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Direktion als Geisel

Direktion als Geisel

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LIÈGE – Weil Direktion von ArcelorMittal und Personalvertreter sich am Montag nicht einigen konnten, besetzten Arbeiter die Firmenzentrale in Flémalle.

Es waren vor allem zwei Punkte, die bei den Personalvertretern das Fass zum Überlaufen brachten. Sie beschuldigen die Firmenleitung, die 2004 unterzeichnete Konvention über die Bezahlung im Falle von Kurzarbeit nicht einzuhalten. Des Weiteren soll die Direktion sich nicht an die Abmachung halten, was die Mindestanzahl von Teilzeitarbeitern in den Werken betrifft. Die Mitarbeiter fürchten um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Ein Hochofen liegt in Liège bereits seit einiger Zeit still.

Am Montag fand in Flémalle die Verhandlungsrunde „der letzten Chance“ statt. Sie wurde ohne Resultat beendet. Daraufhin besetzten laut belgischen Medienberichten aufgebrachte Gewerkschaftler den 4. Stock des ArcelorMittal-Gebäudes. Drei Mitglieder der Direktion wurden am Montagnachmittag immer noch am Verlassen der Büros gehindert: der Generaldirektor, der Personalchef und der Pressesprecher.

Firmenleitung verurteilt Blockade

Die Firmenleitung verurteilt die Vorgehensweise der Arbeiter auf das Schärfste, heißt es in einer Mitteilung. Sie erinnert daran, dass sie nicht alle Teilzeitarbeiter halten könne. Und man sei auch nicht in der Lage, die Sonntage des Personals, das Kurzarbeit fährt, zu bezahlen, so die Firmenchefs. Aber das Unternehmen hätte den Gewerkschaften akzeptable Vorschläge unterbreitet. 95 Prozent der betroffenen Arbeiter der Region Liège sollen in anderen ArcelorMittal-Werken weiter beschäftigt werden. Die Direktion sei ebenfalls bereit, 200 der etwa 300 Teilzeitverträge aufrecht zu erhalten. Des Weiteren hätte man den Personal Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten vorgeschlagen.

Jetzt, da keine Einigung gefunden wurde und das Personal auf stur stelle, sei man gezwungen, die Arbeitsverträge der ersten Teilzeitarbeiter aufzulösen, so die Direktion. Die Besetzung der Chef-Etage in Flémalle wird als imageschädigend angesehen. Das gegenseitige Vertrauen sei schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Von Arbeitnehmerseite wird indes betont, man wolle an der Fortführung der Gespräche festhalten.

Letzen Freitag hatte die Firmenleitung angekündigt, die Aktivität in den belgischen Filialen zurück zu schrauben. Aber nicht nur in Belgien ist die Lage kritisch. Ungeachtet zahlreicher Proteste ist am Morgen im französischen Lothringen der letzte noch in Betrieb befindliche Hochofen geschlossen worden. Der weltweit größte Stahlkonzern ArcelorMittal begründete diesen Schritt mit der flauen Konjunktur und der sinkenden Stahlnachfrage. Sie mache eine „Optimisierung“ der Ressourcen in Europa notwendig.