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Atomkatastrophe spitzt sich zu

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Der Atomunfall in Japan wird immer gefährlicher. In drei Reaktoren droht eine katastrophale Kernschmelze. Strom, Benzin und Lebensmittel werden knapp.

Die Atomkatastrophe in Japan hat sich dramatisch zugespitzt. In der Unglücksanlage Fukushima Eins stieg nach Angaben des Kraftwerksbetreibers am Montag die radioaktive Strahlung. Grund könnte der Beginn einer Kernschmelze sein. Die drohe dort in drei Reaktoren, erklärte die Regierung in Tokio. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, die Brennstäbe im Reaktorblock 2 seien zeitweise ohne jedes Kühlwasser gewesen.

In einigen europäischen Ländern entbrannte angesichts der Katastrophe die Debatte um die Atomenergie neu. Die deutsche Bundesregierung rückte von ihrem Kernkraftkurs ab: Sie stellte die erst im Herbst beschlossenen längeren Laufzeiten infrage. Möglicherweise könnten einzelne Anlagen sofort abgeschaltet werden. Die Schweiz legte das Genehmigungsverfahren für neue AKW auf Eis.

Chaos und Verzweiflung

In Japan wuchsen Chaos und Verzweiflung. Strom, Lebensmittel und Kraftstoff wurden knapp. Das betraf nicht nur die unmittelbare Katastrophenzone des Bebens mit Tsunami im Nordosten des Landes, sondern zum Beispiel auch Tokio. Vor Supermärkten und Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Die Behörden zählten seit dem Erdbeben und den Riesenwellen vom Freitag 5.000 Tote und namentlich bekannte Vermisste.

In der Atomanlage Fukushima Eins wurden weitere Beschäftigte radioaktiv verstrahlt. Dort erschütterte am Montag eine neue Wasserstoffexplosion das Gebäude von Reaktor 3. Das war am Samstag bereits an Block 1 geschehen. In den Blöcken 1, 2 und 3 drohte eine Kernschmelze oder hatte schon begonnen. Am Abend kamen Meldungen über eine erhöhte Radioaktivität nahe der Anlage. Zudem gab es Berichte von einer Strahlungswolke, die über den Pazifik gezogen sei. Auch in den Atomkraftwerken Fukushima Zwei, Onagawa und Tokai gab es ernste Probleme.

Krisentreffen in Brüssel

Auf EU-Ebene wollen die Energieminister der 27 Mitgliedstaaten auf einem Krisentreffen an diesem Dienstag in Brüssel über die Lage beraten. «Dabei geht es um die Frage, ob wir europaweit neue Regeln festlegen müssen», sagte eine Kommissionssprecherin. Die Laufzeiten stehen dort aber nicht zur Debatte. Die Frage, ob sie Atomkraft nutzen, entscheiden die EU-Staaten selbstständig. 14 von ihnen betreiben insgesamt 143 AKW.

An der Börse von Tokio brachen die Kurse am Montag nach dem Erdbeben massiv ein. Europas Börsenhändler trotzten dem Sog der dortigen Panikverkäufe indes weitgehend. Dennoch beeinflussten die Naturkatastrophe und die Unfälle in den Atomkraftwerken den weltweiten Aktienhandel maßgeblich. Die japanische Notenbank stellte den Banken eine Rekordsumme von 15 Billionen Yen (rund 130 Milliarden Euro) an kurzfristiger Notfall-Liquidität zur Verfügung.