Das nur Millimeter kleine Loch wurde am Mittwoch bei einer routinemäßigen Überprüfung, dem sogenannte «A-Check», an der linken Hinterseite der Maschine entdeckt. Für die Piloten und die Maschine habe zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden, heißt es von der Cargolux. Laut Luftfahrtexperten können Flugzeughüllen sogar mehrere Salven aus einer Maschinenpistole aushalten, sofern keine elektronischen oder hydraulischen Systeme beschädigt werden. Die kleinen Öffnungen kann die Druckkabine des Flugzeugs ohne Schwierigkeit ausgleichen, heißt es. Löcher im Rumpf eines Flugzeugs sind nichts Alltägliches, kommen aber vor. Meistens spielt allerdings Materialermüdung, technisches Versagen oder Vogelschlag eine Rolle.
Die Cargolux fliegt ihre Fracht in großen Höhen. Aus diesem Grund ist die Kabine (der Rumpf) der Boeing 747 luftdicht gebaut. Die Piloten sind beim Fliegen einem Druck von ungefähr 0,6 bar ausgesetzt. Das entspricht den Druckverhältnissen wie auf einem Berg von 2000 Meter Höhe. Auf der Erde liegt der Druck bei 1 bar. Auf Reiseflughöhe, ist die Maschine darum «aufgepumpt». Der Innendruck ist höher als der Druck der Umgebung.
Komplexes System
Die Druckkabine wird über Umluft, die durch die Maschine gepumpt wird, mit Atemluft versorgt. Dazu kommt die sogenannte Zapfluft aus den Triebwerken. Über Verdichtungsstufen wird dort die dünne Luft abgezapft und komprimiert. Durch die Kompression erhitzt sich die Atemluft allerdings bis auf 400 Grad. Auf dem Weg in die Kabine muß der Sauerstoff darum erst durch Wärmetauscher und Klimaanlagen gekühlt werden.
Selbst große Löcher in der Flugzeughülle sind keine wirkliche Gefahr für ein Flugzeug. Durch ein großes Loch entweicht die Luft lediglich schneller nach außen. Das Problem ist nicht der geringe Luftdruck, sondern die in großer Höhe herrschende Kälte und der geringe Sauerstoffgehalt.
Eine Reserve
Gibt es Probleme, müssen die Piloten möglichst schnell auf eine angemessene Höhe (3000 Meter)wo es genügend Sauerstoff gibt, sinken. Bei einem kompletten Druckverlust in der Kabine gibt es Notsysteme mit Sauerstoff für Passagiere und Crew. Über Atemmasken können die Insassen für kurze Zeit mit Sauerstoff versorgt werden. Hier gibt es laut Luxair-Pilot Paul Reuter klare Anweisungen, die in der Fachsprache «Memory Action» genannt werden. Innerhalb von 45 Sekunden müssen alle Sicherheitsmaßnahmen und Sinkflug eingeleitet werden.
Ob nun gezielt auf die Frachtmaschine der Cargolux geschossen wurde, wird wohl nie rauskommen. Die Transportmaschine war Anfang der Woche von Luxemburg in Richtung Elfenbeinküste und von dort nach Ghana und Nigeria geflogen. Der Afrikanische Kontinent ist bei den Piloten gefürchtet. «Wir hören des öfteren von gezielten Schüssen auf Flugzeuge», so Reuter am Donnerstag gegenüber Tageblatt.lu
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können