Das in Deutschland von der Bundesregierung beschlossene Moratorium über die Verlängerung der Laufzeiten der AKW wird von Atomgegnern begrüßt. Es sei der erste Schritt in Richtung Atomausstieg. Käme es in einem deutschen Atomkraftwerk zu einer Kernschmelze, wären nach Darstellung der Deutschen Umweltstiftung bis zu 18 Millionen Menschen in Gefahr. Besonders gefährdet seien die Regionen um Bremen, Südbaden, Nordwürttemberg und die westlichsten Regionen der Bundesländer Saarland, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Mit der Laufzeitverlängerung hatten Union und FDP jedem der 17 Atomkraftwerke neue Reststrommengen zugestanden. Dies ergab in Jahre umgerechnet für die sieben bis 1980 ans Netz gegangenen AKW acht Jahre längere Laufzeiten und für die anderen 14 Jahre mehr. Nun sollen die vor 1980 erbauten Anlagen vom Netz genommen werden. Bundeskanzlerin Merkel möchte durch ihre Entscheidung vor allem die Sicherheit der AKW erhöhen.
Das Land mit den meisten AKW
In Frankreich gibt es 19 Atomkraftwerke mit insgesamt 58 Reaktoren. Frankreich ist nach den USA das Land mit den meisten AKW. Der erste Reaktor wurde 1977 in Betrieb genommen. Seit der Nuklearkatastrophe in Japan melden auch hier sich die Atomgegner zu Wort. Sie fordern unter anderem ein Referendum über die Nuklearpolitik. Die Regierung versucht die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Die französischen Zentralen seien sicher. Sie könnten u.a. Erbeben von bis zu 6,7 Punkten auf der Richterskala widerstehen. Man könne nicht einfach alle Anlagen schließen, solange man keine annehmbare Alternative habe. Jedoch sind sich die beiden größten Oppositionsparteien, die Grünen und die Sozialisten, nicht einig, was den Atomausstieg betrifft.
Der PS hält an der Nuklearenergie fest.
Das größte europäische AKW, Cattenom, beunruhigt jedoch die Nachbarländer. Der Landrat des Kreises Trier-Saarburg hat, neben Kontrollen der Deutschen Anlagen, ebenfalls eine Überprüfung des benachbarten Atomkraftwerks gefordert. In den vergangenen 25 Jahren hat es bereits mehr als 700 meldepflichtige Vorfälle im 1986 errichteten AKW gegeben, betonte am Dienstag die Bürgerinitiative «Cattenom-Non-Merci».
Kein klarer Kurs
In Belgien liegt ein Konsens in weiter Ferne, was die Atompolitik betrifft. 2003 hatte Belgien entschieden, zwischen 2015 und 2025 sieben Reaktoren in Doel und in Tihange nach und nach abzuschalten. 2009 wurde jedoch ein Vertrag über eine Laufzeitverlängerung von zehn Jahren für die drei ältesten AKW unterschrieben.
Umweltorganisationen bezichtigen die Regierung des Wortbruchs und fordern einen neuen Atomstoppvertrag. Die Übergangsregierung kann einen solchen Vertrag jedoch nicht aushandeln. Die Diskussion muss also warten – bis eine neue Regierung gebildet wurde.
In all unseren Nachbarländern ist man sich in einem Punkt jedoch einig. Dass die Nuklearpolitik kein rein nationales Thema sei. Eine europäische Lösung müsse gefunden werden. Die EU sei also gefordert, betonen die Umweltorganisationen.
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