Am Freitagabend war es soweit: Die riesige Titanwurz-Blüte hat sich geöffnet. Ab 22 Uhr strömten die Zuschauer in den Botanischen Garten Basel. Der Ansturm auf den «Penis der Titanen» ist enorm.
Mehr Bilder von der blühenden Titanwurz in Basel
Bis am frühen Samstagnachmittag seien über 5.000 Menschen gekommen, um die Blüte zu bestaunen, sagte Heinz Schneider vom botanischen Institut der Universität Basel. Nachdem bereits 10.000 Interessierte die noch geschlossene Blüte gesehen hatten, rechnet Schneider mit insgesamt nochmals 10.000 Besucherinnen und Besucher.
Allein am Donnerstag pilgerten 1.600 Personen in den Botanischen Garten in Basel, um das stinkende Ungetüm zu beobachten. Die Webseite verzeichnete gleichentags über 65.000 Zugriffe.
Großes Interesse
«Das Interesse ist unglaublich groß. So etwas habe ich auch an einem Fussball-Match noch nicht erlebt», sagt Kurator Heinz Schneider zu 20 Minuten Online. Aus der ganzen Schweiz pilgern Fans zum Gewächshaus. Vor allem Familien mit Kindern wollen sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Man merke, dass Ferien seien und viele Eltern mit ihren Kindern zum Botanischen Garten gekommen seien, so Schneider.
Mit den Einnahmen aus den Eintritten – erwachsene Person zahlen zehn Franken – werden gemäss Schneider die kostenlosen Veranstaltungen des Botanischen Gartens Basel in den kommenden zwei Jahren finanziert.
Zwei Minuten vor der Blume
Die Besichtigung verläuft im Einbahnsystem und die Aufenthaltszeit vor der Pflanze ist auf zwei Minuten begrenzt. 30 Personen werden jeweils ins Gewächshaus gelassen, um die Blüte der Titanwurz zu bewundern.
Einen Vorgeschmack auf die blühende Pflanze erlebten die Botanik-Fans bereits am Donnerstag. Um 15.30 Uhr verbreitete die Titanwurz erstmals ihren unverwechselbaren Leichengeruch. Die Aufregung war groß, der Höhepunkt schien unmittelbar bevorzustehen. Doch nach einer Stunde stellte die Blume den Betrieb wider Erwarten ein. «Das war eine Fehlzündung», sagt Kurator Schneider.
«Der Duft löst keinen Brechreiz aus»
Wegen des Mordsgestanks seien bislang noch keine Schaulustigen umgekippt, so Schneider. Obwohl die Titanwurz nach Leichen, Fussschweiss und totem Fisch rieche, löse der Duft keinen Brechreiz aus. Allerdings werde der Gestank noch schlimmer.
Die Besucher reagieren sehr unterschiedlich. Frauen würden den Duft besser ertragen, sagt Schneider. «Und wer ihn nicht erträgt, riecht das schon vor Betreten des Gewächshaus.» Ansonsten, so schmunzelt Schneider, seien zwei Samariter vor Ort und das Kantonsspital nur wenige Meter weit entfernt.
Gut vermarktet
Gegen Mitternacht erreichte das Naturspektakel seinen Höhepunkt. Danach blüht die Titanwurz noch während etwa 12 Stunden. Am Montag oder Dienstag sollte das Ereignis vorbei sein.
Das Interesse an der Titanwurz ist so groß, dass das Naturereignis auch vermarktet wird. So können beispielsweise Titanwurz-«Parfums», Bastelbogen, Bücher oder aber ein T-Shirt mit dem Aufdruck «Basel stinkt anders» von den Besuchern erworben werden.
(meg, ske, 20min.ch)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können