher von den Grenzgängern gekauft wird, blieben immer noch ungefähr 15 Liter. Damit liegt Luxemburg klar über dem EU-Durchschnitt. Der Aktionsplan soll Risikogruppen sensibilisieren. Gewarnt wird vor Trinkwettbewerben und Experimenten, Alkoholkonsum während der Schul- oder Arbeitszeit, Komasaufen … Denn wie heißt es so schön. „Ein gewarnter Mann ist halb gerettet“.
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