Vorschläge eine Lowcost-Fluggesellschaft nach Findel anzulocken, um den Flughafen zu beleben, tauchen periodisch auf. Die Frage stand unter anderem 2001 im Raum, als Ryanair sich im belgischen Charleroi niederließ. Neue Nahrung erhielt die Diskussion nun durch Aussagen von Mittelstands- und Tourismusminister Françoise Hetto-Gaasch anlässlich der Vorstellung der Bilanz der Tourismus-Saison vor zwei Tagen. Und wieder sorgen Billigflieger für Aufregung – aber nur wenn die Maschinen in Luxemburg landen oder die Unternehmen sich hier niederlassen sollen.
Ihre in den Medien aufgegriffenen Aussagen seien jedoch falsch interpretiert worden, verteidigt sich Hetto. Sie habe die verschiedenen Akteure des Tourismus-Sektors aufgefordert, Vorschläge für eine Verbesserung der Situation im Bereich des Fremdenverkehrs zu unterbreiten, heißt es in einer Mitteilung der Ministerin am Mittwoch. Einer dieser Vorschläge sei eben die Ansiedlung einer Billig-Airline gewesen. Hierbei handele es sich aber weder um eine offizielle Position des Ministeriums noch um eine Anfrage oder den Wunsch der Ministerin. Das Tourismusministeriums sei in keinem Projekt und in keinerlei Diskussionen um die Ansliedlung einer Billigfluggesellschaft beteiligt, so Hetto.
Das sichere Aus für Luxair?
Allein der Gedanke von Billigfliegern in Luxemburg ist den Grünen ein Greuel. Die Aussagen der Ministerin seien in mehrfacher Hinsicht unverständlich, meint der Abgeordnete Henri Kox („déi gréng“). Die Ansiedlung einer Billig-Airline – wie z.B. Ryanair – auf Findel wäre das sichere Aus für die nationale Fluggesellschaft Luxair. Darüber hinaus finanzierten Billig-Airlines ihre Dumpingpreise durch diskutable Arbeitsbedingungen für das Personal. „déi gréng“ wollen von der Ministerin wissen, ob diese Aussagen in der Regierung abgesprochen waren. Zu diesem Zweck bat die Partei am Mittwoch Parlamentspräsident Laurent Mosar, eine gemeinsame Sitzung des Wirtschaftsausschusses, der Tourismuskommission sowie der Kommission für nachhaltige Entwicklung zu diesem Thema einzuberufen und die zuständigen Minister einzuladen.
Die Aussagen der Mittelstandsministerin beunruhigen auch den OGBL. In einem Schreiben an die Ministerin kündigt die Gewerkschaft Widerstand gegen die mögliche Niederlassung einer Billigflug-Gesellschaft an. Würde die Regierung dem zustimmen, würde sie Sozialdumping fördern, und das auf Kosten von Arbeitsplätzen bei der Luxair. Laut OGBL-Sekretär Hubert Hollerich rekrutieren die Billigflug-Gesellschaft ihr Personal über Zwischenfirmen hauptsächlich aus Osteuropa (Russland und Belorussland) und das zu den in diesen Ländern bezahlten Löhne. In Billigfluggesellschaften seien gewerkschaftliche Rechte beschnitten, Personalvertretungen nicht toleriert.
Wenig Interesse an Luxemburg
Ob sich die Frage nach Lowcost-Fliegern in Luxemburg derzeit überhaupt stellt?
Fernand Brisbois, Generaldirektor von Lux-Airport, ist skeptisch, was das Interesse der Billig-Gesellschaften an Luxemburg angeht, sagte er L’essentiel online: «Normalerweise nutzen Low-Cost-Anbieter größere Strukturen als den Findel, der letztlich ein regionaler Flughafen ist.» Zudem würden die Gesellschaften Flughäfen bevorzugen, auf denen sie Hauptkunde seien und bei den Bedingungen mitreden könnten, so Brisbois.
Brisbois schließt dennoch Verhandlungen mit Billiganbietern nicht aus. «Unsere Aufgabe ist es, den Findel weiterzuentwickeln. Wenn dieser Weg über Low-Cost-Anbieter führt, werden wir die Frage näher untersuchen. Aber das ist ein sehr unwahrscheinliches Szenario.» Bisher habe Brisbois keine Kenntnis von interessierten Airlines.
Zu Demaart
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