„Die Krise ist vorbei. Es gibt wieder genügend Arbeit“, so Marc Solvi, Generaldirektor von Paul Wurth am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz. Insgesamt ist der Auftragseingang 2010, verglichen mit dem Vorjahr, um 30,9 Prozent auf 550 Millionen Euro gestiegen. Der Umsatz hingegen war 2010, zum zweiten Mal in Folge, rückläufig. Er belief sich auf 577,3 Millionen Euro – nach 620,1 Millionen im Vorjahr. Hintergrund seien die rückläufigen Auftragseingänge des Vorjahres, so das Unternehmen. Der Nettogewinn des Technologie-Konzerns blieb jedoch stabil: Nach 21,6 Millionen Euro vor einem Jahr standen am Ende letzten Jahres 21,2 Millionen Euro in den Büchern.
Die Anzahl der Mitarbeiter ist weiter gestiegen. Insgesamt beschäftigt Paul Wurth heute 1.555 Mitarbeiter, davon über 500 am Standort Luxemburg.
Interessant ist der geografische Ursprung der neuen Aufträge. Die ganz große Mehrheit, 80,6 Prozent, stammen aus den sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Dies bestätige, dass sich der Schwerpunkt der Stahlerzeugung vor allem nach Asien, aber auch nach Südamerika verschoben hat, so der Konzern. Und „die Krise hat diesen Trend noch verstärkt“, ist Marc Solvi überzeugt. „Letztes Jahr kamen 9 Prozent der Aufträge aus dem alten Europa – 2009 waren es noch 27 Prozent“, fügte Georges Rassel, zuständig für das operative Geschäft, hinzu.
Übernahme in Taiwan
Wegen dieser Entwicklung baut Paul Wurth seine Präsenz in Asien aus. „Wir sind dabei, ein Ingenieursbüro mit etwa 100 Mitarbeitern in Taiwan zu übernehmen“, so der Generaldirektor. Dieser Kauf soll es dem Unternehmen erlauben, kostengünstiger an den Projekten in Asien und Südamerika arbeiten zu können. Die Spezialität von Paul Wurth ist der Bau von Hochöfen für die Stahlindustrie. Um einen Auftrag zu erhalten, müssen sie jedoch jeweils eine Ausschreibung gewinnen.
Zwei Großprojekte, die letztes Jahr fertiggestellt wurden, waren der Bau von zwei Hochöfen bei Hyundai Steel in Südkorea und zwei Hochöfen für ThyssenKrupp in Brasilien. Weitere Errungenschaften des Ingenieursbüros sind der neue Bahnhof in Esch-Belval und das „Vitarium“ der Luxlait in Bissen. Zudem hat Paul Wurth auch die eigne Führungsetage und die Webseite der neuen Weltordnung angepasst. Neben Englisch sind Chinesisch, Russisch und Portugiesisch die Sprachen, in denen der Konzern sich vorstellt.
Diversifizierung der Produktpalette
Zudem arbeitet Paul Wurth an einer Diversifizierung der eigenen Produktpalette. So wurde 2010 beispielsweise die erste komplett von Paul Wurth konzipierte und erbaute Koksofenbatterie in der Zentralkokerei Saar in Dillingen in Betrieb genommen. Daneben startete letztes Jahr der Betrieb in einer Reststoff-Recyclinganlage in Italien, die auf Paul-Wurth-Technologie zurückgreift.
Geforscht wird derzeit vor allem an der Energierückgewinnung aus flüssiger Hochofenschlacke sowie an der Energienutzung des überschüssigen Hochofengases. Insgesamt 20 neue Patente hat Paul Wurth letztes Jahr angemeldet. Insgesamt 11,8 Millionen hat der Konzern in die Forschung investiert.
Dass in Zukunft weniger Stahl benötigt werde wie in der Vergangenheit, glaubt Paul Wurth nicht. „Solange die Weltbevölkerung wächst, wird Stahl benötigt werden“, so Marc Solvi. Zudem hätten viele Länder noch einen deutlichen Aufholbedarf, so André Kremer. Pro Kopf und Jahr würden in Europa über 500 Kilo Stahl verbraucht – und in Indien seien es erst 50 bis 60 Kilo.
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