Ist es die Unendlichkeit des Universums oder doch der Blick durch ein Mikroskop auf einen Mikrokosmos aus Farben und Formen? Die Ölgemälde von Thierry Devaux geben Rätsel auf, lassen dem Betrachter viel Spielraum zur eigenen Auslegung. Allein die Titel sind manchmal schon Enigmen für sich: „Matière ou non“ nennt sich die 162 x 130 cm große, hauptsächlich in Blautönen gehaltene Arbeit, auf die der Blick des Besuchers beim Eintritt in die Galerie wohl als Erstes fällt.
Wie alle Gemälde von Devaux, der Öl und Pigmente nach traditioneller Methode selbst anrührt, sticht auch dieses durch eine nahezu spiegelglatte Oberfläche hervor. Die dreidimensionalen Strukturen, die man zu erkennen glaubt, sind eine Art „trompe l’oeil“. Inmitten der Leinwand scheint sich eine Kugel zu erheben, ein plastisches Gebilde mit von rotbraunen Elementen durchzogenen, wie Inseln wirkenden Formen. Steht man vor der Arbeit und blickt nach rechts, sieht man auf dem Fußboden gleich drei Plastiken des Künstlers, in denen man die gleiche Kugel zu erkennen glaubt: „Mutationen“ nennt Devaux diese Werke, die wie Bronzen aussehen und dabei doch aus ganz und gar unedlem und patiniertem Gips bestehen: ein weiteres „trompe l’oeil“.
Real oder irreal?
Mit dieser Frage wird der Besucher der Ausstellung, vor allem beim Betrachten der Plastiken, noch öfters konfrontiert, etwa bei der Reihe „Ancrage“, wo ein Gleichgewicht, das eigentlich sämtlichen physikalischen Grundsätzen widerspricht, nicht nur vorgegaukelt wird, sondern tatsächlich existiert. Wasser, Feuer, Erde, Luft: Die vier Elemente sind die Grundlage aller Arbeiten von Devaux, der sich in einem ungeheuren Fantasiereichtum ein umfangreiches Instrumentarium zurechtgelegt hat und alle möglichen Objekte in seinen Plastiken verarbeitet.
Zu seiner Kunst schreibt der Franzose auf seiner Webseite Folgendes: „Elle s’inscrit dans la durée. La prétention est de faire œuvre à la manière d’un alchimiste, mais dans une approche résolument poétique. C’est la mise en place d’un univers codifié; synthèse atypique de connaissances, de pressentis, d’appréhensions, d’espoirs aussi.“
Thierry Devaux stellte bereits mehrfach in der Galerie Simoncini aus. Doch der Künstler war ebenfalls bereits in der Philharmonie zu Gast.
Im Jahr 2008 war er für das Bühnenbild der experimentellen Konzertaufführung „Daruma 2“ verantwortlich. Verspielt, poetisch, unkonventionell: Die Kunst des Thierry Devaux ist noch bis zum 30. Juni in der Galerie in der rue Notre-Dame 6 zu sehen.
Zu Demaart
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