Freitag12. Dezember 2025

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Stationen einer Jazz-Reise

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Von Köln über Hollywood nach New York, weiter nach New Orleans und dann nach Brasilien, nach Atibaia in der Nähe von São Paolo, der wohl schönsten Station der Reise, auf die uns Maxime Bender und sein Orchester am Freitagabend im „Kinneksbond“ mitnahmen, als sie ihre neue CD „Fellowship“ vorstellten.

Wie im Kino: rote, gemütliche Sessel, ein steil abfallender Saal, eine Leinwand und ein Film. „Ich bin Maxime Bender“, grinst der Saxofonist in die Kamera. „Ich leite dieses Orchester. Wir nehmen gerade auf. Das ist sehr spannend.“ Nach dem kurzen Einblick hinter die Kulissen im Tonstudio in Köln, in dem Maxime Bender und seine rund zwanzig Musiker in den letzten Monaten hart gearbeitet haben, kam es nun endlich zu dem heiß ersehnten Augenblick, die CD „Fellowship“ (sehr originelle Aufmachung!) wurde vorgestellt. Sie beginnt mit klassischem Swing, einer Gute-Laune-Musik, die auf jede Hollywood-Gala passen würde. Zudem dürfen alle Solisten kurz auftrumpfen und zeigen, was sie können.

Geschlossener Kreis

Bei dem zweiten Stück wird es mit „Naraka“ dann richtig spannend: Wir sind in der Unterwelt angekommen, in einer Unterwelt, die alles andere als gruselig ist. Wir wollen gar nicht mehr raus aus diesem Klanguniversum, das an Jaga Jazzist erinnert. Eine Schicht legt sich über die andere, Atmosphären entfalten sich. Harmonien werden – im Gegensatz zu den Norwegern – nicht zerstört, sondern noch gesteigert – durch ein Gitarrensolo oder auch einen Quereinstieg der Querflöte. Die Bläser halten sich zurück, von der Hollywood-Gala sind wir nun im gemütlichen Jazz-Keller in New Orleans angekommen – mit Rotwein und Kerzenschein.

Beim dritten Stück dann greift Maxime Bender selbst zum Saxofon und beweist damit nicht nur, was für ein gefühlvoller und leidenschaftlicher Musiker er selbst ist, sondern auch, dass sein Orchester eigentlich keinen Dirigenten braucht. Neben Maxime Bender selbst ist es vor allem der Pianist Sebastian Sternal, der präzise und weich wunderschöne Melodien erklingen lässt.

Immer wieder verlässt Maxime Bender bei seinen Kompositionen den klassischen Big-Band-Sound, baut Pop-Melodien ein, schweift ab, macht Umwege und kommt doch immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Bei einem Zwischenstopp in einer gemütlichen Jazz Lounge auf der 5th Avenue zum Beispiel darf sich sein Bassist mit einer Klarinette ein spannendes Duell liefern, bevor dann die Bläser wieder hinzukommen und der Big-Band-Sound den Raum aufs Neue erfüllt. Ein bisschen kitschig wird es dann beim nächsten Lied: einer Coverversion von Becks „Lonesome Tears“ mit schnulziger Männerstimme.

Dafür kommt die Reise danach zu ihrem absoluten Höhepunkt. „Atibaia“ ist die schönste und wohl auch persönlichste Komposition von Maxime Bender, der in seiner Jugend einige Zeit in Atibaia in Brasilien verbracht hat und die Stimmung dieser Stadt wunderbar in Musik übersetzt hat. Der Rhythmus wie auch die Melodie wirken zerbrechlich, gleichzeitig aber auch stark. Das Stück ist von Ambivalenzen geprägt, die es bunt machen und unsere Fantasie anregen.

Mit seinen Danksagungen holt Maxime Bender uns aus Brasilien zurück nach Mamer. Schade. Obwohl … Mit „Fellowship“, der Zugabe, zeigen er und seine Musiker, dass man dort zu Hause ist, wo man Freunde hat!